Offenburger Tunnel: Jetzt geht es ums Geld
Als »Meilenstein« wertete OB Edith Schreiner gestern bei einem Pressegespräch im Rathaus, dass sich der Projektbeirat in Berlin am Montag auf einen zweiröhrigen Tunnel mit 120 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit festgelegt hat. Damit sei die A3-Trasse – der Ausbau der Rheintalbahn durch Offenburg – »definitiv vom Tisch«. Schreiner hofft nun auf rasche Finanzierungszusagen.
Offenburg. Und wieder ist der Tunnel für das güterzuggeplagte Offenburg ein Stückchen konkreter geworden. Bei einem Pressegespräch im Rathaus zeigte sich OB Edith Schreiner gestern sehr zufrieden mit dem, was der Projektbeirat am Montag in Berlin beschlossen hat. Demnach besteht zwischen Bahn, Bund, Land, Kreis, Stadt und BI Einigkeit, dass der sieben Kilometer lange zweiröhrige Tunnel für Offenburg kommen soll. Die Höchstgeschwindigkeit der darin fahrenden Züge soll 120 Stundenkilometer sein. Damit muss sich Offenburg nicht mehr sorgen, dass die Züge aus Zeitgründen an der Stadt vorbeifahren und dadurch der ICE-Halt wackelt.
Schreiner bezeichnete die Entscheidungen in Berlin gestern als »einen ganz wichtigen Schritt«. Da die Bahn gleichzeitig einen Planungsauftrag für den Tunnel erhalten habe, seien nun die Fakten geschaffen worden, um den Offenburgern zu sagen, dass es keine A3 geben werde. Die OB lobte ausdrücklich die konstruktive Atmosphäre im Projektbeirat, wodurch solche Lösungen erst möglich seien.
Nachdem sich der Projektbeirat in der Tunnelfrage einig ist, dreht sich alles um die Finanzierung: Schreiner hofft, dass bis zum Herbst/Winter dieses Jahres die Finanzierungszusage für die Planungsmittel erfolgt. »50 Millionen Euro aufwärts« müssen dafür laut Schreiner veranschlagt werden. Im Laufe des Jahres 2015 hofft die Oberbürgermeisterin dann auf die weitaus wichtigere Finanzierungszusage – jene für den Bau des rund eine Milliarde Euro teuren Tunnels. Schreiner stellte klar, dass hierfür ab sofort die Lobbyarbeit bei den Bundestagsabgeordneten der Region beginnen müsse. An ein Zurücklehnen angesichts des bislang Erreichten sei nicht zu denken, betonte Schreiner. Es sei wichtig, am Thema dranzubleiben und für eine schnelle Lösung zu kämpfen. Denn die Züge – es würden immer mehr – führen weiterhin jeden Tag durch Offenburg, und die Stadt brauche nun endlich Planungssicherheit.
Einweihung 2029?
Für Irritationen hatte im Vorfeld die Angabe der Bahn gesorgt, dass mit einer Fertigstellung des Tunnels im Jahr 2035 zu rechnen sei. Diese Aussage habe Verkehrsstaatssekretär Michael Odenwald im Projektbeirat zurechtgerückt. So sei für die Fertigstellung das Jahr 2029 angepeilt, sagte Schreiner. Ob dies realistisch ist? Da schloss sich Schreiner der Äußerung von Landesverkehrsminister Winfried Hermann gegenüber dem Offenburger Tageblatt an, wonach Infrastrukturprojekte dieser Größenordnung immer mit gewissen Unwägbarkeiten behaftet sein könnten. Schreiner will aber nicht locker lassen, damit der Tunnelanstich baldmöglichst erfolgen kann: »Wir drängen drauf!«
Der sogenannte Stadtwaldtunnel ist 6750 Meter lang, beginnt in Höhe von Bohlsbach, unterquert das Industriegebiet Nord, den Technologiepark und endet südlich von Hildboltsweier. Der Tunnel verfügt über zwei getrennte Röhren mit je einem Gleis, die Höchstgeschwindigkeit soll 120 Stundenkilometer betragen.
Allein die Planung kostet laut OB Edith Schreiner über 50 Millionen Euro. Erst danach wisse man, was der Tunnel tatsächlich koste. Nach derzeitigen Schätzungen geht man von Kosten von über einer Milliarde Euro aus. Die Bahn plant sowohl den Anschluss an die bisherige als auch an die autobahnparallele Trasse, bis im Süden die Trassenfrage entschieden ist.