Salmen-Abriss liegt auf Eis
Der »Salmen« steht inzwischen leer, die Stuckert AG als neue Eigentümerin hat längst ein Plakat ausgehängt, auf dem das geplante Wohn- und Geschäftshaus abgebildet ist, und Anfang Januar hätte der Abrissbagger anrollen sollen. Letzterem steht indes eine Petition an den Landtag entgegen, eingereicht durch eine 15-köpfige Gengenbacher Gruppe mit Arnim Dorow als Ansprechpartner.
Gengenbach. Die Stuckert Wohnbau AG aus Gundelfingen kaufte im Spätsommer 2012 das markante Salmen-Gebäude in Gengenbachs Innenstadt. Anfang dieses Jahres sollten die Abrissarbeiten beginnen, danach in 14 bis 16 Monaten zwei Neubauten mit 28 Wohn- und vier Gewerbeeinheiten plus Tiefgarage entstehen. Eine Petition an den Landtag hat diesen Zeitplan durchkreuzt. »So lange kein Entscheid vorliegt, können wir mit der Umsetzung unseres Bauprojekts nicht beginnen«, erklärte Prokurist Aribert Frece nun auf Anfrage. Derzeit werde überlegt, ob zumindest die Vermarktung der Wohn- und Gewerbeeinheiten gestartet werden solle, da die Antragsteller in Stuttgart eigentlich wenig Aussicht auf Erfolg hätten. Schließlich sei dies ein privates Projekt und der »Salmen« nicht denkmalgeschützt.
Bis ins 15. Jahrhundert
Seit 1977 gab es in der Leutkirchstraße das Hotel Garni »Salmen-Post«, seit 1982 unter Regie von Lothar und Renate Goldbeck, die in Ruhestand gegangen sind und den Hotelbetrieb mit 14 Zimmern in der Tourismusstadt Gengenbach aufgaben. Seit gut 150 Jahren war das inzwischen leer stehende Gebäude, dessen Historie bis ins 15. Jahrhundert reicht, im Eigentum der Goldbecks. Die »schöne Fassade«, merkte Lothar Goldbeck beim Verkauf an, sei das Eine, die innere Sanierungsbedürftigkeit das Andere. Die Stuckert AG erwarb neben dem Gebäude die Parkplätze und zwei kleinere Freiflächen hinter dem großen Haus mit einer Gesamtfläche von 3874 Quadratmetern. Bis zum Mai 2013 waren die Koordinaten des neuen Wohn- und Geschäftshauses, das sich, so Frece, »harmonisch in die Gebäudezeile einfügt«, aus besonderem Grund offen. Denn seinerzeit tangierten die im Gemeinderat vorgestellten Planungen für eine Bahnquerung statt des schienengleichen Übergangs zwischen Kinzigbrücke und Kinzigtorturm die künftige Nutzung des Salmen-Areals. Die alternative Bahnquerung wurde aber zu den Akten gelegt.
Zudem bildete sich eine Initiative, um den Abriss des Gebäudes mit langer Historie und Bauherr Victor Kretz zu vermeiden. Die Bürger Hubert Boden, Ingrid Dorow und Eduard Hügel sowie Elke Lang, Wolfgang Lohmüller und Johann Schrempp vom Historischen Verein suchten und fanden die Diskussion mit Stadt, Regierungspräsidium und Investor. Im Ratssaal ging es dem Sextett auch um die Frage, warum dieses markante Gebäude nicht denkmalgeschützt sei?
»Dem Objekt fehlt es an Originalität«, so Wolfgang Kaiser vom Referat Denkmalpflege des Regierungspräsidiums Freiburg. »Denkmalpflege schützt die Bausubstanz, nicht das Erscheinungsbild«, so Kollegin Gitta Reinhardt-Fehrenbach, das Gros des Gebäudes sei »sehr verändert«, was noch da sei, wie Keller, Treppe und Dachstuhl, reiche nicht aus. Bis 1964 sei der »Salmen« noch auf der Denkmalschutzliste gestanden, 1981 nach baulichen Veränderungen im Gebäude und Überprüfung des damaligen Denkmalpflegers indes gestrichen worden. 2009 wurde dies nach neuerlicher Überprüfung vom Regierungspräsidium bestätigt.
Zu viele Veränderungen
Mit den Ausführungen der Mitarbeiter der Denkmalpflege in jener Diskussionsrunde im Ratssaal will sich die auf 15 Mitglieder angewachsene Aktionsgruppe für den Erhalt des »Salmen« nicht begnügen. Zudem »fühlen wir uns auch von der Stadtverwaltung ignoriert«, sagte Arnim Dorow, der als Ansprechpartner fungiert, gestern auf Nachfrage. »Auch wäre es wünschenswert, wenn wir eine Führung mit Denkmalschützern des Regierungspräsidiums durch den inzwischen leer stehenden Salmen bekommen könnten, bei der vor Ort erläutert wird, was an und in diesem Gebäude nicht schützenswert sei.«