Offenburg rutscht im Fahrradklimatest auf Rang 20
Lang ist’s her: 2005 konnte sich Offenburg noch als fahrradfreundlichste Stadt Baden-Württembergs feiern. Inzwischen ist der Ruhm mehr als verblasst: Im aktuellen Ranking des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) rutschte Offenburg mit der Note 3,5 auf Platz 20 ab. Kritikpunkte sind unsicheres Radfahren, häufiger Raddiebstahl und schmale Radwege.
Positiv gesehen könnte man sagen, dass Offenburg mit Platz 20 von 90 Städten der Größe von 50 000 bis 100 000 Einwohnern im bundesweiten Fahrradklimatest des ADFC immer noch im vorderen Drittel steht. Mit der Note 3,5 ist man auch noch besser als der Durchschnitt (3,8). Wenn man das Ergebnis und vor allem die Entwicklung der letzten Jahre kritisch unter die Lupe nimmt, sollten im Rathaus aber langsam die Sorgenfalten aufziehen. War man mit dem bundesweiten Platz sechs 2005 noch die Nummer eins im Ländle, rutschte Offenburg 2012 mit Note 2,8 auf Platz acht ab. Note 3,4 bedeutete 2014 nur noch Rang 15, und mit der aktuellen Note 3,5 ist man nun auf Platz 20 angelangt.
Wo es klemmt, das ermittelte der ADFC mit einer Umfrage unter 119 Offenburgern. Die Teilnehmer kritisieren demnach das unsichere Radfahren auf Radwegen und Radfahrstreifen – ein Thema, das sich in unserer Zeitung auch immer wieder in den Debatten über die Schutzstreifen widerspiegelte. Für die Sicherheit auf Radwegen gab es nur die Bewertung 4,1 im Schulnotensystem. Auch die mangelnde Breite der Radwege wird von den Befragten kritisiert, was in der Note 4,3 zum Ausdruck kommt. Das Gros der Teilnehmer der Umfrage findet zudem, dass junge und ältere Menschen nicht sicher auf den Radwegen und Radfahrstreifen fahren können (4,4). Die häufigen Fahrraddiebstähle in Offenburg werden von den Befragten ebenfalls negativ gesehen (4,4).
Positiv: Schnell am Ziel
Positiv finden die Teilnehmer der Umfrage, dass das Stadtzentrum gut mit dem Fahrrad zu erreichen ist (2,4) und dass man Ziele in Offenburg generell zügig erreicht (2,6). Ebenfalls eine gute Bewertung gibt es für das Angebot der öffentlichen Leihräder (2,5). Für das Angebot der Abstellplätze in Offenburg, ein ebenfalls viel diskutiertes Thema unter den Radfahrern, gibt es die Note 3,4, was immer noch etwas besser ist als der Durchschnitt der getesteten Städte (3,8).
Offenburger »fremdeln«
Offenburg habe sich zu lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht und verpasst, auf die Empfehlungen der Novellierung der Straßenverkehrsordnung 1997 zu reagieren, kritisiert Helmut Schönberger, Sprecher des ADFC im Ortenaukreis. Die Stadt habe es versäumt, breitere Radwege und da, wo es Sinn macht, Radschutzstreifen zu schaffen. Die Folge: Die Offenburger fühlten sich in den letzten Jahren in ihrem Fahrradnetz nicht mehr so wohl. Immerhin sei mit der Debatte über die Schutzstreifen eine Diskussion in Gang gekommen. Die jetzigen Bemühungen sieht Schönberger aber als zu wenig an: »Wenn Offenburg will, dass der stagnierende Radanteil von angeblich 25 Prozent steigt, dann muss man mehr machen, als ein paar neue Streifen auf die Fahrbahn zu malen oder Leuchtturmprojekte wie das Radhaus umzusetzen – das ist für uns reines Placebo.«
INFO: Zum Vergleich – das sind die Fahrradklimanoten der anderen Ortenauer Städte – Appenweier (3,4), Achern (3,5), Oberkirch (3,7), Lahr (3,8), Ettenheim (3,9).
Das sagt der Verkehrschef
Verkehrschef Andreas Demny (Bild) bewertet das Ergebnis wie folgt: »Der ADFC-Klimabericht zeigt zunächst, dass sich das Fahrradklima in Offenburg gegenüber der letzten Befragung nicht verändert hat. Dies ist bemerkenswert, da die Berichterstattung in den Medien zu den Infrastrukturprojekten (insbesondere Radschutzstreifen) eher negativ war und man hätte vermuten können, dass dies im Klimatest durchschlägt.
Die Stärken und Schwächen sind keine große Überraschung. Dass viele Radwege zu schmal sind, ist bekannt. Deshalb versucht die Stadt, mit der Modernisierung der Radinfrastruktur dieses zu verbessern. Allerdings bietet der Straßenraum von Offenburg hier nur begrenzte Möglichkeiten. Grundsätzlich werden wir im Verkehrsausschuss am 26. Juni einen umfassenden Bericht zum Radverkehr und den Radverkehrsanlagen in Offenburg bringen.«