Pfarrzentrum St. Martin soll abgerissen werden
Die Gläubigen im Stadtteil Stegermatt sind »geschockt«: Das 1980 erbaute katholische Pfarrzentrum St. Martin samt Kirche soll abgerissen und durch den Neubau eines Studentenwohnheims ersetzt werden. Die katholische Gesamtkirchengemeinde will am Donnerstag in einem Pressegespräch ihre Beweggründe erklären.
Es ist kein Geheimnis, dass das Gemeindezentrum St. Martin im Stadtteil Stegermatt überdimensioniert ist. Aber dass das Zentrum samt Kirche nun komplett abgerissen werden und einem Studentenwohnheim weichen soll, »das will uns nicht in den Kopf und auch nicht ins Herz«, sagt ein Gläubiger, der sich jahrelang für die Pfarrgemeinde St. Martin engagiert hat. Das Ganze mache ihm gesundheitlich zu schaffen, deshalb will er auch seinen Namen nicht in der Zeitung lesen.
Als 1980 das Pfarrzentrum gebaut worden ist, sei man noch davon ausgegangen, dass statt des Christlichen Jugenddorfs Wohnhäuser gebaut werden sollten. Auch in Richtung Wasserwerk sei Wohnbebauung geplant gewesen. Beides erwies sich als Trugschluss. Die Folge: »Für die heutige Zeit ist St. Martin eigentlich zu groß«, räumt der Mann ein. Das Gemeindezentrum besteht aus Kirche mit Gemeindesaal und Kegelbahn sowie einem Verwaltungstrakt mit zwei Wohnungen und einer Zivi-Wohnung. Weiteres Problem: Anfangs sei die evangelische Kirche mit im Boot gewesen, habe Gottesdienste gefeiert und auch ein Büro genutzt. Um Personal zu sparen, habe sich die evangelische Kirche aber vor rund zehn Jahren aus St. Martin zurückgezogen.
»Totaler Schock«
Auch die Zahl der Katholiken habe sich in der Pfarrgemeinde St. Martin nicht rosig entwickelt. Sie sei von anfangs 1200 auf rund 800 zurückgegangen. Folglich habe die Kirche in den letzten zwei Jahren überlegt, wie sie die Betriebskosten senken könnte. Das sei im Geheimen geschehen. Auch ein Verkauf habe im Raum gestanden. Am Donnerstag bei einer Versammlung mit Laien in St. Martin habe Erhard Krumbein, der Pfarrgemeinderatsvorsitzende der Pfarrei Hl. Geist, zu der St. Martin seit 2005 gehört, die Katze aus dem Sack gelassen. Das komplette Gemeindezentrum soll abgerissen werden und Platz machen für ein Studentenwohnheim des Studierendenwerks Freiburg Schwarzwald.
»Das war für uns ein totaler Schock«, sagt der Gläubige. Mit einem Umbau hätte man leben können, auch mit dem Abriss des Verwaltungstrakts samt Wohnungen. Aber dass die Kirche abgerissen werden soll, sei für ihn »jenseits aller Vorstellungskraft«. Die Kirche sei als eine der ersten nach dem Prinzip des Zweiten Vatikanischen Konzils gebaut worden. Der Altar befinde sich in der Mitte des Kirchenraums und nicht erhöht, sondern auf gleicher Ebene mit den Gläubigen. Einzigartig sei auch der Bilderzyklus in den Fenstern, der die Bedeutung des Brückenbaus auf allen Ebenen darstelle. Unvorstellbar für den langjährigen Angehörigen von St. Martin, dass dies dem Erdboden gleichgemacht werden soll.
Dass die Pfarrgemeinde in dem neuen Gebäude einen rund 100 Quadratmeter großen Versammlungsraum bekommen soll, ist für ihn nur ein schwacher Trost.
Pressegespräch geplant
Die katholische Gesamtkirchengemeinde will sich am Donnerstag in einem Pressegespräch zu ihren Beweggründen äußern. »Kirche muss heute mit Kirchenvermögen sehr viel verantwortungsvoller umgehen«, sagt Winfried Schwatlo. Der Professor für Immobilienwirtschaft und Konfliktmanagement wird gemeinsam mit Stiftungsrat Erhard Krumbein, Pfarrer Alois Balint, Markus Doll (Katholische Verrechnungsstelle) und Clemens Metz, Geschäftsführer des Studentenwerks Freiburg-Schwarzwald, über die Pläne informieren.