Gedenk- und Friedensgottesdienst für Opfer des 1. Weltkriegs
Heute vor 100 Jahren erklärte Deutschland Russland den Krieg. Die Mobilmachung begann, das sinnlose Sterben begann. In einem Gedenkgottesdienst möchten die evangelische und katholische Kirche in Offenburg heute, 19 Uhr, in der Heilig-Kreuz-Kirche an die Opfer erinnern und gleichzeitig für den Frieden in der Welt beten.
Offenburg. Den beiden Dekanen Matthias Bürkle (katholisch) und Frank Wellhöner (evangelisch) ist es in vielerlei Hinsicht ein Anliegen, heute, Freitag, 19 Uhr, einen ökumenischen Gedenkgottesdienst zur mahnenden Erinnerung an den Ersten Weltkrieg zu halten. Da ist zunächst einmal die persönliche Betroffenheit. »Der Bruder meines Großvaters ist in Flandern gefallen«, erzählt Wellhöner. Es ist eines von vielen traurigen Schicksalen des Ersten Weltkriegs. »Es gab so viele ungelebte Leben. Was wäre aus all diesen Menschen geworden? Hätte ich vielleicht zusätzliche Neffen oder Nichten gehabt?«, fragt Wellhöner. Und so wirkt sich der Erste Weltkrieg heute noch auf viele Familien aus. Während in der napoleonischen Zeit die Soldaten noch bunt gekleidet gewesen seien, sei nun alles feldgrau angezogen in den Krieg marschiert, »der Mensch ist Material geworden in diesem ersten modernen Krieg«, so Wellhöner.
Und da ist die auch aus Sicht der beiden Dekane kritisch zu sehende Rolle der Kirche im Ersten Weltkrieg. Statt sich von der Kriegsbegeisterung zu distanzieren, hätten die Geistlichen zu dieser Zeit von der Kanzel zur Mobilmachung aufgerufen, Kanonen gesegnet und es hingenommen, dass Tausende von Kirchenglocken eingeschmolzen wurden, um Material für Waffen zu haben. »Ein Widerspruch in sich selbst«, sagt Wellhöner. Im Zweiten Weltkrieg habe es dann Widerstand der Kirchen gegen die Nationalsozialisten gegeben, führt Bürkle aus, leider nicht ausreichend genug, um diese Katastrophe zu verhindern.
»Am seidenen Faden«
Und leider ist das Thema Krieg auch heute noch aktuell. »Dies können wir jeden Abend in den Nachrichten sehen«, bedauert Bürkle. Jeder erhebe im Heiligen Land Anspruch auf das Gebiet. »Wie schön wäre es doch, wenn sich das diplomatisch lösen ließe«, ergänzt Bürkle.
Mit dem Gottesdienst heute Abend möchten die beiden Dekane an die vielen sinnlosen Opfer des Ersten Weltkriegs erinnern und zugleich um Frieden an den Krisenherden bitten. »Die Welt hängt am seidenen Faden«, sagt Wellhöner. Zum Glück seien die Menschen klüger geworden und würden bei globalen Auseinandersetzungen besser reagieren, weil die Weltkriege sensibel gemacht hätten. Aber immer noch passiere zu viel, sind sich beide einig. »Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter«: Diesen Satz seines ehemaligen Geschichtslehrers hält Wellhöner heute noch für klug. Er sollte für alle Menschen Maxime des Handelns sein.
TERMIN: Heute, Freitag, 19 Uhr, in der Heilig-Kreuz-Kirche findet der Gedenkgottesdienst statt, Organist Felix Ketterer spielt an der Orgel, zum Gedenken wird die Ursula-Glocke geläutet.