Neues Baugebiet in Zunsweier: Die meisten Räte sagen Ja
Mit deutlicher Mehrheit hat der Offenburger Planungsausschuss den Satzungsbeschluss des Zunsweierer Bebauungsplans »Vorderer Brand« befürwortet. Abschließend befindet der Offenburger Gemeinderat am 6. Februar zum Thema.
Seit Beginn der 1980er-Jahre wurde in Zunsweier kein Neubaugebiet mehr ausgewiesen – eine Entwicklung, die Ortsvorsteher Karl Siefert bedauert. »Junge Familien haben den Ort verlassen, weil sie in Hofweier und Berghaupten Bauplätze bekamen«, sagte Siefert in der Sitzung des Planungsausschusses am Mittwochabend.
Seit 2007 arbeitet die Stadt an der Verwirklichung des Bebauungsplans »Vorderer Brand«, der als Teil der städtischen Prioritätenliste in Zunsweier 57 Bauplätze für rund 114 Wohneinheiten schaffen soll. Im 8,5 Hektar großen Plangebiet, davon 4,2 Hektar umgelegt, betragen die Bauplatzgrößen zwischen 320 und 640 Quadratmetern. Laut Plan ist eine Bebauung mit Einfamilienhäusern (Einzel- und Doppelhäuser) in offener Bauweise vorgesehen. Bauformen mit Sattel- und Walmdächern sollen sich in die bestehende örtliche Dachlandschaft einfügen. Maximal dürfen zwei Vollgeschosse entstehen, pro Wohneinheit sind 1,5 Stellplätze nachzuweisen. Daneben ist eine flexible Handhabung der Dachneigung (25 bis 50 Grad) geplant. Aufgrund anfallender Eingriffe wurden Ausgleichsmaßnahmen in der Größenordnung von rund 47000 Quadratmetern in- und außerhalb des Gebiets berücksichtigt.
Zwei Straßenanschlüsse
Die Erschließung erfolgt über zwei Straßenanschlüsse. Die Straße »Am Brand« wird fortgeführt, daneben erhält das Areal einen neuen Anschluss im Bereich der Geroldsecker Straße. Die Erschließung zeichnet sich infolge Topografie durch starke Steigungen und Böschungseinschnitte aus. Ganz ohne Kritik lief das Planverfahren nicht ab, denn im Zuge der Offenlage (Juli/August 2016) gingen zahlreiche Anregungen, aber auch Einwendungen bei der Stadt ein. Leon Feuerlein, Leiter der Abteilung Stadtplanung und Stadtgestaltung, führte aus, dass die Einwendungen nach Möglichkeit eingearbeitet wurden. Das betraf etwa den nordöstlichen Bereich, der nun nicht mehr schleifenförmig erschlossen werde. Einige Grundstücke seien so entsprechend dem Wunsch der Besitzer nicht mehr im Plan enthalten. Die Eigentümergemeinschaft habe dem aktuellen Entwurf zugestimmt.
Albert Glatt (CDU) begrüßte, dass die Einwendungen »in hohem Maß berücksichtigt« wurden. Zu Kritikpunkten wie Traufhöhe, Müllsammelstelle und Wegverbindung sei ausführlich Stellung bezogen worden. Im gleichen Zug zeigte Glatt, der im Namen der Fraktion zustimmte, Verständnis für Einwendungen. Loretta Bös (SPD) sah bei den Einwänden »hauptsächlich persönliche Belange« berührt. Die Hanglage habe dem Baugebiet eine Komponente verliehen, mit der sensibel umzugehen sei. Auch die SPD stimmte zu.
Norbert Großklaus (Grüne) übte Kritik am Entwurf. Nach eingehender Interessenabwägung frage sich die Fraktion, warum die Natur nicht mehr geschützt werde, der Flächenverbrauch fortgesetzt werde. »Wir haben den Eindruck, dass das so nicht sein müsste«, so Großklaus, der Themen wie erhöhtes Verkehrsaufkommen, Sammelgaragen als Alternative und das Thema Leerstände in Zunsweier als Fragen in den Raum stellte. Die Grünen lehnten den Entwurf ab. Während Rudi Zipf (Freie Wähler) zustimmte (»Es ist an der Zeit, das Gebiet freizugeben«), zeigte sich Silvano Zampolli (FDP) nicht überzeugt. Gerade die Wegeverbindung wollte ihm aufgrund besserer Alternativen nicht einleuchten.
Appell von Siefert
Karl Siefert appellierte vor der Abstimmung nochmals an den Ausschuss. Er erinnerte die Mitglieder an »Ihre Verantwortung für die Ortsteile«. Zwei Drittel der jetzt interessierten Bauherren seien zurückkehrende oder gebürtige Zunsweierer, wovon der Ortsteil profitieren könnte. Beim Thema Fußweg sei eine Einigung weiter möglich. Zur Frage nach Baulücken (hauptsächlich in Privatbesitz) und Leerständen (bis auf zwei Gebäude keine mehr vorhanden) äußerte sich der Ortsvorsteher eindeutig. Feuerlein ergänzte, der Verkehr werde im Bereich des Neubaugebiets zunehmen, aber nicht signifikant.
ERGEBNIS: Der Ausschuss befürwortete bei drei Gegenstimmen den Entwurf. Das letzte Wort hat am Montag, 6. Februar, der Gemeinderat.