Offenburg

105. Geburtstag: Kurt Erhart aus Offenburg feiert heute

Regina Heilig
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18. November 2016

Dass er den Zweiten Weltkrieg überlebt hat, sieht Pfarrer im Ruhestand Kurt Erhart nicht als persönliches Glück, sondern als Pflicht, seinen Mitmenschen zu dienen. ©Regina Heilig

Derzeit liest er ein Werk des Theologen Eugen Biser und beschäftigt sich mit Pierre Teilhard de Chardin. Keine Frage, Kurt Erhart, Pfarrer im Ruhestand, ist trotz seines hohen Alters noch fit. Heute wird er 105 Jahre alt.

Am heutigen Freitag feiert Pfarrer im Ruhestand Kurt Erhart im Aenne-Burda-Stift seinen 105. Geburtstag. Mit der Erinnerung ist das so eine Sache: Der eine hat ein gutes Gedächtnis, der andere eher nicht. Fest steht jedoch, dass Menschen sich in späteren Jahren nur an Dinge erinnern können, die etwa ab ihrem dritten Geburtstag geschehen sind. Das bedeutet, dass die Lebenserinnerungen von Kurt Erhart inzwischen mehr als ein ganzes Jahrhundert umspannen. Und der älteste Einwohner von Offenburg, der bei noch recht guter Gesundheit und Aktivität im Aenne-Burda-Stift lebt, weiß spannend und reflektiert über die Zeiten zu berichten, die er erlebt hat. 

So zuletzt am 25. September, als der Jubilar beim »Dialog im Kloster« zu Gast war und das Thema hieß: Hundert Jahre in Kirche und Gesellschaft – aus der Sicht eines kritischen Zeitzeugen. Am 18. November 1911 wurde Kurt Erhart in Wehr am Hochrhein geboren. Sechs Brüder und eine Schwester hatte er insgesamt, aber als der älteste seiner Brüder im Ersten Weltkrieg starb, war der Jubilar selbst noch ein Kind. 

Ein anderer Bruder fiel im Zweiten Weltkrieg – wie es auch Kurt Erhart hätte ergehen können, wenn er nicht wie durch ein Wunder zwei Tage vor Heiligabend 1942 von der sechsten zur zweiten Armee versetzt worden wäre. Die sechste Armee wurde kurz darauf bei Stalingrad eingeschlossen und erlitt furchtbare Verluste. An Zufälle glaubt Kurt Erhart nicht – er fasste sein Überleben nicht als persönliches Glück auf, sondern als Pflicht, seinen Mitmenschen zu dienen.

In Freiburg studiert

Zu diesem Zeitpunkt war der Jubilar schon seit fünf Jahren katholischer Priester. Er hatte in Freiburg und Münster Theologie und Philosophie studiert, war am 22. März 1936 im Freiburger Münster geweiht worden und hatte als Kaplan in Konstanz gewirkt. In der Zeit des Nationalsozialismus geriet die Kirche zunehmend unter Druck, aber auch als Bürger sah Kurt Erhart früh, in welch verhängnisvolle Richtung sich die Politik bewegte. Nach dem Krieg und dem Abschluss seiner Kaplanzeit trat der Jubilar seine erste Pfarrstelle in St. Leodegar in Schliengen an, wo er bis 1960 blieb. 

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Es folgte St. Alexius in Herbolzheim bis 1970 und zuletzt Ettlingenweiler. Auch nach seiner Pensionierung wirkte Kurt Erhart noch als Priester, etwa im Sanatorium in Bad Bellingen oder bis in die letzten Jahre im Aenne-Burda-Stift, wo er seit 1991 lebt.

Der Aufbruch durch das Zweite Vatikanische Konzil hat die Tätigkeit des heute 105-Jährigen als Seelsorger und Priester maßgeblich geprägt. Papst Johannes XXIII., der Konzils­papst, ist ihm bis heute ein Vorbild. Und der jetzige Papst Franziskus sei »ein Geschenk an die Kirche« und zeige, »wie lebendig die Kirche noch immer ist«, freut sich Kurt Erhart.

Ruhig angehen

Seinen 105. Geburtstag will Kurt Erhart ruhig angehen lassen. Die Feier zu seiner 80-jährigen Priesterweihe in diesem Jahr sei schön, aber sehr anstrengend gewesen. Er ist dankbar dafür, dass sein Geist noch immer hellwach ist. 

Derzeit liest der Jubilar ein Werk des erst kürzlich verstorbenen Theologen Eugen Biser und beschäftigt sich eingehend mit dem Jesuiten und Naturwissenschaftler Pierre Teilhard de Chardin. »Teilhard de Chardin war ein nicht erkannter Prophet«, ist sich Kurt Erhart sicher. »Er hat die beiden Welten der Wissenschaft und der Religion zusammengebracht.«

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