Offenburg

Offenburger Stadtgeflüster

Christian Wagner
Lesezeit 4 Minuten
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28. Februar 2015

(Bild 1/3) Nix los am 23. Dezember 2022? Danke, liebe Fifa! ©Ulrich Marx

Verroht unsere Gesellschaft so langsam? Angesichts der gemeinen Attacke auf einen schlafenden und völlig wehrlosen Obdachlosen am Montag dieser Woche muss man zu diesem traurigen Schluss kommen.

Aber noch gibt es Signale, die uns weiter an das Gute glauben lassen: Zum einen eilte ein Anwohner sofort zur Hilfe, nachdem er den hirnlosen Übergriff in der Gustav-Rée-Anlage beobachtet hatte. Zum anderen hat sich gestern nach unserer Berichterstattung eine Frau gemeldet und angeboten, dem 62-jährigen Dieter Hansen eine Wohnung zur Verfügung zu stellen. Solidarität ist für viele also doch noch kein Fremdwort. Vielleicht gibt es nach diesem schlimmen Erlebnis für Dieter Hansen sogar ein Happy End.
Wir wünschen es ihm!

Geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Diese Frage möchte man angesichts der derzeitigen Debatte um die Hindenburgstraße stellen, die jetzt ohne Not zum Staatsakt auszuufern droht. So will die Stadt Historiker hinzuziehen, um die Frage nach der Umbenennung der Straße zu erörtern. Und mancheiner träumt schon überdreht davon, dass die Offenburger Diskussion um die Hindenburgstraße bundesweite Beachtung findet (mindestens) und Offenburg dadurch sein Profil als Wiege der Demokratie und Freiheitsstadt aufpoliert...
Dabei liegt die kluge Lösung doch schon auf dem Tisch, sie wird auch von den meisten Stadträten zu Recht befürwortet: Warum nicht einfach auf Tafeln auf die umstrittene geschichtliche Rolle des jeweiligen Namensgebers hinweisen. So bewahrt man kritische Distanz und würde zugleich Geschichte (auch für Schüler) lebendig in den öffentlichen Raum tragen.
Und die dadurch gesparte Energie könnte man dafür verwenden, die Marke Freiheitsstadt zu schärfen. Denn die führt leider immer noch ein trauriges Schattendasein.

Mussten Sie nach Fasnacht auch schon die eine oder andere bittere Enttäuschung hinnehmen? Im bierseligen siebten Himmel schwebend bekommt man in der Leichtigkeit der närrischen Tage ja gerne das »Du« angeboten. Doch kaum hat uns der Alltag wieder, wird um die Ansprache verschämt herumgedruckst, bis man am Ende doch wieder per »Sie« ist.
In einem Golfclub in der Region ist das klarer geregelt: Wenn dort Mitglieder miteinander eine Partie Golf spielen, bietet man sich – hört, hört – das »Tages-Du« an. Am nächsten Tag ist man dann ohne Peinlichkeiten wieder beim »Sie«. Von den feinen Kreisen kann man eben lernen. Wir empfehlen deshalb den Narren, im nächsten Jahr an den tollen Tagen das völlig unverbindliche »Fasnachts-Du« einzuführen...

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Im Immobilien-Monopoly sind die Karten neu gemischt: Die »Schlossallee« der Ortenau befindet sich neuerdings in Offenburg. Oberkirch, bislang teuerstes Pflaster der Ortenau, ist überholt und rangiert nur noch auf Platz zwei – also die »Parkstraße«. Das verrieten gestern die Offenburger Sparkassenbosse bei ihrer Bilanzpressekonferenz. Einerseits ist der Immobilien­boom in Offenburg natürlich erfreulich. Anderseits muss man sich fragen, wer sich Preise von 3500 bis 3900 Euro pro Quadratmeter überhaupt leisten kann. Aber zum Glück für Offenburg (und die Baufirmen) gilt hier wohl das Gleiche wie beim weltberühmten Monopoly-Spiel: Alle lechzen nach der »Schlossallee«!

Sind Sie auch genervt von den allgegenwärtigen Fahrzeugen mit Werbe­anhängern für Fastfood, Solardächer und Ähnlichem?  Und wieso dürfen die sich eigentlich so unverschämt zum Beispiel im Messekreisel oder an viel befahrenen Plätzen breitmachen? Nun, sie nutzen einfach eine Rechtslücke aus. Denn eigentlich sind solche Werbeanhänger nicht erlaubt und könnten daher abgeschleppt werden, antwortete OB Edith Schreiner diese Woche auf eine Anfrage von Stadtrat Heinz Hättig (SPD).
Allerdings: Dem Betroffenen muss zunächst eine Frist zur Beseitigung  gewährt werden – bis die greift, wird flugs umgeparkt. Die nächste Frist wird gesetzt und wieder wird umgeparkt – und so weiter. Letztlich lachen sich die hinter der Werbung steckenden Firmen ins Fäustchen, weil ihnen nicht beizukommen ist. Keine Lösung in Sicht? Nicht ganz – wie wär’s denn damit: Die Kunden kaufen einfach nicht bei den betreffenden Firmen – das wirkt garantiert!

Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: 23. Dezember 2022, es ist der letzte Tag des 47. Offenburger Weihnachtsmarktes. Normalerweise trifft sich an diesem Termin die ganze Stadt. Doch diesmal herrscht gähnende Leere. Der Grund: Alle sind zu Hause und schauen sich das WM-Finale an, das Katar mit einem gekauften Allstar-Team 5:0 gegen Deutschland gewinnt. Danke, liebe Fifa!

☛Wenn Sie uns was flüs­tern wollen: 0781/504-3531 oder
lokales.offenburg@reiff.de

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