Oft sind es Alltagsprobleme
Sie helfen bei Behördengängen, Alltagsfragen oder bei den Hausaufgaben: Seit Mai 2012 sind in Offenburg Sozialpaten im Einsatz. Mittlerweile sind aus den anfänglich zwölf Ehrenamtlichen 21 geworden, die Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, unterstützen. Projektleiterin Martina Gehrke stellte die Arbeit im Integrationsbeirat vor, denn die Anfragen kommen auch von
Migranten.
Offenburg. Seit die Sozialpaten ihre Arbeit in Offenburg aufgenommen haben, sind 112 Anfragen bei Projektleiterin Martina Gehrke gelandet. Sie organisiert und koordiniert die ehrenamtliche Hilfe. Zwölf männliche und neun weibliche Sozialpaten kümmern sich um diejenigen in der Stadt, die Hilfe brauchen. Melden kann sich bei Martina Gehrke jeder. Wenn es passend eine ehrenamtliche Person gibt, die sich um das Problem kümmern kann, werde sie vermittelt. Von den insgesamt 112 Anfragen seit Bestehen des ehrenamtlichen Services waren laut Gehrke 32 von ausländischen Bürgern. Daher informierte die Projektleiterin bei der letzten Integrationsbeiratssitzung im Technischen Rathaus mit einigen ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter über die tägliche Arbeit.
Migranten aus 16 Ländern waren unter denjenigen, die sich über die Anlaufstelle Seniorenbüro meldeten. »Das Alter lag zwischen 25 und 65 Jahren«, berichtet Gehrke. Anders als bei deutschen Hilfesuchenden seien die Personen jünger. »Bei den Deutschen melden sich öfters ältere Menschen.«
Eines der Hauptprobleme von ausländischen Menschen sei die Wohnungssuche, sagt Gehrke. Auch bei Behördengängen sei Hilfe gefragt, oft natürlich wegen der Sprachbarriere. Barbara Günther, Sozialpatin der ersten Stunde, berichtete im Beirat über ihre Erfahrungen.
Problem Zahnspange
Im Juni 2012 habe sie die Begleitung einer irakischen Familie mit acht Kindern übernommen. »Die Familie hatte vor allem Alltagsprobleme, die für mich als Rentnerin und Familienmutter gar nicht so schwierig waren.« Es sei zum Beispiel um Arztbesuche oder eine Zahnspange beim Kieferorthopäden gegangen. Das mit der Zahnspange sei zwar schon angeleiert gewesen, aber es drohte zu scheitern. »Die Familie dachte, das müsste alles vom Arzt organisiert werden.« Sie habe den Vater überzeugen müssen, das Geld von seinem Konto abzuheben. »Manchmal ist es schwierig, das Verständnis der ausländischen Mitbürger für die deutsche Kultur zu wecken.« Ein Beispiel: Wenn man einen Termin verabredet, muss man pünktlich erscheinen.
Zwei Jahre habe sie der irakischen Familie geholfen, dann habe sie aufhören müssen. »Die Mutter versucht nun, ihre Interessen selber zu vertreten«, aber sie sagt, das sei schwierig.
»Vieles kann mit bürgerschaftlichem Engagement geleistet werden, aber längst nicht alles«, sagte Angela Perlet, Leiterin des Seniorenbüros. Die Aufgaben, die die Sozialpaten leisten, müssten zu stemmen sein. Bei schwerwiegenderen Problemen müssten die Wohlfahrtsverbände einspringen. Daher sei es wichtig, dass die Projektleiterin Martina Gehrke im Vorfeld schaue, wie die Menschen zusammenpassten.
Aus den Reihen des Integrationsbeirats gab es großes Lob für das Projekt. »Ich wäre froh gewesen, wenn ich in den 70er-Jahren so eine Hilfe gehabt hätte«, sagte Violeta Nikolovska, die damals aus Mazedonien nach Offenburg kam.
◼ Die Sozialpaten können noch Verstärkung gebrauchen. Wer Lust hat, sich zu engagieren, kann sich über das Seniorenbüro bei Martina Gehrke (• 07 81/82 22 22) melden. Am Anfang sollte ein- bis zweimal die Woche Zeit eingeplant werden.