Offenburger Stadtgeflüster
Autofahrern kann man es nur schwer recht machen. Sind die Straßen in schlechtem Zustand, nörgeln sie. Werden die maroden Verkehrswege saniert, meckern sie ebenfalls – man hat dann schließlich mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen. Wer in diesem verminten Umfeld als Verkehrsplaner bestehen will, muss die Baustelle sauber planen und das Vorhaben klar kommunizieren. Beides ging im vergangenen Jahr in Offenburg bei den Großbaustellen B 3/ 33 und Otto-Hahn-Brücke bekanntlich völlig schief. Es ist zwar ehrenvoll, dass OB Edith Schreiner in ihrer Rede beim Neujahrsempfang das »Baustellenmanagement« ihrer Verkehrsplaner verteidigte, aber ein solches war für die Autofahrer eben nur schwerlich zu erkennen.
Gut deshalb, dass die Stadt am Mittwoch im Verkehrsausschuss Besserung gelobte. Neben der verkehrsfreundlicheren Planung soll es auch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit geben. Letztere war bei den Großbaustellen 2016 quasi nicht vorhanden, weil das Technische Rathaus von der städtischen Pressestelle gerne allein gelassen wird – das hat fast schon Tradition. Hoffen wir, dass aus den Chaosbaustellen keine solche wird.
Schnell, aber nicht chaotisch war Marco Dürr im September 2015 unterwegs: Als »rasender Feuerwehrmann« machte er Schlagzeilen, weil er auf dem Weg zum Einsatz geblitzt wurde. Am Mittwoch feierte er seine Premiere als sachkundiger Bürger im Verkehrsausschuss. Wir gehen mal davon aus, dass Dürr nicht mit Tempo 80 und Blaulicht zur Ausschusssitzung rasen wird. So brandheiß sind die Themen dann doch nicht. Als Abschleppunternehmer, der täglich auf Offenburgs Straßen unterwegs ist, wird Dürr sicherlich viel Sachverstand einbringen – und möglicherweise die Stadtverwaltung bremsen, falls die zu viele »Blitzer« aufstellen will. Uns wär’s recht.
Unbekannte Flugobjekte wurden in den letzten Wochen in der Fessenbacher Straße gesichtet: Dort flog Christbaum für Christbaum auf eine illegale Ablegestelle an der Ecke zur Franz-Ludwig-Mersy-Straße, obwohl sich beim Familienzentrum Oststadt eine offizielle Sammelstelle der TBO befindet. Einer machte den Anfang, und dann war das Ganze nicht mehr zu stoppen: Gut 20 Christbäume lagen folglich bereit. Die TBO lösten das Problem unbürokratisch: Sie drückten ein Auge zu, zeigten sich gar nicht arbeitsscheu, wie gerne gefrotzelt wird, und fuhren die wilden Bäumchen ab, ohne eine Staatsaffäre daraus zu machen – Kompliment dafür.
Momentaufnahme: Diese Woche fuhr der Zeitgenosse durch die Rammersweierstraße. Der dortige Schutzstreifen war komplett verwaist, alle Radler waren auf der anderen Seite auf dem abgetrennten alten Radweg unterwegs. Nicht nur das: Alle Autofahrer fuhren wie selbstverständlich auf dem mit grüner Linie markierten Schutzstreifen, als gehöre der zur Fahrbahn. Es wird Zeit für die nächste Durchhalteparole aus dem Technischen Rathaus, dass die Akzeptanz für die Schutzstreifen in der Rammersweierstraße schon noch zunehmen wird. Wir haben da berechtigte Zweifel...
Wenn Sie in nächster Zeit mal in der Ukraine Urlaub machen (was sonst?), ein Bier trinken (statt Wodka) und Ihnen der Geschmack bekannt erscheint, kommt das nicht von ungefähr: Die Kronen-Brauerei, die heute ihr neues Brauwerk Baden eröffnet (Sie wissen es), hat nämlich ihre alte Brauanlage an eine Brauerei in der Ukraine verkauft, die die Apparatur weiterverwendet. Wenn uns jemand eine Flasche ukrainisches Kronenbier vorbeibringt, bekommt sie einen Ehrenplatz in der OT-Redaktion, versprochen!
Es gibt »Kölle Alaaf!«, das Düsseldorfer »Helau« und das (uns eigentlich ganz sympathische) Mannheimer »Ahoi!«. Aber mal ehrlich: Der wohlklingendste Narrenruf ist doch unser unschlagbares schwäbisch-alemannisches »Narri, Narro!«. Generös sehen wir deshalb darüber hinweg, dass Carolin Kebekus, die aktuelle Queen of Comedy, sich am Donnerstag bei ihrem Auftritt in Offenburg über den provinziellen Ruf lustig gemacht hat und rufen der Kölnerin ein fröhliches »Helau!« zu.
Wenn wir gerade bei »Narri, Narro!« sind: Diese Woche beehrten die Hexen die Lokalredaktion. Der designierte neue Zunftmeister Sven Schaller überreichte dabei den Redakteuren einen Bohnenkuchen mit den Worten: »Wer die Bohne findet, muss an Fasnacht arbeiten.« Inzwischen hat die Redaktion den ganzen Kuchen verdrückt, doch keiner hat die Bohne gefunden. Das heißt im Umkehrschluss, dass an Fasnacht die komplette Redaktion frei hat. Da an Fasent die Narren die Macht haben, hoffen wir mal, dass auch unser Verleger das Hexen-Votum respektiert und freuen uns auf den Urlaub. Darauf mit freundlichen Grüßen an Carolin Kebekus noch einmal ein donnerndes »Narri, Narro«!
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