Offenburger Stadtgeflüster
Nein, es handelt sich nicht um eine von langer Hand geplante Sabotage, auch wenn man den Eindruck gewinnen könnte: Pünktlich zum Weinfest und zur Oberrheinmesse Offenburg gleich mit zwei Großbaustellen an der verlängerten B3/33 und der Otto-Hahn-Straße für die Besucher abzuriegeln, ist doch eine ganz besondere Meisterleistung der öffentlichen Hand, respektive des Regierungspräsidiums und der Stadt.
Man mag mutmaßen: Hätten die Verantwortlichen es exakt so planen müssen, dass genau zur Weinfest- und Messezeit, dem Offenburger Wochenende des Jahres, zwei Großbaustellen den Verkehr blockieren, beispielsweise damit die Offenburger mal etwas mehr unter sich feiern können, sie hätten es nie und nimmer hingekriegt... Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass irgendein Gscheitle anfängt, auch noch auf dem Autobahnzubringer eine Baustelle einzurichten, dann wäre der Geniestreich perfekt.
Einen wirklichen Geniestreich konnte der Urlauber in Südfrankreich erspähen. Ja, selbst bis dahin verfolgen einen die leidigen Schutzstreifen. Aber die Franzosen sind da etwas cleverer als die hiesigen Planer. Während in Offenburg die Autofahrer mal gerne auf die Schutzstreifen fahren und lieber die Radler bedrängen, als mit dem Gegenverkehr ins Gehege zu kommen, wenn’s eng wird, haben die Franzosen dem einen Riegel vorgeschoben. Sie haben Schwellen zur Abgrenzung in die Straße eingebaut, über die kein Autofahrer fährt. Somit können sich die Radfahrer sicherer fühlen. Vielleicht ein Modell für Offenburg? Herr Martini, übernehmen Sie!
Urlaubserlebnis Nummer zwei: In den Ferien einmal quer durch Frankreich gefahren und einmal längs durch Deutschland. Die ernüchternde Erkenntnis: In Frankreich sind die Autobahnen besser ausgebaut und die Baustellen besser eingerichtet, während man hierzulande teilweise verzweifeln möchte. Gute Nacht, Autofahrerland Deutschland!
Ob es ab April 2017 ein böses Erwachen gibt, ist noch nicht bekannt. Dann beginnt die Umgestaltung der östlichen Innenstadt, und die City wird zur Großbaustelle. Zunächst erhält der Lindenplatz einen neuen Belag, dann die Lange Straße und final die Gustav-Rée-Anlage – muss ja alles schön herausgeputzt sein fürs neue Einkaufsquartier. Dass die Steinstraße erst 2022 an der Reihe ist und somit »abgehängt« wird, wurde an dieser Stelle schon mehrfach kritisiert. Immerhin haben die dortigen Geschäftsleute fürs Erste keine Baustelle vor der Tür. Bei den Arbeiten versprach die Verwaltung diese Woche im Ausschuss, die Behinderungen für die Geschäftsbetreiber so gering wie möglich zu halten, in dem in kleinen Abschnitten, gut abgestimmt und geplant vorgegangen wird. Außerdem will die Stadt mit Aktionen Kunden in die Baustellenbereiche locken. Das dürfen keine Lippenbekenntnisse sein, denn so eine Baustelle hat schon so manchem Gastronom oder Ladenbetreiber das Genick gebrochen!
Im Zuge der Neugestaltung wird es auch neue Fahrradabstellplätze geben. Geplant sind wieder die in Offenburg allgegenwärtigen Eisenbügel. Bloß nicht! Die sind nicht nur hässlich, sondern höchst unpraktisch obendrein. Da wird sich doch etwas Schöneres und Benutzerfreundliches finden lassen! Gut war übrigens der Einwand von Ausschussmitglied Hans-Hellmut Treeck, der ein Parkkonzept für Fahrräder in Offenburg anregte. Das braucht es mittlerweile tatsächlich.
Nicht, dass wir auf die städtische Internetseite angewiesen wären, um den Weg zum Weinfest zu finden. Für auswärtige Besucher gilt dies aber schon. Schade ist es deshalb, dass die Suche nach Infos zum Weinfest auf der städtischen Homepage zur Schnitzeljagd gerät, wie eine Kollegin beim Testlauf erfahren musste.
Zur geheimniskrämerischen Kommunikationspolitik des Rathauses passt auch, dass die »Klausurtagung« des Gemeinderats ziemlich wörtlich genommen wurde. Keine Info drang bislang nach draußen, dabei würde das wichtige Thema »Älter werden in Offenburg« sicher einige interessieren.
Einer, der weiß, wie Kommunikation funktioniert, ist Jess Haberer. Der Stadtkapellenchef schickte uns gestern eine launige Postkarte vom Big Apple, wo die Stadtkapelle bei der Steubenparade auftrumpfte: »Wir räumen ab! Ich glaube, wir werden Frau Schreiner eine Städtepartnerschaft mit N.Y.C vorschlagen«, schreibt Haberer augenzwinkernd. Wer weiß, wenn die New Yorker von unserem fantastischen Weinfest hören, könnte das am Ende sogar noch klappen. Prost!
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