Offenburger Stadtgeflüster
Landauf, landab wird derzeit vehement diskutiert über die Unterbringung von Flüchtlingen. Nun ist die Debatte auch im beschaulichen Zell-Weierbach angekommen. Wie diese Woche bekannt wurde, könnte das derzeit leer stehende Gasthaus »Sonne« zumindest vorübergehend als Unterkunft dienen. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten – und gerade in den sozialen Netzwerken gab es teilweise kein Halten mehr: Manche Beiträge lassen sich noch wohlwollend als polemisch bezeichnen, andere nur noch als pure Hetze gegen die Flüchtlinge, die ja ohnehin alles geschenkt bekommen und zum Dank am Ende noch das altehrwürdige Gasthaus in Schutt und Asche legen. Es ist ein verständlicher Wunsch, dass das immerhin seit 1879 bestehende Gasthaus doch auch als solches weiter betrieben wird. Und es ist auch verständlich, dass sich viele erst einmal an die Idee gewöhnen müssen, dass dort künftig Familien aus Syrien oder Afghanistan leben, die eine andere Sprache sprechen, anders gekleidet sind und deren Kinder auf die Frage »Wem g’hörsch du?« keine Antwort wissen. Doch wenn nicht ein intakter Ort mit immerhin fast 3500 Einwohnern ein paar Dutzend Menschen aufnehmen kann, die schlimmste Erlebnisse hinter sich haben, wo soll es dann gelingen? Willi Wunsch jedenfalls hat seine Meinung klar geäußert: Besser ein leer stehendes Gasthaus für die Flüchtlinge als Turnhallen. Wie gut, dass immerhin der Ortsvorsteher bei aller Aufregung cool bleibt!
Gar nicht cool bleiben konnten zuletzt die Autofahrer, die von Offenburg nach Fessenbach oder umgekehrt unterwegs waren. Tagelang war die Fessenbacher Straße zwischen Ortenberger Straße und Grimmelshausenstraße gesperrt – und die Verkehrsteilnehmer mussten einen gehörigen Umweg in Kauf nehmen. Der Grund für die Sperrung war eine Laune der Natur: Das Unwetter vor einer Woche hatte drei Bäume beschädigt. Dass allerdings fünf Tage ins Land gezogen sind, bis die Bäume begutachtet waren, die TBO feststellten, dass sie selbst die Bäume nicht sichern können und endlich die Spezialfirma anrückte, verwundert doch ein wenig. Dass es noch dazu keinerlei öffentliche Infos gab, geschweige denn ein entsprechendes Hinweisschild vor Ort, ist alles andere als guter Service. Auch in der OT-Redaktion kam die ein oder andere erboste E-Mail an, war doch die Hauptzufahrtstraße nach Fessenbach tagelang abgeschnitten. Auch wenn die Straße seit Donnerstagvormittag wieder frei ist: Das war die Panne der Woche!
Ohnehin scheint es derzeit gern mal zu haken, wenn es um eine Beschilderung geht. Während es in der Fessenbacher Straße »nur« beim Ärgernis – und einer verschlechterten CO2-Bilanz wegen der Umwege – blieb, hätte es an der Baustelle vor dem Messekreisel ganz schön böse enden können. Dort verengte sich die Fahrbahn von zwei Streifen auf eine Spur, ohne ausreichende Vorwarnung! Dass sich die Situation schnell änderte, lag an den Hinweisen der OT-Leser – und dem sanften öffentlichen Druck, der das Regierungspräsidium veranlasste, weitere Schilder aufzustellen.
Wo wir beim Thema Service sind: Das Bürgerbüro am Fischmarkt erstrahlt ja seit Kurzem wieder in kräftigem Rot, und auch innen hat es eine ordentliche Auffrischung erhalten. Nur die Öffnungszeiten sind geblieben: An Samstagen ist schon um 12 Uhr zu. Zu Recht hat CDU-Stadträtin Elisabeth Abele in dieser Woche im Gemeinderat darauf hingewiesen, dass der Wochenmarkt dann noch in vollem Gange ist, und längere Öffnungszeiten gefordert. Aber bitte! Schließlich ist das Bürgerbüro die zentrale Anlaufstelle für Touristen. Dass die Tourist-Info gefragt ist, machte die gestrige Begegnung mit einem auswärtigen Pärchen deutlich: Die beiden steuerten sie mit ihrem SUV zielsicher via Navi an. Sie war offenbar leichter zu finden als der Parkplatz...
Über die Öffnungszeiten brauchen sich die Kunden von H&M nicht zu beklagen. Die schwedische Textilkette hat täglich bis 20 Uhr auf. Was für ein autarkes Dasein das Unternehmen in Offenburg führt, wurde indes bei der gestrigen Eröffnung der frisch modernisierten Räume deutlich. Begrüßungsworte? Fehlanzeige. Dafür gibt es schließlich die standardisierte Pressemitteilung der Konzernverwaltung aus Hamburg mit dünnen Informationen. Bei H&M geht es schnell: Schnipp, schnapp, und das rote Band war durchtrennt. Noch ein Foto dazu, und vorbei war die Show. Und auch von Vertretern der Stadt war weit und breit nichts zu sehen – die Beziehungen zu den »Nachbarn« im Rathaus scheinen nicht allzu eng zu sein. Weil sich H&M darüber hinaus bekanntlich bei der Weihnachtsbeleuchtung ziert, hoffen wir an dieser Stelle schon mal auf ein Weihnachtswunder!
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