Offenburger Stadtgeflüster
Diese Woche erreichten uns einige Meldungen über Verluste. Einen großen haben die Mitglieder des Spinnerei-Vereins zu verzeichnen. Vor allem jene, die sich über Jahre hinweg intensiv für die Idee des Vereins – ein Kreativzentrum auf dem Spinnerei-Areal – eingesetzt haben. Sie haben viel Kraft und Freizeit in das Vorhaben investiert, haben sich Wissen für den Business-Plan angeeignet und in vielen Gesprächen mit der Stadt für die Realisierung des Projekts gekämpft. Nun stehen sie mit leeren Händen da. Freitag vor einer Woche hat sich der Verein aufgelöst. Für manche steht fest, dass sie weitermachen und möglicherweise auch gemeinsam mit der Stadt ein kulturwirtschaftliches Konzept für den Schlachthof für die Zeit nach dessen Schließung erarbeiten. Andere wollen erst einmal darüber nachdenken, ob sie sich weiter engagieren. Zu groß ist die Enttäuschung darüber, dass aus der Idee auf dem Spinnerei-Areal nichts wird, und über die Stadt, die durch die fehlende Kommunikation in Sachen Kesselhaus viel Porzellan zerschlagen hat. Das hätte nicht sein müssen, denn wie sagte einst Otto von Bismarck: »Das Vertrauen ist eine zarte Pflanze. Ist es einmal zerstört, so kommt es so bald nicht wieder.«
Autorin und Kulturinitiatorin Ute Dahmen vermisst seit dem Kappeobend der Offenburger Hexenzunft ihre schwarze Jacke. Zum Tausch anzubieten hat sie einen schwarzen Herrenanorak. Die Kleidungsstücke wurden im Hexenkeller verwechselt. Eine Erfahrung, die wohl so mancher auch schon erlebt hat. Das geht ja auch schnell – vor allem beim Feiern. Es ist dunkel und es ist viel los, hinzu kommt die Feier-Euphorie. All das lässt einen meist nicht so schnell merken, dass die Jacke gar nicht die eigene ist. Dahmen beschreibt das gesuchte Stück wie folgt: schwarz, lang, Kapuze, Gürtel (siehe Foto). Ihre Fahndung auf Facebook blieb bislang erfolglos. Also, liebe Narren, die beim Kappeobend unterwegs waren: Lauft mal schnell zu euren Garderoben und prüft, was da so auf den Bügeln hängt. Wir drücken die Daumen, dass der Tausch Herrenanorak gegen Da(h)men-Jacke zustande kommt!
Plötzlich verschwunden war auch das Offenburger Ortsschild an der Ortenberger Straße. Einige Wochen lang blickten Ortskundige und Besucher, die aus Richtung Ortenberg kamen, in einen gähnend leeren Rahmen. Um deutlich zu machen, dass das Fehlen des Ortsschilds – mit diesem gilt automatisch Tempo 50 – kein Freifahrtschein für Raser ist, klemmte die Stadt ein entsprechendes Schild mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit dahinter. Damit war zumindest in puncto Verkehrssicherheit alles geklärt. Nicht geklärt ist hingegen, wo das Schild »Offenburg – Ortenaukreis« abgeblieben ist. Waren es Jugendliche, die einen Schilder-Klau besonders »cool« finden und damit angeben, wenn so ein Schild im Kinderzimmer hängt? Waren es Touristen, die von Stadt und Leuten so begeistert waren, dass sie es als Erinnerung mitnahmen? Nach Anfrage bei der Stadt scheint Ersteres wahrscheinlicher. Wie Wolfgang Reinbold, Pressesprecher der Stadt, berichtet, seien in den vergangenen Wochen fünf der Ortsschilder geklaut worden, unter anderem auch von Fessenbach und Windschläg kommend. »Wir haben die Schilder nicht vorrätig. Sie müssen angefertigt werden. Deshalb hat es etwas gedauert, bis das Schild ersetzt wurde«, sagt Reinbold.
Die einen tapezieren ihre Wände womöglich mit Ortsschildern, die anderen vielleicht mit einem OFV-Banner. Das wurde nämlich ebenfalls geklaut, sehr zum Ärger des OFV. Der hatte Geld und Mühe in das große Plakat gesteckt, das am Stadtbuckel auf das heutige Heimspiel aufmerksam machte – aber nur zwei Tage lang, dann war das Banner weg. »Wir haben einen Verdacht«, erklärte Heinz Falk, Vorsitzender des OFV-Verwaltungsrats. Die Polizei ermittelt. Hoffentlich mit Erfolg!
Heute vor einer Woche war der abgesagte Stammtisch des Ortenauer Kreisverbands der AfD in der »Brandeck« Thema. Nach vorangegangenen Anfeindungen gegenüber dem Wirt Heiko Henninger, brachten an der Gaststätte angebrachte Zettel, auf denen ein Text der Antifa Ortenau abgedruckt war, das Fass zum Überlaufen. Der Mensch denkt gerne in Schubladen, weil es bequem ist und man sich dann nicht näher mit einer Thematik auseinandersetzen muss. Doch es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß. Für die AfD-Mitglieder, so scheint es, sind die Leute, die sich in der Antifa engagieren, linke Terroristen, die auch nicht davor zurückschrecken, Autoreifen zu zerstechen oder gewalttätig zu werden. Für die Antifa sind die AfD-Mitglieder Rassisten, die, so stand es auf den Zetteln, »Hass auf Geflüchtete schüren und bei Bier und Schnitzel besprechen, wie sie die offene Gesellschaft vernichten können«. Miteinander statt übereinander reden würde der Debatte, wie in vielen Fällen, gut tun. Warum sich nicht mal zusammen an einen Tisch in der »Brandeck« setzen und sich gegenseitig Fragen stellen? Das wäre ein echtes Zeichen für Offenheit.
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