Rita Süssmuth war zu Gast im Stadtteil- und Familienzentrum
CDU-Politikerin Rita Süssmuth stattete Offenburg gestern einen Besuch ab. Dabei war es nicht verwunderlich, dass die ehemalige Bundesfamilienministerin dabei die Themen Familien und die Stellung der Frau besonders hervor hob.
»Es ist unglaublich, was diese Frau, die übrigens letzte Woche 80 Jahre alt geworden ist, alles leistet. Solche Frauen brauchen wir, ich bewundere sie sehr«, war Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac (CDU) voll des Lobes über ihren Besuch, den sie gestern Nachmittag im Stadtteil- und Familienzentrum Innenstadt zu einer öffentlichen Gesprächsrunde eingeladen hatte: Rita Süssmuth, Bundespräsidentin a. D., Ehrenvorsitzende der Frauen-Union Deutschland und ehemalige Bundesministerin von 1985 bis 1986 für Jugend, Familie und Gesundheit ab 1986 bis 1988 für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, kam gestern zu einer Stippvisite nach Offenburg.
Und schnell wurde deutlich, warum man sich ausgerechnet das Stadtteil- und Familienzentrum als »Begegnungsstätte« ausgesucht hatte: Gerade in früheren Zeiten habe das Konstrukt Familie mit vielen Problemen und Vorurteilen zu kämpfen gehabt: »Kinderärzte warnten vor öffentlichen Versammlungen, damit die Kinder nicht krank werden. Mütter sollten, mindestens bis die Kinder drei Jahre alt sind, rund um die Uhr für sie da sein. Nichteheliche Partnerschaften und Alleinerziehende hatten Schwierigkeiten, sich in der Gesellschaft zu behaupten«, begann Süssmuth.
Noch mehr erreichen
Seit den 1980er-Jahren habe es zudem sehr große familienpolitische Umbrüche gegeben – Stichwort Emanzipation der Frauen und vermehrte Scheidungsrate. Zudem sei ab der Wende die Diskussion über die Anerkennung der Frauen, die den Spagat zwischen Familie und Beruf schaffen mussten, aufgekommen. Vieles habe sich in diesen Bereichen verändert (»25 Jahre hat es gedauert, dass Gewalt innerhalb der Ehe als Straftatbestand anerkannt wurde«) und zum Positiven entwickelt, doch »nur gemeinsam« könne man noch mehr erreichen.
Und hier schlug Süssmuth den Bogen eben wieder zum Offenburger Stadtteil- und Familienzentrum – eines von sechs solcher Einrichtungen der Stadt, wie OB Edith Schreiner berichtete. Schreiner erwähnte gleich zu Beginn, wie das Seniorenbüro in Offenburg startete, damals mit der Unterstützung eines Förderprogramms des Bundes und der tatkräftigen Unterstützung der CDU-Politikerin. Beachtung, sogar über die Grenzen hinaus, fänden aber vor allem die Stadtteil- und Familienzentren, die vom »Zweijährigen bis zum Senioren« die Menschen generationsübergreifend zusammenbringe, so Schreiner.
Wichtige Treffpunkte zum Austausch
Vor allem für Familien seien solche Zentren in einer Kommune wichtige Treffpunkte zum Austausch, meinte auch Süssmuth: »Viele Familien sind überfordert. Sei es, weil die Frauen eben den Spagat nicht schaffen, Väter aber auch gerne einfach nur Väter sein und zu Hause bei der Erziehung mitwirken wollen. Das schafft Konflikte.«
Eine Einrichtung mit Kinder- und Hausaufgabenbetreuung, Integrationsangebote für Menschen mit Migrationshintergrund, Ehrenamt oder Seniorenarbeit – all dies schaffe Zusammenhalt und verleihe vor allem Familien ein Unterstützungssystem vor Ort in den Vierteln oder den eigenen vier Wänden.