Marode Brücke: Neubau würde 2,5 Millionen Euro kosten
Rechtfertigen 115 Kraftfahrzeuge und 50 Radfahrer pro Tag den Neubau einer Brücke für 2,5 Millionen Euro? Das war eine wesentliche Frage im Verkehrsausschuss, als es um die marode Kinzigbrücke bei Griesheim ging. Die Ausschussmitglieder sagten überwiegend Nein. Nun sollen Alternativen geprüft werden.
Dass die Brücke über die Kinzig bei Griesheim nicht mehr im besten Zustand ist, ist den Experten seit einigen Jahren klar. Der Überbau des Bauwerks aus den 50er-Jahren neigt sich zur Seite. Wurden allerdings bei den Hauptuntersuchungen der vergangenen Jahre zumindest keine Risse und damit kein unmittelbarer Handlungsbedarf festgestellt, so sei die Situation nun eine andere, wie Joachim Steck, der bei der Stadt Offenburg für die Brücken zuständig ist, am Mittwochabend im Verkehrsausschuss erläuterte.
Bei einer Prüfung im Jahr 2015 sei eine Zunahme der Verformung festgestellt worden. Eine Nachrechnung durch die beauftragten RS Ingenieure habe ergeben, dass die Spannglieder in der Wirtschaftswegbrücke in der Verlängerung der Hesselhurster Straße überlastet seien. Die Dauerhaftigkeit und Tragfähigkeit der Brücke sei dadurch eingeschränkt. Und: »Eine Sanierung ist unmöglich«, versicherte Steck. Man könne sie allenfalls noch zwei bis drei Jahre »mit halbwegs schlechtem Gewissen« betreiben. Einzig ein Neubau könne Abhilfe schaffen, wolle man die Brücke weiterhin für Fahrzeuge bis zwölf Tonnen Gesamtgewicht freigeben – erste Maßnahme ist eine Beschränkung auf 3,5 Tonnen.
Entscheidung vertagt
Allerdings würde ein Neubau 2,5 Millionen Euro kosten. Dazu müsste auch die vorgelagerte Brücke über den Mühlbach neu gebaut werden, um den Baustellenverkehr sicherzustellen. Die Kosten waren am Ende der Grund, warum eine Entscheidung darüber, ob die Planungsleistungen in Höhe von 40 000 Euro vergeben werden sollen, auf Vorschlag von CDU-Fraktionschef Albert Glatt vertagt wurde.
»Die Nutzerzahlen sprechen für sich«, sagte SPD-Stadtrat Jürgen Gießler angesichts der genannten 115 Kraftfahrzeuge und 50 Radfahrer pro Tag. Würden diese die nur zwei Kilometer entfernte Brücke zwischen Bühl und Weier nutzen, sei der Weg zwar ein Stück weiter, aber: »Da können wir Kilometergeld zahlen«, so Gießler. Die starken Schäden an der Brücke könnten durchaus auch damit zusammenhängen, dass sie während der Arbeiten an der A5 von Baustellenfahrzeugen mit einem Gewicht von mehr als zwölf Tonnen genutzt wurden.
»Es war sicher so, dass Baustellenfahrzeuge drüber gefahren sind, aber auch Traktoren mit über zwölf Tonnen«, sagte Steck auf entsprechende Nachfrage von Arthur Jerger (Grüne).
Baubürgermeister Oliver Martini sagte zu, Alternativen zu prüfen und das Gespräch mit dem Ortschaftsrat zu suchen, um die Bedeutung der Brücke, vor allem für die Landwirtschaft, zu ermitteln.