Offenburger Stadtgeflüster
Spätestens seit dem vergangenen Wochenende wissen wir: Die Narren haben nicht nur alles im Griff, wenn es um die Fasent geht, sondern auch beim Koffertragen. Denn die Althistorischen packten tatkräftig an, als es galt, den Reisenden am Offenburger Bahnhof zu helfen. Und die Zunftmitglieder waren in den zurückliegenden Tagen nicht die einzigen bereitwilligen Helfer. Solidarität und unkomplizierte Unterstützung ist die positive Folge daraus, wenn wochenlang ein wichtiger Aufzug ausfällt. Dennoch ist die Sache überaus ärgerlich – und für viele, die zum Beispiel schlecht zu Fuß sind, ein echtes Problem. Deshalb ist es nur gut und recht, auf diesen Missstand hinzuweisen. Ein technisches Problem und Lieferschwierigkeiten sind die eine Sache, ein bescheidener Service die andere. Es wäre eine gute Möglichkeit für das Dienstleistungsunternehmen Deutsche Bahn gewesen, etwas fürs Image zu tun und wirklich eine dauerhafte Hilfe anzubieten. Wie so oft bleibt die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal besser läuft.
Die Verbesserung der Woche dürften vor allem die Autofahrer spüren. Wer in den vergangenen Tagen an der Einmündung der Kittelgasse in die Hauptstraße unterwegs gewesen ist, wird es wahrscheinlich schon bemerkt haben: Die verwirrende Schilder-Anordnung ist passé – dem »Stadtgeflüster« sei Dank. Denn vor zwei Wochen hatten wir an dieser Stelle noch auf die Tatsache hingewiesen, dass Autofahrer, die den Stadtbuckel hinabfahren, erst »Vorfahrt bis zur nächsten Kreuzung« haben und dann plötzlich Obacht geben müssen – wegen des »Vorfahrt gewähren«-Schilds. Das ist nun korrigiert. Daumen hoch für die Heinzelmännchen, die dem Hinweis rasch nachgekommen sind!
Die zweite gute Nachricht der Woche: Dicke Luft herrscht zwar gern mal in der Stadt, wenn ums Einkaufsquartier oder um Baumfällungen gestritten wird. Aber wenn es um Schadstoffe geht, brauchen sich die Offenburger nicht zu fürchten – ein Szenario wie in Stuttgart droht jedenfalls nicht. Dafür, dass in der Stadt niemand einen Feinstaub-Alarm fürchten muss, sorgt die günstige geografische Lage – und der Wind tut sein Übriges. Allerdings: Ein Freifahrtschein für alle Rußschleudern sollte das nicht sein.
Apropos dicke Luft: In Durbach haben sich die Bürger mal wieder warmdiskutiert. Es ist noch nicht allzu lange her, da schlugen die Wogen wegen der geplanten Wohnbebauung auf dem bisheringen Spielplatz »Alm« hoch. Nun hat sich die nächste Bürgerinitiative gegründet. Sie will verhindern, dass im Hespengrund eine Zipline-Anlage gebaut wird. Zipline, da denken sicher viele zurück an die Kindheit und den Besuch auf dem Abenteuerspielplatz. Eine sympathische Idee, die sicher die Attraktivität des goldenden Weindorfs erhöhen würde – gerade für Familien mit Kindern. Ebenso verständlich ist auf der anderen Seite auch die Sorge der Anwohner, dass es dort laut wird, dass der Verkehr zunimmt, dass ein Stück Idylle verloren geht. Was aber beim Blick von außen schon ein bisschen verwundert: Offenbar ist es heutzutage nicht mehr möglich, sich in einer Gemeinde über ein Projekt zu unterhalten und sachlich Argumente auszutauschen, ohne dass sofort ein Anwalt eingeschaltet wird. Ob das Thema kurzfristig noch ein Plätzchen im närrischen Programm in Durbach bekommt?
Womit wir noch mal bei der Narretei wären: Wenn die Leute »wisset«, »wollet« und »saget«, dann ist klar: Hier wird geschwäbelt. Und das tat Oberbürgermeisterin Edith Schreiner ganz ordentlich, als sie den Ansturm der Narren beim Narrentag vom Rathausbalkon aus zu verteidigen versuchte. Das bringt uns auf eine Idee: OB Schreiner könnte doch bei der VHS einen Kurs »Schwäbisch für Anfänger« anbieten. Es wäre spannend, wie die Resonanz darauf ausfiele. Andererseits: Für den Fall, dass sie 2018 ein erneutes Mal zur OB-Wahl antreten möchte, empfehlen wir genauso dringlichst einen Crash-Kurs im hiesigen Dialekt. Wobei: Vielleicht schafft es Edith Schreiner ja schon zur Eröffnung des Freizeitbads im Juli, einen Satz im schönsten Badisch zum besten zu geben.
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