Offenburg

Metzgereiensterben: Nur noch eine Filiale in der Innenstadt

Florian Pflüger
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
18. Februar 2017
Im November 2016 war Schluss: Peter, Irma und Walter Fuchsschwanz (von links) machten ihren Laden am Marktplatz endgültig zu.

(Bild 1/2) Im November 2016 war Schluss: Peter, Irma und Walter Fuchsschwanz (von links) machten ihren Laden am Marktplatz endgültig zu. ©Archivfoto: Florian Pflüger

Die goldenen Zeiten der Metzgereien sind längst vorbei – auch in Offenburg. Inzwischen gibt es in der Innenstadt nur noch ein Fachgeschäft. Es verwundert kaum, dass die verbliebenen Metzger die Entwicklung mit Sorge sehen. Um zu überleben, gibt es offenbar nur einen Ausweg.

»Kleine Metzgereien haben keine Chance mehr.« Peter Fuchsschwanz wählte klare Worte, als im November 2016 die Traditionsmetzgerei am Marktplatz für immer schloss. Bereits im Jahr zuvor war mit der Metzgerei Burg eine bewährte Adresse für Fleisch- und Wurstwaren verschwunden. Und erst zum Jahresbeginn entschloss sich Michaela Schaufler, den Laden in der Oststadt zu schließen und sich auf Produktion und Verkauf übers Internet zu konzentrieren. Es sind die jüngsten Beispiele einer Entwicklung, die auch in Offenburg wohl kaum aufzuhalten ist: Die Metzgereien sterben weg.

Als er Mitte der 80er-Jahre seine Ausbildung zum Metzger begann, habe es noch zehn Metzgereien in der Kernstadt gegeben, einst sogar über 20, erinnert sich Stephan Link. Der 50-Jährige führt seit 2007 in vierter Generation die in Bohlsbach ansässige Metzgerei mit Hauptgeschäft und drei Filialen. Mit den Filialen in der Straßburger Straße und am Rabenplatz ist die Metzgerei Link die einzige alteingesessene Offenburger Metzgerei, die überhaupt noch Ladengeschäfte in der Kernstadt hat. 

Die Entwicklung – hin zu den Supermärkten, weg von den Fachgeschäften, sieht auch Link mit Sorge. Dazu kommt das Problem mit dem Nachwuchs. In seiner Lehrlingsklasse seien noch fast 30 Schüler gewesen, heute kämen gerade einmal vier Azubis zusammen. Eines steht für den 50-Jährigen außer Frage: »Man braucht eine bestimmte Größe, damit die Frische gewährleistet ist.«

Größe ist entscheidend

Bei allem Bemühen um Regionalität und Herstellung: Dass die Größe der Metzgerei ein entscheidendes Erfolgskriterium ist, zeigt das Beispiel der Metzgerei Vogt aus Bühl. Das über 130 Jahre alte Unternehmen mit 17 Filialen, 170 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 14,5 Millionen Euro ist mit der vor 15 Jahren eröffneten Filiale in der Steinstraße jetzt das einzig verbliebene Fachgeschäft in der Innenstadt. 

- Anzeige -

Und ohne einen gewissen Mindestumsatz gehe es nicht, wie Inhaber Alexander Vogt betont. Er nennt eine Spanne von 700 000 bis 1,2 Millionen Euro pro Filiale im Jahr. »Wer das nicht erreicht, kann es bleiben lassen.« Vogt verweist darauf, dass allein die Ausstattung eines Ladens zwischen 300 000 und 500 000 Euro kostet. Als Durchschnittswert für die Umsätze in den Vogt-Filialen nennt der Geschäftsführer 18 000 Euro pro Woche.

Auch wenn er selbst derzeit einer der Nutznießer der Entwicklung ist, sagt der 50-Jährige dennoch: »Im Allgemeinen tut es der Branche nicht gut.« Im Bewusstsein der Bevölkerung gehe der Metzger verloren. Entsprechend schwierig sei es, Nachwuchs zu bekommen. Sein Fall zeigt zumindest, dass es weitergehen wird: Denn sowohl sein Sohn (25) als auch seine Tochter (22) hätten ihre Ausbildung in der Fleischerei-Branche gemacht.

Wolfgang Böhringer ist noch auf der Suche nach einem Nachfolger für seine Metzgerei – mit einem Umsatz von 2,5 Millionen Euro die größte in Offenburg. Der 69-Jährige, der sich vor 15 Jahren im Industriegebiet Elgersweier niedergelassen hat und 24 Mitarbeiter beschäftigt, hat noch längst nicht genug von seinem Job – und er gibt sich kämpferisch. 

Böhringer: »Mutig sein«

Seiner Meinung nach ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Böhringers Credo: »Dem Tüchtigen gehört die Welt.« Wer mutig sei und »richtiges Interesse« habe, der habe auch Erfolg. »Top-Qualität« und ein »gutes Preisgefüge« zählten. Die Größe des Betriebs hält er für weniger entscheidend. Genau sein Vorteil sei es, dass er die Wurst auch in kleinen Mengen – je nach Bestellung – produzieren könne. Das sei »ein Riesenvorteil« gegenüber dem Supermarkt.

