Schonfrist bis 2018 für Coffee-to-go-Becher in Offenburg
Offenburg rückt den Einweg-Plastikbechern zu Leibe, allerdings nicht so forsch und rasch, wie es sich die Grünen vorstellen. Nach intensiver Debatte beschloss der Gemeinderat Folgendes: Die Stadtverwaltung präsentiert bis Ende des Jahres ein Konzept, wie ein Pfandbecher-System in Offenburg aussehen könnte. Die Umsetzung könnte dann 2018 erfolgen, wenn im Rahmen der Klimaschutzkampagne das Thema Ernährung auf der Agenda steht.
Die Coffee-to-go-Plastikbecher gehören zum Stadtbild – aber geht es der Umwelt zuliebe nicht auch anders? Darüber diskutierte am Montagabend der Gemeinderat. Und die üppige Zahl der Wortbeiträge der Stadträte zeigte, dass dies ein Thema ist, das vielen unter den Nägeln brennt und bei dem Umweltschutz im Kleinen konkret werden kann.
Mit einer flammenden Rede warb Grünen-Stadtrat Stefan Böhm dafür, dem Antrag seiner Fraktion zu folgen und ein Mehrwegbecher-System à la Freiburg einzurichten. Zwei Millionen Coffee-to-go-Plastikbecher kämen pro Jahr in Offenburg in Umlauf und landeten größtenteils im Müll oder auf den Straßen und Plätzen, zum Teil auch in Gewässern und schließlich im Meer. »Die Tierwelt erleidet Schaden«, so Böhm. Jüngst sei ein Seehund mit 40 Plastiktüten im Magen gefunden worden. Hiergegen könnte Offenburg etwas tun.
»Schön und recht – und grundsätzlich eine gute Idee«, meinte Werner Maier für die CDU-Fraktion. Er hegte aber Zweifel an der Umsetzbarkeit eines solchen Pfandsystems, vor allem hinsichtlich der Hygieneanforderungen. Eine Verkäuferin dürfe die zurückgegebenen Becher theoretisch nicht einmal in die Hand nehmen, meinte der Bäckermeister. Die CDU sei mehrheitlich dagegen.
»Prüfen!« lautete hingegen aus Sicht von SPD-Stadtrat Gerhard Schröder das Gebot der Stunde. Einer Stadt wie Offenburg, die beim Narrentag seit mehr als 30 Jahren das Einweggeschirr abgeschafft habe, stünde ein solches Pfandsystem gut zu Gesicht. Eventuell müsse man aber großräumiger denken. »Vielleicht ist das ein Projekt, bei dem sich die Abfallwirtschaft des Kreises profilieren kann«, so Schröder.
Zweifel hinsichtlich der Umsetzbarkeit äußerte auch Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Konprecht. Einen in Freiburg funktionierenden Ablauf zu kopieren, sei schwierig. Dort gebe es eine ganz andere Dichte an Studenten und Kaffees. Und sei ein solches System nicht eher Aufgabe des Bäckereifachverbandes als die der Stadt, ganz zu schweigen von dem Hygieneproblem, gab es für Konprecht noch zu viele unbeantwortete Fragen.
»Wir finden die Anfrage gut und können dies nur unterstützen«, meinte FDP-Chef Thomas Bauknecht. Allerdings wünschte er sich eine Vorlage mit Kosten für die Stadt und weiteren Infos, »damit wir das richtig abschätzen können«. Wichtig aus Sicht von Bauknecht: »Kunden und Handel müssen gerne mitmachen.«
Passend zur Kampagne
Die Diskussion spielte OB Edith Schreiner bestens in die Karten. Grundsätzliche stehe man dem Thema positiv gegenüber, signalisierte sie. Sie schlug vor, dass Klimaschutzmanagerin Bernadette Kurte bis Ende des Jahres eine Vorlage für den Gemeinderat erarbeitet. Die Umsetzung könnte dann 2018 erfolgen, wenn im Rahmen der Klimaschutzkampagne ohnehin das Thema Ernährung auf der Agenda stehe. Dem stimmte der Gemeinderat einstimmig zu.
Kaffee-Sprüche
»Wir haben immer dieses Problem mit der Identität der Ortenau – hier kann es der Kreis mal zeigen.«
Gerhard Schröder, SPD-Stadtrat, sieht in der Kaffeebecher-Frage ein Projekt für die Abfallwirtschaft des Kreises.
»Wir schützen nicht nur die Umwelt, wir können auch zeigen, wie innovativ die Stadt Offenburg ist, und wir haben tolle Werbemittel.«
Florence Wetzel, Offenburger Liste, sprach sich für die Mehrwegtassen aus.
»Plastikbecher gehören vom Gesetzgeber verboten. Da wäre eine Resolution viel wichtiger als beim Wildtierverbot.«
Klaus Binkert, CDU-Stadtrat, möchte die Plastikbecher bundesweit abschaffen.
»Wir machen das ähnlich wie die Klimakonferenzen jedes Jahr – wir schieben es raus.«
Norbert Großklaus, Grünen-Stadtrat, ärgerte die zögerliche Vorgehensweise.
»Ich habe die letzten Wochen in einem Land verbracht, über das hier gern gelacht wird. Aber in Nordost-Italien werden seit vier Jahren nur noch kompostierbare Müllbeutel verwendet.«
Silvano Zampolli, FDP-Stadtrat, will die Plastikvermüllung in größerem Stil angehen.
»Nie würde ich wagen, über eine italienische Provinz, aus der ein bedeutender Gelatino kommt, zu lachen.«
Stefan Böhm, Grünen-Stadtrat, in einem Bonmot zu Zampoli.
»Das zeigt, dass man bei einem Thema, von dem man am wenigsten
Ahnung hat, am längsten diskutieren kann.«
Albert Glatt, CDU-Chef, staunte über die Zahl der Wortbeiträge.