Auf den Spuren von Franz Anton Schmider:

Schon Hansjakob kannte den »Grafen Magga«

Inka Kleinke-Bialy
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
05. Januar 2017

(Bild 1/2) Roland Schopp (links) und Harald Haiss haben sich der Lebensgeschichte von Graf Magga verschrieben. ©Inka Kleinke-Bialy

»Er hat das Zeug zu einer Kultfigur«, meinen Harald Haiss und Roland Schopp. Gemeint ist die vielschichtige Gestalt des »Graf Magga«, alias Franz Anton Schmider. Der Hafnersbub, am 11. Juli 1817 in Zell geboren, war eng verbandelt mit der Zeller Keramikfabrik und soll nach 200 Jahren wieder zum Leben erweckt werden.

»Von der schillernden Figur war ich sofort fasziniert«, erinnert sich Roland Schopp, Zeller Heilpraktiker und deutschlandweit gefragter Macher historischer Perücken.
Vor über drei Jahren ist der aus Stuttgart stammende Wahl-Zeller auf die Erzählung »Der Graf Magga« gestoßen. Die stammt aus der Feder des berühmten Heimatschriftstellers Heinrich Hansjakob (1837 – 1916) und behandelt dessen Erinnerungen an Franz Anton Schmider.

Der schien ein hochintelligenter Außenseiter gewesen zu sein. Als Lehrbub fiel er Gottfried Lenz auf, der die Zeller Keramikfabrik von seinem Onkel Jakob Ferdinand Lenz übernommen hatte, dem Geldgeber für die 1794 von Anton Burger gegründete »Obere Fabrik«.

Lenz bildete Schmider in dem im Städtle damals hoch angesehenen Beruf des Porzellan-Modelleurs aus. Als solcher, für seine Herkunft früh zu viel Geld gekommen, kleidete dieser sich in einen teuren Frack. Und ließ sich – ganz Schelm – auf einer Ausflugsfahrt mit einer gemieteten Kutsche als Graf hofieren.

- Anzeige -

Als er bei einer Rast in Gengenbach jedoch jenen Dessertwein bestellen wollte, den die feine Gesellschaft zu sich zu nehmen pflegte, bestellte der Unwissende hochtrabend »Magga« anstelle von »Malaga«. Graf Magga war geboren. Der wohl ein wenig hochstaplerisch Angehauchte ließ sich gerne so nennen, wobei ihm nicht zuletzt aufgrund seiner Großzügigkeit die Sympathie vieler Mitmenschen sicher war.

In der Fabrik brachte er es bis zur Prokura, wurde zu Lenz’ rechter Hand und obendrein zu dessen Schwiegersohn. Doch Lenz brach mit ihm, als »Graf Magga« aus unerfindlichen Gründen für zwei Jahre nach Paris ging. Verarmt zurückgekehrt, hievte er sich wieder auf die Füße. Und sei es als Erfinder von zum Beispiel patentierten Hosenschonern. Zudem experimentierte er mit feuerfestem Geschirr. Mit dem Bau eines eigenen Brennofens vor den Toren der Stadt wurde der sechsfache Vater zum Begründer der »Unteren Fabrik« auf dem heutigen Areal der Zeller Keramik.

Und Schmider übte Einfluss auf das soziale Leben in Zell aus: Als Pate unehelich geborener Kinder. Als »Fasendskönig«, der dafür sorgte, dass in der närrischen Zeit keine lebenden Personen durch Spott verunglimpft wurden. Als Kirchenrat und als Mitglied des Zeller Stiftungsrates. Später betätigte er sich als Zigarrenhersteller, als Hotelier in New York, als Händler, war zuletzt Betreiber einer Bahnhofsrestauration.

