Prostituierte verkauft: Drei Zuhälter vor Gericht
Eine einzige mutige Zeugin ermöglichte der Offenburger Staatsanwaltschaft die Anklage: Drei Männer müssen sich seit gestern vor dem Amtsgericht wegen Menschenhandel verantworten. Sie sollen zwischen 2011 und 2012 Frauen zur Prostitution gezwungen haben. Einer der Frauen gelang die Flucht. Sie vertraute sich der Polizei an und sagt nun in dem Prozess aus.
Organisiertes Verbrechen in der Familie: Drei Männer müssen sich seit gestern wegen Zwangsprostitution vor Gericht verantworten, alle drei sind miteinander verwandet. Zwei von ihnen sind Brüder, der dritte und älteste ist ihr Cousin. Bereits seit sechs Monaten sitzen sie wegen des Vorwurfs in Untersuchungshaft. Bis den drei der Prozess gemacht werden konnte, war es laut Staatsanwalt Matthias Rombach ein langer Weg. Es ist die Aussage einer Zeugin, die die drei Männer nun belastet.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die drei Angeklagten zu einer Zuhälter-Gruppierung gehörten, die der Polizei bereits 2010 auffiel. »Schon damals haben sich Prostituierte bei der Polizei gemeldet und gesagt, sie seien Opfer von Zuhälterei«, erklärt Rombach. Offenbar wohnten die Verdächtigten in Zimmern verschiedener Gasthäuser im Ortenaukreis, darunter ein Hotel in Offenburg, von wo aus sie ihre Zuhältergeschäfte abwickelten.
Nachdem sich die Opfer bei der Polizei gemeldet hatten, folgten Observationen und Hausdurchsuchungen, so Rombach. 15 Personen wurden der Zuhälterei verdächtigt. Bei zwölf davon musste die Anklage laut Rombach jedoch fallen gelassen werden, da sich nicht eindeutig aufklären ließ, ob die von den Männern beschäftigten Frauen tatsächlich gegen ihren Willen der Prostitution nachgehen mussten.
Die drei übrigen Angeklagten, für die der Prozess gestern begann, werden durch die Zeugenaussage einer jungen Frau belastet. Sie behauptet, vom 38-jährigen Angeklagten geschlagen und zur Prostitution gezwungen worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft geht nach den Ermittlungen davon aus, dass der 38-Jährige die Zeugin im Herbst 2011 in Krefeld für 500 Euro von einem Zuhälter abgekauft hat. Fortan habe die Frau an sechs Tagen in der Woche für den Angeklagten auf den Strich gehen und durch sexuellen Kontakt mit Freiern mindestens 1000 Euro täglich verdienen müssen. Andernfalls sei der Frau mit Schlägen gedroht worden, so Staatsanwalt Matthias Rombach.