Ortschaftsrat will Auswüchse bei Wohnhäusern verhindern
Wie schon an anderen neuralgischen Stellen in Zell-Weierbach sollen künftig auch im Bereich Fuchsgasse/Obertal keine großen Wohn-Betonblöcke das Ortsbild verschandeln. Ein Bebauungsplan samt Veränderungssperre soll Abhilfe bringen.
Offenburgs größter Ortsteil hat ein zentrales Problem, das Thomas Schmidt (CDU) in der Sondersitzung des Ortschaftsrats am Donnerstagabend umriss: »Da wir bis auf wenige Bereiche, insbesondere in historisch gewachsenen und ortsbildprägenden Teilgebieten, keine Bebauungspläne haben, sind alleine die LBO und das BGB in ihrer Fassung rechtsverbindlich.« Mit anderen Worten soll dem Aufkommen weiterer baulicher Großvorhaben, die als monströse Betonklötze »zum einen nicht ins Ortsbild passen und so mit einer schleichenden Veränderung des ortstypischen Erscheinungsbilds einhergehen« (Schmidt) Einhalt geboten werden. Beispiele für die Entwicklung seien »Im Winkel« oder auch aktuell in der Fuchsgasse 3 zu sehen, dort allein mit neun Wohneinheiten.
Auf Antrag der CDU-Ratsfraktion soll nun auch für den Bereich Obertal/Fuchsgasse ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Der Planbereich soll alle Grundstücke abdecken, die an beide Straßen grenzen oder darüber erschlossen wurden. Ebenso wird eine Veränderungssperre gewünscht, sodass für zwei Jahre keine baulichen Veränderungen im Areal umgesetzt werden dürfen.
Wermutstropfen dabei: Das Vorhaben Fuchsgasse 3 steht vor der Realisierung, wenn auch die Baufreigabe noch aussteht. Durch die Sperre soll ein beschleunigtes Aufstellen des Bebauungsplans ermöglicht werden, die Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt. Zusätzlich wird aufgrund der Vielzahl ansässiger Handwerks- und landwirtschaftlicher Betriebe beantragt, das Areal als Mischgebiet auszuweisen.
Schmidt kritisierte auch Verschärfungen für fließenden und ruhenden Verkehr, »da durch nicht ausreichende Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum geparkt wird«. Dadurch werde der Individualverkehr behindert, aber auch das Durchkommen für Rettungskräfte im Einsatzfall unnötig erschwert. »Hier ist Konfliktpotenzial vorprogrammiert«, fürchtet Schmidt.
»Dorf und nicht Stadt«
Im gerade vorbereiteten Ortsentwicklungskonzept sieht die CDU lediglich eine Rahmenrichtlinie für einzelne Teilbereiche, da sich daraus kein Rechtsanspruch ableite. »Wir brauchen für unseren Ort klare Bauvorschriften, um den ortstypischen dörflichen Charakter zu wahren und nicht zum reinen Wohnquartier zu mutieren«, fordert die CDU. Künftigen Bauherren soll ein Stück mehr Planungssicherheit verschafft werden. Aus Sicht des Ortsteils seien die Strukturen ebenso klar wie scharf umrissen. Schmidt: »Wir sind Dorf und nicht Stadt.«
»Gummiparagrafen«
Im Rat erntete die CDU breite Zustimmung. »Wir gehen in die gleiche Richtung«, sagte Carmen Bernhard (BLZW). Sie bedauerte, dass manches Bauvorhaben bereits genehmigt sei. Dagegen vorzugehen, werde künftig noch schwerer werden. An die Adresse der Stadt richtete Bernhard die Bitte, die Belange des Ortschaftsrats ernstzunehmen: »Wir haben das Problem hier vor Ort. Es wäre daher schön, wenn unser Anliegen berücksichtigt wird, dass wir diese städtebauliche Entwicklung nicht wünschen.«
Sieglinde Metzler (SPD) sprach die mit großen Bauvorhaben und Baustellen unweigerlich einhergehenden Belastungen für die Anwohner an. »Es heißt zwar immer wieder, dass Baustellen in verträglichem Maße errichtet werden sollen, aber die Realität sieht oft anders aus. Dabei erweisen sich auslegbare Vorschriften mehrfach als Gummiparagrafen«, kritisierte Metzler. Insgesamt war das Gremium sich einig und befürwortete den Antrag zu Plan und Veränderungssperre einhellig.