Schopps ebenfalls historisch interessierter Lebenspartner Harald Haiss gehört zur weit verzweigten Verwandtschaft des Grafen Magga – als zweiter Cousin vierten Grades. Gemeinsam mit der Stadt, der Zeller Keramik sowie mit Vereinen wollen die beiden den illustren Herrn neu zum Leben erwecken. Beispielsweise mit einer Graf-Magga-Geburtstagsveranstaltung am 11. Juli. Und es gibt weitere Pläne: »Diese Figur hat viel Entwicklungspotential«, meinen Haiss und Schopp.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Natürlich versteckt der Osterhase die Ostereier – und auch wer daran nicht mehr glaubt, freut sich an den Feiertagen zumindest auf schöne Stunden mit seinen Liebsten.l
vor 32 Minuten
Offenburg
Ostern ist ein Fest für die ganze Familie. Das ist auch bei bekannten Offenburgern nicht anders. Das OT hat sie nach ihren Plänen und nach schönen Kindheitserinnerungen gefragt.
vor 3 Stunden
Offenburg
Traditionell oder außergewöhnlich, zuhause oder unterwegs mit Familie und Freunden: Wir haben fünf Menschen aus Offenburg gefragt, wie sie dieses Jahr ihr Osterfest verbringen.
Das bedeutendste Offenburger Kunstdenkmal, der Offenburger Ölberg aus dem Jahr 1524, erzählt detailreich die Geschichte vom Verrat an Jesu an Gründonnerstag.
vor 21 Stunden
500 Jahre Ölberg
500 Jahre Ölberg: Seit mindestens einem halben Jahrtausend besteht der Offenburger Ölberg, der 1524 erstmals erwähnt wurde. Da das bedeutende Kunstdenkmal die Geschichte vom Verrat an Jesu an Gründonnerstag erzählt, erinnert das OT heute an dieses Jubiläum.
Vernissage der Ausstellung des VON (von links): Rüdiger Stadel (Mitglied kultureller Beirat der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte), Martin Seidel (Sparkasse Kinzigtal), Stefan Medel (Zunftmeister Gengenbach), Theo Schindler (Narrenmeister VON), Gunther Seckinger (VON-Vogt Ortenau), Thomas Rautenberg (Museumsleiter), Christian Daxer (Narrenrat), Gudrun Reiner (Vize-Narrenmeisterin VON), Thorsten Erny (Bürgermeister), Rudi Maurer und Gündüz Askin (beide Narrenräte).⇒Foto: Thomas Reizel
28.03.2024
Ausstellung des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte
Das Gengenbacher Narrenmuseum startet am Samstag in die neue Saison. Und es hat für ein Highlight gesorgt: Der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte präsentiert sich mit ausgewählten Exponaten in der Türmerstube des Niggelturms.
Großen Zulauf hatte bei der Jobbörse der Infostand der Zimmerei Irslinger. Auch Bürgermeister Martin Holschuh (hinten Mitte), Rektorin Henrike Scharsig (vorne rechts) und Organisator Alexander Beathalter (links neben der Rektorin) waren an den Ständen unterwegs.
28.03.2024
"Quelle der Inspiration"
Rund 30 Firmen haben sich bei der dritten Schutterwälder Jobbörse am vergangenen Freitag in der Mörburghalle präsentiert. Unternehmen und Veranstalter ziehen eine positive Bilanz.
Auch im Fürstenberger Hof in Unterharmersbach startet ab April die Museums-Saison wieder. 
28.03.2024
Ein Besuch lohnt sich
Ab April ist geöffnet, im Storchenturm kann ab Ostersonntag Stadtgeschichte geschnuppert werden.
Luise Schubert feiert ihren 95. Geburtstag in ihrem Geburtshaus in Offenburg. 
28.03.2024
Offenburg
Die Offenburgerin Luise Schubert wird am Donnerstag 95 Jahre alt. Seit ihrer Geburt wohnt sie in der Kronenstraße in der Offenburger Vorstadt.
Das Windschläger Orchester trat mit dem Jugendorchester "Jowibo" unter der Leitung von Dirigent Philip Ott auf.
28.03.2024
Heiße Rhythmen aus Afrika
Beim Jahreskonzert des Musikvereins Windschläg am Samstag wurde das Publikum musikalisch nach Afrika entführt. Jugend- und großes Orchester hatten auch einen gemeinsamen Auftritt.
CDU-Kandidaten in Fessenbach (oben von links): Marc Zöller, Marcus Jogerst-Ratzka, Josef Hugle, Monika Freund (in der Mitte von links), Ludwig Holl, Katja Manandhar sowie (unten von links) Paul Litterst und Stephan Seitz.
28.03.2024
CDU-Kandidaten für Ortschaftsrat
Die CDU Fessenbach hat im Gasthaus "Linde" ihre Liste für die Ortschaftsratswahl am 9. Juni aufgestellt.
In der Brückenhäuserstraße wurde ein neuer Point of Presence, also ein Verteiler fürs schnelle Internet, aufgestellt. Dieser steht nahe des Gymnasiums.
28.03.2024
Schritt für schnelles Internet
Der Anschluss Gengenbachs an das Glasfasernetz ist einen Schritt nähergerückt: Am Freitag hat die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG in der Brückenhäuserstraße nach eigenen Angaben vom Dienstag einen Point of Presence errichtet.
Ehrungen (von links): Silke Merzweiler (geehrt für 25 Jahre Mitgliedschaft) mit dem Vorsitzenden Jürgen Britsch und Reinhard Brunner, langjähriger Beisitzer, der aus dem Vorstand verabschiedet wurde.
28.03.2024
Generalversammlung
Generalversammlung des RMSV Bohlsbach: Bei den Neuwahlen wurden die Vorstände in ihren Ämtern bestätigt.
Der Pachtvertrag fürs "Bistro unter den Pagoden" läuft aus.
27.03.2024
Wer erhält den Zuschlag?
Das 2001 eröffnete "Bistro unter den Pagoden" in der Offenburger Stadtmitte wird saniert und dann neu verpachtet: Ab April können sich Interessenten, die das Café betreiben wollen, bei der Stadt bewerben.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.