Offenburg

Offenburg und seine Schicksale

Florian Pflüger
Lesezeit 3 Minuten
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04. Juli 2015

©Archiv

Noch im Frühjahr 1945 wurde in Offenburg eine KZ-Außenstelle eröffnet. Welche Folgen das hatte, steht im Fokus einer sechsteiligen Serie im Offenburger Tageblatt zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren. Auch die Nachkommen der damaligen Täter und Opfer sollen dabei zu Wort kommen.

Eigentlich war schon fast alles vorbei, als im März 1945 rund 700 KZ-Häftlinge nach Offenburg kamen. Ob sie ahnten, dass nur wenige Wochen später der Krieg zu Ende sein würde, als sie noch herangezogen wurden, die beschädigten Bahnanlagen zu reparieren und Blindgänger zu entfernen? Fest steht: Viele von ihnen haben die Zeit im Offenburger Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof nicht überlebt. Als schlimmstes Ereignis blieb das Massaker an 41 kranken und schwachen Häftlingen am 12. April 1945 in Erinnerung, die auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne »La Horie« erschlagen wurden.

Auch dieses dunkle Kapitel Offenburger Stadtgeschichte thematisiert die aktuelle Ausstellung im Ritterhausmuseum mit dem Titel »Freiheit – So nah, so fern. Das doppelte Ende des Konzentrationslagers Natzweiler«. Der Inhalt der Ausstellung bildet den Schwerpunkt einer sechsteiligen Serie im Offenburger Tageblatt zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren, die ab heute wöchentlich erscheint.

Gemeinsame Forschung

Das Besondere an der Ausstellung sei, »dass Historiker rechts und links des Rheins zusammengearbeitet haben«, sagt Stadtarchivarin Regina Brischle. Diese internationale Forschung brachte auch neues zu Tage – etwa den endgültigen Beleg dafür, dass Offenburg tatsächlich eine von zwei Dutzend Außenstellen des KZs Natzweiler auf der östlichen Seite des Rheins war, als das Hauptlager im Elsass selbst schon gar nicht mehr existierte. Und auch die Offenburger haben etwas beigesteuert, nämlich die Biografie von Charles Hermand, einem belgischen Widerstandkämpfer, der in Offenburg ermordet wurde.

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Schließlich war es das Ziel der Initiatoren des Centre Européen du Résistant Déporté (CERD) und der ehrenamtlichen Forscher in Baden-Württemberg, einzelne, teilweise kaum bekannte Schicksale der Nazi-Opfer für die Nachwelt zu bewahren. Laut Regina Brischle wirken die Eindrücke bei den Besuchern durchaus nach, auch bei den vielen Schulklassen, die die Führungen im Ritterhaus mitmachen. Gerade durch die Nähe der Ereignisse erhalte sie die Rückmeldung, »dass die Schüler schon berührt sind«.

Und sogar Nachkommen der Beteiligten von damals haben schon den Weg nach Offenburg gefunden – sowohl auf Seiten der Opfer als auch der Täter. So hat sich eine Belgierin daran gemacht, die Geschichte ihres Großvaters zu ergründen, dessen Spuren sich nach seiner Verhaftung in Offenburg verlieren. Eine andere Enkelin versucht zu verstehen, was ihren Großvater damals zu einem der Mitverantwortlichen für das viele Leid hat werden lassen. »Das ist eine hoch emotionale Geschichte«, sagt Stadtarchivarin Regina Brischle.

Wie lebten die Frauen?

Auch die Beweggründe dieser dritten Generation sollen Gegenstand der OT-Serie sein. Um den Blick etwas zu öffnen, soll es auch um die allgemeine Situation in Offenburg zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehen: Was trieb die Menschen damals um? Empfanden sie es damals als Befreiung? Und mit welchen neuen Umständen sahen sie sich konfrontiert?

Außerdem möchten wir den Blick auf die Frauen richten: Während die Männer an der Front waren, mussten sie zu Hause im wahrsten Sinne des Wortes lange Zeit ihren Mann stehen.

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