Der Kinzigtäler

Matthias Saecker hält Grußwort an neues Pfarrer-Ehepaar Martiny

Marc Faltin
Lesezeit 3 Minuten
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16. September 2015
Matthias Saecker, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, hielt ein bemerkenswertes Grußwort an das neue Pfarrerehepaar Martiny.

Matthias Saecker, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, hielt ein bemerkenswertes Grußwort an das neue Pfarrerehepaar Martiny. ©Marc Faltin

Grußworte können auch reichlich Emotionen und körperliche Reaktionen auslösen. Sie können erheitern oder verwundern. Beeindrucken, berühren oder entsetzen. Ermüden, ja fast zu Tode langweilen. Und sie können nerven, wenn beim letzten der gefühlt Dutzend Rednern die Beitragslänge den Unterhaltungswert deklassiert. Das Beste kommt in diesem Fall sowieso selten zum Schluss. Schließlich ist im Grunde längst alles gesagt, was aus gegebenem Anlass gesagt werden müsste. Sollte dann auch noch ein warmes Büffet seine Düfte verströmen lassen, während das gesprochene Wort ungebrochen bleibt, geht mit dem Magenknurren gleich noch das Murren los.

Ein solcher Druck im Publikum blieb am Sonntag Matthias Saecker, dem Vorsitzenden des Kirchengemeinderats der Evangelischen Kirchengemeinde Gengenbach, zwar erspart. Bemerkenswert bleibt sein rhetorisches Kunststück dennoch, nach dem Einführungsgottesdienst für Deborah und Moritz Martiny, den Grußworten für das neue Pfarrerehepaar und nach gut 100 Minuten noch volle Aufmerksamkeit zu erzeugen. Daher Auszüge aus der auch flott vorgetragenen Rede mit Blick aufs Ehepaar Martiny:

»Es sitzen ja nun in diesem Raum gefühlte 100 Erwartungen an Sie als neues Pfarrerehepaar. Herr Bürgermeister Erny erwartet Präsenz bei vielen öffentlichen Terminen und unsere unkomplizierte Zustimmung für viele verkaufsoffene Sonntage. Herr Dr. Würtz, Leiter der Seelsorgeeinheit, hofft, dass Sie anerkennen, dass die Katholische Gemeinde hier allein zahlenmäßig die Nummer eins am Ort ist und wir deshalb nur die zweite Geige spielen können. Herr Dekan Wellhöner hofft, dass Sie Ihre Fähigkeiten auch intensiv im Kirchenbezirk einbringen. Der Kirchengemeinderat hofft, dass die Sitzungen spätestens um 22 Uhr zu Ende sind. Ältere Menschen erwarten traditionelle Gottesdienste sonntags ab 10 Uhr, Familien mit Kindern einen Gottesdienst erst ab 11 Uhr mit Kinderbetreuung und anschließendem Mittagessen. Die Jugend erwartet Gottesdienste mit Popmusik – am liebsten am Abend. Diese Liste ließe sich lange fortsetzen. Ich bin überzeugt, Sie sind in der Lage, all diese Erwartungen und noch viel mehr schnell und problemlos zu erfüllen. Deshalb haben wir Sie auch gewählt. Aber es würde Ihnen nicht gut tun, alles auf einmal anzugehen – Sie bekommen sonst bald einen Burnout!

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Eine kleine Geschichte verdeutlicht vielleicht, wo wir als Gemeinde heute stehen und wo Sie am besten anfangen könnten. Ein Nachbar schenkte mir ein altes Bordeaux-Weinfass, eine Küferarbeit mit vielen einzelnen Eichenplanken von Eisenringen zusammengehalten, das er als Regentonne benutzt hatte. Als ich es als Regentonne aufstellen wollte, waren überall große Ritzen drin zu sehen. Das Holz war wegen der Hitze ausgetrocknet und geschrumpft. Das Wasser lief überall hindurch, wenn man es einfüllte.  Als sich bei den wenigen Regenfällen der letzten Wochen die Tonne immer wieder mit Wasser füllte, bemerkte ich, dass sich das Holz langsam mit Wasser vollsog. Die Ritzen und Fugen schlossen sich, das Fass war plötzlich dicht. Der Wasserstand stieg und stieg, das Fass war schließlich voll und lief sogar über. Etwa so geht es uns nach einem Jahr Vakanz in dieser Gemeinde. Nicht ganz so dramatisch, wir waren auch nicht untätig und hatten eine tolle Vakanzvertretung und einige Helfer. Aber manche Beziehungen und Abläufe sind ausgetrocknet. Füllen Sie frisches Wasser des Glaubens, der Gemeinschaft und der Liebe bei uns ein. Wir werden es dankbar aufnehmen und die Ritzen und Fugen in unserem Gemeindeleben sich bald schließen. Der gemeindliche Wasserstand wird steigen. Sie werden die Mitarbeiter neu motivieren und neue Mitarbeiter in großer Zahl gewinnen. Diese werden Ihnen helfen, die gefühlten 100 Erwartungen und noch viel mehr locker zu erfüllen, so dass es unserer Gemeinde, der Stadt und dem Kirchenbezirk zugute kommt.«

Was uns das noch sagt? Schlussredner sollten kurz und schmerzlos mit besten Grüßen das Büffet eröffnen oder überraschende Akzente setzen (können).

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