Konfirmanden-Rallye in der Offenburger Innenstadt
125 Konfirmanden aus den evangelischen Pfarrgemeinden in Offenburg und Schutterwald haben sich am Mittwochnachmittag bei einer »Luther«-Rallye auf die Spuren des Reformators gemacht. An zehn Stationen in der Innenstadt hatten sie Aufgaben zu erfüllen, die mit Luthers Zeit zu tun hatten.
Der Thesenanschlag Martin Luthers im Jahr 1517 hat die Welt verändert. Doch was bedeutet das 500 Jahre danach? Um diese Frage zu klären, hatten sich die 125 Konfirmanden aus den evangelischen Gemeinden des Offenburger Stadtgebiets und aus Schutterwald, der Christusgemeinde, der Matthäusgemeinde, der Erlösergemeinde, der Auferstehungsgemeinde, der Johannes-Brenz-Gemeinde, der Stadtkirchengemeinde sowie der Lukasgemeinde, an einer Konfirmanden-Rallye beteiligt.
An zehn Stationen hatten die Jugendlichen Aufgaben zu erledigen, die alle etwas mit der Person Martin Luther und seinem historischen Umfeld zu tun hatten. Am Fischmarkt wartete beispielsweise eine Helferin als Erzbischof von Mainz verkleidet auf die Konfirmanden. Dort waren die Sakramente Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Krankensalbung, Priesterweihe und Ehe der römisch-katholischen Kirche durcheinandergekommen und sollten in die richtige Reihenfolge gebracht werden – gar nicht so einfach, wie die Jugendlichen erkennen mussten.
Ohne Hilfsmittel
Spektakulär war die Station an der Klosterkirche. Dort lagen Bretter bereit, aus denen mithilfe einer Anleitung eine sogenannte Da-Vinci-Brücke gebaut werden sollte – ganz ohne Hilfsmittel wie Nägel oder Hammer. Mit großen Augen standen die Konfirmanden vor den Holzbalken. »Wie soll das funktionieren?«, fragte ein Teilnehmer der Erlösergemeinde ungläubig. Doch nach ersten Zweifeln machten sich die Jugendlichen an die Arbeit und am Ende konnten sie sogar selbst über die gebaute Brücke schreiten. Gemeindediakon Johannes Kraus lieferte den Hintergrund: »Als Luther im Kloster war, suchte er eine Brücke zwischen dem Mensch und Gott ohne Hilfsmittel.« Zu Luthers Zeiten war es üblich, Gott durch Taten wie Selbstgeißelung oder Fasten näherzukommen. Luther aber habe erkannt, dass dies nicht nötig sei. »Egal wie weit die Beziehung zwischen Mensch und Gott ist, ihr könnt sie immer überwinden – so wie mit dieser Brücke.« Dieser Gedanke sei zur damaligen Zeit revolutionär gewesen.
Andere Stationen waren der Buchdruck und die Buchbinderei auf dem Marktplatz, wo die Konfirmanden Bibelsprüche mit Stempeln drucken und sie zu einem kleinen Büchlein binden konnten. Christian Kühlewein-Roloff, Pfarrer der Stadtkirchengemeinde, erklärte dazu den Hintergrund: Ohne die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg sei die Verbreitung von Luthers Bibelübersetzung nicht möglich gewesen. Am Lindenplatz schickte Heike Kümmerle die Konfirmanden in die Zeit, als Luther Jura-Student war und ins Gewitter kam. Damals flehte er Gott an, ihn überleben zu lassen und gelobte, Mönch zu werden. Auf Platten mussten sich die Teilnehmer den Weg durchs Gewitter suchen. Traten sie auf eine Platte, auf deren Rückseite ein Blitz war, schieden sie aus.
Vernetzung als Ziel
Organisiert hat die Luther-Rallye Gemeindediakon Johannes Kraus mit Bezirksjugendpfarrerin Britta Hannemann und weiteren Helfern für alle Konfirmanden, die zwischen 15. April und 15. Mai in Offenburg und Schutterwald konfirmiert werden.
Gemeindediakon Johannes Kraus ist als evangelischer Stadtjugendreferent für die Jugendarbeit zuständig und soll die Gemeinden vernetzen. Im Herbst fand eine Jugend-Kletteraktion im DAV-Zentrum zum Thema Vertrauen statt.
INFO: Die »Luther«-Rallye ist im November noch mal geplant – für die nächste Konfirmanden-Generation.
Konfi-Unterricht
Derzeit haben 125 Jugendliche in Offenburg und Schutterwald Konfirmationsunterricht. In der Regel dauert dieser ein dreiviertel Jahr und beginnt im September oder vor den Sommerferien. Der Unterricht ist immer mittwochnachmittags. Dies ist möglich, da Schüler der achten Klasse in Baden-Württemberg dann immer unterrichtsfrei haben. So haben die Konfirmanden Zeit, sich in ihrer Gruppe mit christlichen Themen wie Abendmahl, Taufe, Schöpfung oder zehn Gebote auseinanderzusetzen. Dies geschieht auf unterschiedlichste Weise und hat das Ziel, dass die Jugendlichen den Glauben und die christliche Tradition erleben und herausfinden, was dies mit ihrem Glauben und ihrem eigenen Leben zu tun hat.