Info

Nachwuchs fehlt

Laut Martin Maier, Obermeister der Fleischer-Innung Ortenau, gibt es im Kreis noch mehr als 50 Metzgerei-Unternehmen. Tendenz sei aber, dass immer mehr aufhören – häufig wegen des Alters und weil die Nachfolger fehlen. Letzteres liegt laut Metzger Alexander Vogt auch daran, dass es nur noch wenige Landwirte gibt. Gerade aus der Landwirtschaft habe das Fleischereigewerbe seinen Nachwuchs bekommen.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Zollbeamte überprüften am Mittwoch auf dem Biberacher B33-Parkplatz in Richtung Haslach, ob alle arbeitsrechtlichen Vorschriften eingehalten wurden.
vor 2 Stunden
Aktion zum Sicherheitstag 2024
Im Zuge des Sicherheitstags 2024 fand am Mittwoch eine Kontrolle an der B33 auf dem Biberacher Parkplatz statt. Im Gegensatz zu anderen Orten gab es dort keine größeren Auffälligkeiten. Dennoch hatten die 26 Beamten von Polizei und Zoll viel zu tun.
Ulf Wollezin ist zertifizierter Mediator.
vor 4 Stunden
Vortrag beim Hospizverein
Der Hospizverein Offenburg lädt seine ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungen ein. Zuletzt geschah dies durch einen Vortrag von Ulf Wollenzin über Probleme, Konflikte und Lösungsmöglichkeiten.
Neue Wanderausstellungen, wie derzeit im Glashaus die Ausstellung "Weggeschafft", sollen auch das Stammpublikum immer wieder in den Salmen locken. 
vor 11 Stunden
Kulturausschuss
Die Bilanz nach zwei Jahren Salmen fällt gemischt aus. Die Besucherzahlen kommen an die angepeilten 30.000 nicht ran. Dafür gab es viel Kritik. Salmen-Chefin Katerina Ankerhold ist sich sicher: "Der Ansatz geht auf." Es brauche mehr Zeit.
vor 12 Stunden
Das Beste der Woche
Ein Unglück kommt selten alleine. So ging es auch einer Leserin, die hier ihre Geschichte erzählt. Ob sie gut ausgeht?
Auch weil derzeit weniger Parkraum bei der Abtsberghalle zur Verfügung steht, wurde kürzlich bei einer größeren Veranstaltung rücksichtslos geparkt.
vor 13 Stunden
Ortschaftsrat Zell-Weierbach
In der Frageviertelstunde des Ortschaftsrats von Zell-Weierbach kamen die Themen rücksichtslose ­Parken und eine Verlängerung der Tempo-20-Regelung auf der Umleitungstrecke auf.
Fahrzeugführer Sven Wirt (rechts) erteilt den Feuerwehrmännern, die gleich ins Treppenhaus des Freizeitbads stürmen werden, Befehle.
vor 15 Stunden
Offenburg
Mit Blaulicht und Atemmasken rückten am Donnerstag Feuerwehrtrupps ins Offenburger Freizeitbad Stegermatt aus. Anlass war kein Notfall, sondern eine Übung. Zum Glück: denn eine dabei gewonnen Erkenntnis wird womöglich Leben retten.
Am 9. Juni wird auch in Schutterwald ein neuer Gemeinderat gewählt. Drei Räte kandidieren nicht mehr.
vor 15 Stunden
Kommunalwahl am 9. Juni
Wer stellt sich wieder zur Wahl, wer hört auf? Vier Listen wurden für die Gemeinderatswahl in Schutterwald am 9. Juni zugelassen. Wir geben eine ausführliche Übersicht zu den Kandidaten.
Will den Weg zu mehr Demokratie ebnen: Ralph Fröhlich. 
vor 16 Stunden
Einwohnerversammlung gefordert
"Baumretter" Ralph Fröhlich sieht bei der Stadt Demokratiedefizite und hat das Fehlen einer Einwohnerversammlung bei der Kommunalaufsicht moniert.
Der Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal Stefan Polap ehrte verdiente Ortenberger Musiker (von links): Emil Riehle, Heinrich Herp und Patrick Hornisch.
vor 17 Stunden
Hornisch seit 25 Jahren dabei
Eine Ehrung für 25 Jahre und zwei Auszeichnungen für 60 Jahre aktives Musizieren gab es im Rahmen des Frühjahrskonzerts des Musikvereins Ortenberg.
Alter und neuer Vorstand des WSB Biberach: Simon Moser (von links), Richard Fritsch, Christine Mader, der bisherige Vorsitzende Günter Thiem und sein bisheriger Stellvertreter Wilhelm Schmider, Stefanie Bächle, Theresa Allgeier, Judith Volk, die neue Vorsitzende Evi Lehmann und ihr Stellvertreter Bürgermeister Jonas Breig.
vor 17 Stunden
Neue Gesichter im Vorstand
Der Gewerbeverein "Wirtschaftsstandort Biberach" (WSB) stellt sich neu auf. An der Spitze des Vorstands steht nun Evi Lehmann, die dem Gründungsvorsitzenden Günter Thiem nachfolgt.
Das alte und das neue Vorstandteam der Feuerhexen gratulierte den Geehrten.
vor 18 Stunden
"Die Altersmischung macht es aus"
Ins Vorstandsteam der Feuerhexen wurden bei den Wahlen fünf Posten neu besetzt. Zudem standen Ehrungen langjähriger und verdienter Mitglieder in der Hauptversammlung an.
Bürgermeister Markus Vollmer (Zweiter von links), Pfarrer Erwin Schmidt (Vierter von links), Planer, Gemeinderäte und Mitglieder des Kita-Kuratoriums freuen sich auf die Kita.
vor 18 Stunden
Name verkündet
Geheimnis gelüftet: Die neue Kita am Dorfplatz für Kinder unter drei Jahren erhält den Namen „Klein Lisbeth – Katholisches Kleinkinderhaus Ortenberg“.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".