Ortenberger Bühlwegkirche bleibt ökumenisch
Seit 1972 nutzen katholische und evangelische Christen die Bühlwegkirche gemeinsam. Der Nutzungsvertrag mit der Evangelischen Stadtkirchengemeinde wurde nun um weitere 25 Jahre verlängert. Die Stadtkirchengemeinde spendet außerdem 30 000 Euro für die derzeit laufende Sanierung des historischen Gebäudes.
Ein Gotteshaus – zwei Gemeinden, die es nutzen und sich darin zu Hause fühlen: In Zeiten ständig sinkender Kirchensteuerzahler und Kirchgänger eigentlich ein hervorragender Weg, das Gebäude sinnvoll zu nutzen.
Ein Novum im Raum Offenburg? Mitnichten, dies gibt es schon lange in Form der ökumenischen Nutzung der Bühlwegkapelle in Ortenberg. Seit 1972 nutzen nicht nur die Katholische Pfarrgemeinde, sondern auch die evangelischen Christen der Stadtkirchengemeinde das denkmalgeschützte Kleinod in Käfersberg. »Und das war bereits im 17. Jahrhundert schon mal der Fall«, hat Ursula Stampfer vom Stiftungsrat der Katholischen Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal recherchiert.
Hunderte von evangelischen und katholischen Christen wurden auf dem Bühlweg getauft, Hunderte Paare gaben sich vor dem Altar das Ja-Wort. Auch regelmäßige Gottesdienste und Abendmahlfeiern fanden hier bis zum Start der Renovationsarbeiten statt. »Und unsere Bühlwegkapelle wird auch zukünftig nach den Renovierungsarbeiten weiterhin von beiden Gemeinden genutzt werden können«, erklärte Bürgermeister Markus Vollmer. Am Donnerstagabend wurde dazu mit den Unterschriften zur Nutzungsvereinbarung der Weg für die kommenden 25 Jahre freigemacht.
Viele Spenden
Die Bühlwegkapelle, 1497 als Filialkirche der Offenburger Pfarrei Heilig Kreuz errichtet, ist seit Jahrhunderten samt umgrenzenden Gottesacker im Besitz der politischen Gemeinde. Für die Kosten für die Nutzung samt Unterhalt ist allerdings die Katholische Pfarrgemeinde zuständig. Finanziell unterstützt wird die Pfarrgemeinde durch die Evangelische Stadtkirchengemeinde. Für die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten sind 500 000 Euro eingeplant. Rund 75 000 Euro haben Ursula Stampfer und ihr Team in den vergangenen Monaten durch Spenden eingesammelt. »Die Gemeinde selbst finanziert die Sanierung mit einem Zuschuss von 20 000 Euro«, erläuterte Vollmer. »Und wir von der Evangelischen Stadtkirchengemeinde geben 30 000 Euro dazu«, bemerkte Herwig Schäfer, Vorsitzender des Evangelischen Kirchengemeinderats.
Mit 152 000 Euro kommt der größte Finanzierungsbrocken aus dem Darlehensfonds des Erzbistums Freiburg, weitere 88 000 Euro aus Eigenmitteln und Rücklagen der Pfarrgemeinde. »Die Alfred-Vollmer-Stiftung gibt zur Sanierung 5600 Euro hinzu, außerdem wird damit teilweise das Darlehen aus dem Darlehensfonds getilgt«, verrät Stampfer weiter.
Weiteres Gotteshaus
Spätestens im Frühsommer kann die Kapelle wieder von beiden Pfarrgemeinden für Gottesdienste, Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten benutzt werden. »Schon jetzt häufen sich die Anfragen von Leuten, wann man wieder in die Kirche kann«, verriet Stampfer weiter. »Ich freue mich schon, denn die Bühlwegkapelle ist für mich ein Kleinod und auch ein ganz besonderer Ort«, bemerkte Pfarrer Christian Würtz. Sein evangelischer Kollege Dirk Schmid-Hornisch konnte ihm hier nur beistimmen. Die Bühlwegkapelle ist derzeit nicht das einzige Gotteshaus, das im Raum Offenburg ständig von beiden Konfessionen regelmäßig genutzt wird, laut Schmid-Hornisch ist dies auch bei der Pfarrkirche in Weier seit einiger Zeit der Fall.