Offenburger Stadtgeflüster
Stellen Sie sich vor, Sie sind der Trainer einer ambitionieren Profi-Fußballmannschaft. Nach einigem Ringen und einigen Diskussionen im Verein haben Sie endlich den begehrten Mittelfeldstrategen bekommen, den Sie immer haben wollten.
Ob er aber mit seinen Mannschaftskollegen harmoniert? Geschenkt! Und auch die Frage der Taktik für die neue Saison interessiert Sie erst mal nicht. Es geht ja schließlich um das Herzstück. So ähnlich lässt es sich sportlich-bildlich beschreiben, was derzeit in Sachen Verkehrsplanung in der Offenburger Innenstadt passiert. Was wurde da nicht an (Fahrzeug-)Zahlen genannt und lamentiert (zum Beispiel über die Sperrung der Wasserstraße), als es zuletzt im Ausschuss und im Gemeinderat um die Verkehrsführung südlich der Gustav-Rée-Anlage ging. Ein Gesamtkonzept sucht man indes vergeblich. Wie kommt ein Autofahrer künftig von welchem Stadteingang in die Tiefgarage des Einkaufszentrums? Wie fährt er wieder raus? Und wie kann künftig gewährleistet sein, dass auf der Unionrampe, in der Grabenallee oder in der Wilhelmstraße überhaupt noch ein Verkehrsfluss möglich ist? Eine zumindest grobe Idee davon, welche Antworten es auf diese Fragen gibt, hätten zum Beispiel die Entwürfe der Verwaltung zu den jetzt beschlossenen Rahmenbedingungen für die Innenstadt geben können. Tun sie aber nicht. Auf den Plänen läuft der Verkehr einfach ins Leere.
Ein wesentlicher Bestandteil der Verkehrsplanung in der Innenstadt sind ja die Parkplätze. Und dass dieses Thema nicht nur den Einzelhändlern und Anwohnern von Klosterstraße oder Lange Straße unter den Nägeln brennt, ist in den zurückliegenden Tagen einmal mehr deutlich geworden – auch durch Zuschriften an die OT-Redaktion. So beklagte Ira Spitzmüller als Anwohnerin der Fischerstraße, dass seit dem Bau des Mehrfamilienhauses »An der Wiede« etliche Anwohnerparkplätze weggefallen seien. Zu allem Überfluss würden diese auch noch von Nicht-Anwohnern genutzt, da die entsprechende Beschilderung fehle. Und es geht nicht nur um die Autos: An der Ostseite des Bahnhofs stoßen einem OT-Leser die »wild« abgestellten Fahrräder schon länger sauer auf. Dort steht zwar seit einiger Zeit das als Leuchtturm-Projekt gerühmte Radhaus, doch die ganz normalen Abstellplätze für Räder suchen viele Pendler vergebens...
Wie gut, dass Olaf Schubert noch nichts vom Radhaus gehört hat. Es hätte ihm bestimmt als willkommene Vorlage gedient. Als der Komiker nämlich in dieser Woche in Offenburg war, nahm er den Schauplatz seines Auftritts kräftig aufs Korn. 800 Zuschauer johlten, als er die Oberrheinhalle als »lieblos überdachte Luft« bezeichnete. Von außen erwecke das Gebäude zwar eine große Erwartung, innen sei es jedoch »die pure Ernüchterung«. Und als ob das nicht schon gereicht hätte, setzte der in Dresden lebende Ur-Sachse in Anspielung auf die »blühenden Landschaften« in seiner Heimat noch einen drauf: »Bei uns würde man so ’ne Bude abreißen!«
Um noch einmal auf die eingangs beschriebenen Pläne zur Verkehrsführung in der Innenstadt zurückzukommen: Fast unbemerkt hat sich in die Diskussion ein hübsches Wörtchen eingeschlichen, das genügend Potenzial besäße, für Verwirrung zu sorgen. Die Rede ist vom »Ostflügel«, mit dem nichts anderes gemeint ist als der Bereich zwischen Gustav-Rée-Anlage, Klosterstraße, Glaserstraße und Lange Straße – sozusagen das kleinere im größeren (Einkaufs-)Dreieck, das auch die Hauptstraße und die Steinstraße umfasst und immer wieder gern genannt wird, wenn es um die Stärkung und Aufwertung der Innenstadt geht. Womit wir noch einmal beim Fußball wären: Zuletzt fiel im Ausschuss im Bezug auf jenen innerstädtischen Tripol die Bezeichnung »Goldenes Dreieck« – gefolgt von der Diskussion darüber, ob dieses nicht einst in den 90ern beim VfB Stuttgart für Furore gesorgt hätte. Dem war nicht so, wie die Fußballexperten unter den Stadträten aufzuklären wussten: Es handelte sich damals um das »Magische Dreieck«. Dennoch: Solch eine (inoffizielle) Namensgebung könnte doch ein gutes Omen für den Einzelhandel in der Innenstadt sein.
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