Nach Bolivien, um Gutes zu tun
Natalie Kastens (19) hat am 8. September eine weite Reise vor sich. Und eine lange. Die junge Biberacherin steigt an diesem Tag ins Flugzeug, um ein Jahr lang in Bolivien in einem Zentrum für Kinder und Jugendliche sozial zu arbeiten.
»Ich hatte schon immer den Traum, ins Ausland zu gehen und was von der Welt zu sehen. Und ich habe das Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen«: Natalie Kastens aus Biberach kann mit dem Freiwilligendienst in Bolivien beides verbinden. Die junge Frau arbeitet für ein Jahr im »Winay« mit, ein Zentrum für Kinder, Jugendliche und Mütter, die dort Bildung, Kultur und Gesundheitsvorsorge finden. Und eine soziale Heimat, die sie in dem armen Land nicht immer haben können.
Das absolvierte Abitur am Marta-Schanzenbach-Gymnasium gibt Natalie Kastens den Freiraum für ihr Sozialprojekt. Nach dem sozialen Jahr soll ein Studium auf Lehramt folgen. Spanisch, Kunst und Philosophie interessiert die junge Frau und das möchte sie auch einmal unterrichten.
Die Kombination passt: Natalie Kastens zeichnet »extrem gerne«, hatte Spanisch bereits am Gymnasium und die 19-Jährige denkt auch viel übers Leben nach. In Bolivien auch darüber, wie es die arme Bevölkerung schafft, mit wenig glücklich zu sein. Dass in Bolivien Spanisch gesprochen wird, erleichtert ihr die vor ihr liegende Aufgabe.
Vor 15 Jahren zog die Familie Kastens von Hessen zunächst nach Prinzbach, dann nach Biberach in den Jägerpfad. Natalies Vater Jens ist Arzt und nahm damals eine Stelle am Ortenauklinikum an. Mutter Katja Kastens ist Schneidermeisterin und arbeitet im Franziskanerinnen-Kloster in Gengenbach. Zur Familie gehören noch Natalies Schwestern Laura (23) und Kim (6). Sie alle unterstützen Natalie in ihrem Wunsch, in Bolivien Gutes zu tun.
Natalie Kastens hatte nach ihrem Schulabschluss übers Internet ihre neue Betätigung gefunden. »Meine Wunschregion für eine freiwillige soziale Arbeit war Südamerika«, erzählt sie. Beim Bolivianischen Kinderhilfswerk, das auch das Projekt »Winay« betreibt, wurde sie schließlich fündig. Nach einer umfangreichen Bewerbung wurde die junge Frau ausgewählt, gehört zu einer Gruppe von 50 jungen Menschen, die in diesem Jahr in Bolivien ähnliche Arbeit leisten. Ein Vorbereitungsseminar folgte.
Am 8. September startet Natalie Kastens mit 24 weiteren Teilnehmern ab Frankfurt zum Zwölf-Stunden-Flug nach Santa Cruz in Bolivien, die anderen 25 jungen Leute sind bereits dort. Nach einem Ankunftsseminar geht es dann nach Sucre, wo das Bildungszentrum beheimatet ist. Dort wohnt die Biberacherin bei einer Gastfamilie. »Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, dass es bald losgeht«, sagt sie. Obwohl langsam die Vorfreude überwiegt, ist auch ein bisschen Angst dabei. Schließlich lebt sie im ärmsten Land Südamerikas bei – noch – fremden Leuten in einer fremden Kultur. Und sollte vorsichtig sein – die Kriminalität ist hoch.
Ein »bisschen Deutschland« nimmt Natalie mit: Sie hat ein Handy, einen Tablet-Computer, Medikamente und einige Kosmetikartikel im Gepäck. »Und Gastgeschenke«, lacht die 19-Jährige. Den Kontakt mit daheim hält sie übers Internet aufrecht, Briefe und Päckchen aus Biberach sollen in der Ferne für Freude sorgen, ein Besuch der Eltern ist geplant.