Kunstgenuss auf Alemannisch
Rund zwanzig Künstler und Kunstinteressierte folgten am Samstagnachmittag der »alemannischen Verführung« entlang der Kunstausstellung von »ARTist« Gengenbach-Obernai. Für die originär alemannische Verführung war in erster Linie der Gengenbacher Mundartdichter, Musiker und Maler Helmut Heizmann zuständig.
Die Verführung an diesem sonnigen Frühherbstnachmittag war aber durchaus vielgestaltig. Zum einen war es natürlich spannend, zu erfahren, wie Heizmann die teils längeren Ausgangstexte zu den Kunstwerken am Philosophenweg in die heimatliche Mundart übersetzte. Der überzeugte Anhänger der heimatlichen Brauchtumspflege zeigte sich zudem in alemannischer Tracht und bot dadurch schon einen kontrastreichen Blickfang zur Kleidung der Gäste und dem Grün des Waldes. Doch auch die Natur zauberte verführerisch. Viele Skulpturen und Bilder mussten sich neben der herbstlichen Farbenkonkurrenz behaupten. Und wie bestellt rückte ab und zu ein durchbrechender Strahl der Nachmittagssonne das eine oder andere Objekt in ein zusätzliches Glanzlicht.
Zwei Stunden führte der siebenundsechzigjährige Heizmann zu Fotocollagen, Skulpturen aus Keramik, Beton und Holz und Bildern in Öl oder Acryl.
Am Ende wartete auf dem Lothar-Gedächtnisplatz eine letzte Verführung. Vorsitzender Rüdiger Stadel hatte mit seiner Künstlergruppe »ARTist« zu Wein und kulinarischen Leckerbissen eingeladen. Bis es aber so weit war, durften sich die Kunstwanderer an düsteren Schöpfungen wie etwa von Isabella Simic´ oder an heiteren Werken wie etwa der vierteiligen Bildkomposition »Tanz« von Heide Roussel aus Heiligenberg im Elsass inspirieren lassen.
»Ma muess jede Dag donse, wenn’s au nur im Kopf isch«, übersetzte der Mundartexperte den Originaltext. Bosiljka Jankovic aus Gengenbach gestaltete das Seneca-Zitat »Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen«. Heizmann übersetzte: »S isch nit wenig Zitt, wo mer hänn; s isch viel Zitt, wo mer nix druss mache.« Juliane Jung hatte als Werkvorlage »Viele suchen ihr Glück, wie sie ihren Hut suchen, den sie auf dem Kopf tragen«. Heizmann übersetzte den Gedanken des österreichischen Schriftstellers Nikolaus Lenau: »Vieli sueche s’ Glück, wie si de Huet sueche, wo si schu ufem Grind hän.«
Die Idee für diese Sonderführung unter dem Motto »alemannische Verführung« hatte Otto Lohmüller, der selbst mit zwei Werken oberhalb des Haigerachtals vertreten war. Sein »Schäfer-Kurt«, das Motiv auf seinem Werk, war selbst ein überzeugter Verfechter der heimischen Mundart.
Zu guter Letzt erfreute Helmut Heizmann zum kulinarischen Abschluss mit weitem Blick auf Gengenbach und Kinzigtal mit sehnsuchtsvollen Alphornklängen.
Noch bis Ende Oktober können die Kunstwerke auf dem Philosophenweg betrachtet werden. Zum 1. November werden sie nach zweijähriger Ausstellungsdauer abgebaut. Im nächsten Jahr wird eine neue Serie von Kunstobjekten gestartet.