Östliche Innenstadt wird eine Million Euro teurer
Die Stadträte machten es gnädig: Die große Schelte für die Stadtverwaltung nach der schmerzhaften Kostensteigerung für die Neugestaltung des Lindenplatzes blieb am Montagabend im Haupt- und Bauausschuss aus. Die Stadträte segneten die Mehrkosten von einer Million Euro ab. Lediglich die FDP lehnt das Projekt weiterhin ab.
Das Ausschreibungsergebnis für die Neugestaltung des Lindenplatzes fiel ernüchternd aus. Hochgerechnet ergibt sich daraus für die Bauabschnitte Lindenplatz, Lange Straße und Gustav-Rée-Anlage ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf von 1,641 Millionen Euro, wie Verkehrschef Andreas Demny am Montagabend im Haupt- und Bauausschuss verdeutlichte. Veranschlagt waren ursprünglich Kosten in Höhe von 5 930 000 Euro. Demny präsentierte den Stadträten gleichzeitig diverse Einsparungsmaßnahmen, durch die sich die Mehrkosten auf eine Million Euro (siehe »Hintergrund«) reduzierten.
Dass zu diesen Einsparmöglichkeiten auch der Verzicht auf das Unterlicht der Holzdecks gehörte, verwunderte nicht nur CDU-Chef Albert Glatt: »Ich wusste bisher nicht, dass die unten beleuchtet sind.« Denn das war bislang noch nicht kommuniziert worden. Glatt bezeichnete die Kostensteigerung als »ärgerlich«, weil die Summe in der Öffentlichkeit bereits kritisch gesehen werde, »andererseits wollten wir eine gewisse Qualität«.
»Nicht knickrig sein«
Ähnlich sah es SPD-Stadtrat Gerhard Schröder: »Es ist das Wohnzimmer der Stadt Offenburg, da wollen wir nicht knickrig sein, da wollen wir etwas Gutes!« Auf den Luxus eines Holzunterlichtes könne man allerdings verzichten. Neun Preisabfragen habe die Stadt zur Kostenberechnung gemacht – und nun habe sich gezeigt: »Eine verbindliche und eine unverbindliche Preisanfrage sind immer zweierlei.«
Natürlich bleibe einem der Kloß im Hals stecken, kommentierte Grünen-Chef Ingo Eisenbeiß die Kostensteigerung. Auf der anderen Seite habe man die Baupreisentwicklung in den letzten Jahren mitbekommen. Auf den Bereich der nördlichen Hauptstraße aus Kostengründen zunächst zu verzichten, sei konsequent, »egal was die OFB davon hält«, sagte Eisenbeiß.
»Das ist schon ein großer Brocken«, sagte Freie-Wähler-Chef Hans-Reiner Rottenecker. Er hakte nach, ob die von 14 auf zwölf Zentimeter Dicke reduzierten Natursteine den Schwerlastverkehr aushalten. Laut Gutachter reiche das aus, antwortete Demny.
FDP-Chef Thomas Bauknecht sah sich in seiner kritischen Haltung gegenüber der Neugestaltung bestätigt. Vor allem die nicht ausreichende Baumbepflanzung und das Herausreißen einer intakten Decke in der Lange Straße ließen ihn das Projekt ablehnen. »Wenn wir nicht in einer so guten konjunkturellen Lage wären, würden wir das Projekt nicht umsetzen«, sagte er. Er befürchte weitere Kostensteigerungen. Das bedeutet für ihn: »Wir lehnen das weiter ab.«
INFO: Die Bauarbeiten am Lindenplatz beginnen laut OB Edith Schreiner am Dienstag, 23. Mai.
So werden 600 000 Euro eingespart
Folgende Einsparungen hat die Stadt vorgesehen:
Lindenplatz: Verminderung der Stärke des Natursteins von 14 auf zwölf Zentimeter: 23 000 Euro; Verzicht auf Holzdeckunterleuchtung: 34 000 Euro.
Lange Straße: Reduktion des Natursteins von 14 auf zwölf Zentimeter: 46 000 Euro; Reduktion des Rotanteils im Naturstein von 30 auf 18 Prozent: 13 000 Euro; Erweiterung der Längentoleranz der Natursteine auf +- 1,0 Zentimeter: 18 000 Euro; Verzicht auf Unterleuchtung der Holzdecks: 25 000 Euro.
Gustav-Rée-Anlage: Verzicht auf Unterleuchtung: 29 000 Euro; Verzicht auf Holzdecks bei Neupflanzungen: 88 000 Euro; maschinelle Verlegung: 87 000 Euro; Verzicht auf Umbau Hauptstraße: 240 000 Euro.