Seemannslieder mit Melancholie und Romantik pur
Der Gesangverein »Frohsinn« Reichenbach hat mit seiner musikalischen Reise »Über alle Meere« das Publikum begeistert. Die Berghauptener Schloßwaldhalle war voll, die Sängerinnen und Sänger versprühten Lebenslust und Seefahrerromantik.
Der Aufwand an Werbung, Bühnengestaltung, instrumentaler Begleitung und nicht zuletzt intensiver Programm- und Probenarbeit des Gesangvereins »Frohsinn« Reichenbach wurde am Samstagabend in der Schloßwaldhalle Berghaupten – die Reichenbacher Halle ist noch nicht saniert – mit voll besetzten Stuhlreihen reich belohnt.
Das thematisch auf Wind und Wellen ausgerichtete zwölf Lieder umfassende Konzertprogramm der drei Gesangsformationen aus Reichenbach erfuhr eine zusätzliche Bereicherung durch die Mitwirkung des zehn Kinder starken Grundschulchors aus Reichenbach und dem angesagt letztmaligen Auftritt des Gesangsduos Robert Harter und Tochter Julia Klumpp sowie der inspirierenden Gitarrenbegleitung von Klaus Bahr.
Einmal mehr lieferte Achim Bührer am Schlagzeug das rhythmische Fundament.
Und Axel Döhring, der Bruder des Konzertleiters Frank Döhring, sorgte mit seinem Akkordeon nicht nur bei Meeresliedern für den melancholischen Wellensound, sondern zeigte sich in Hans Zanders »Windstärke 11« vor dem finalen Schlusschor als beeindruckender Solist. Ulrike Neff begleitete die Chorvorträge mit behutsamer Aufmerksamkeit.
Kinderchor beklatscht
Karin Baum leitete für die verhinderte Grundschulchorleiterin Beate Berkmann den viel beklatschten Auftritt des Kinderchores.
Viele Chorsänger unter dem Publikum waren gespannt, wie die altbekannten Weisen »Seemann, deine Heimat«, »Kleine Bark« oder »Es löscht das Meer« (Friedrich Silcher) vorgetragen werden.
Für den Dirigenten und seine ausnahmslos auswendig singenden Chormitglieder eine herausfordernde Prüfung.
Aufgeschnappte Kommentare wie »Gut war’s. Schön gesungen« nach »Es löscht das Meer« oder »Ja, toll!« nach dem letzten Programmtitel »Frei wie der Wind« zeigten, dass Botschaft und Vortrag zündeten.
Während die Pianissimostellen in Silchers Schifferlied den romantischem Männertraum von der Einsamkeit zu zweit im mondbeschienenen Boot zuckersüß in dynamisch raunenden Wellen zelebrierten, wurde zum Konzertfinale als harter Kontrast der Ausbruch aus der Zweisamkeit, das Ideal der unendlichen Freiheit in den Weiten der Weltmeere besungen.
Santianos »Frei wie der Wind« gebärdete sich als programmatisches Männerlied mit der Beschwörung scheinbarer Ungebundenheit und ewiger Männerfreundschaft.
Wellengleich wogte »Wir sind frei« durch die Stimmenregister. »Queen Bee«, das ehemalige Frauenduo, fand »Freiheit aus einem Männerbund« allerdings zum »Kotzen«.
Und die Frauen zeigten am Samstagabend auch durchaus ihr eigenes Profil. Mit »Octopus’ Garden« eroberten die vierundzwanzig Frauen swingend und klingend, rhythmisch und fröhlich das Publikum.
In »Aquarius« beeindruckten tief gründende Altstimmen, brillant edles Summen entführte mystisch. Melodisch und artikuliert verzauberten sanft schmelzende Stimmvermählungen.
In »Sailing« und »Leuchtturm« von Nena Kerner produzierten die Frauen zusammen mit den Männern einen bedrückenden Gesamtchorklang.
Hingebend erhaben schwebte »Bird« in Sailing mit den weißen Möwen am schwarzen Bühnenhimmel um die Wette. Schwungvoll, tröstend und optimistisch mündete »Leuchtturm« in einem endlos verströmendem »Du«.
Werbung für den Chor
Losgelöst von allen thematischen Banden wurde die zweite Zugabe »Wunder geschehen« (Nena) zu einer überwältigenden Werbung für den gemischten Chorgesang.
Freudige Gesichter und strahlende Stimmen vermittelten ungebändigte Lebenslust. Ein kleines Wunder zum fünfzehnjährigen Dirigentenjubiläum Frank Döhrings war auch die Tatsache, dass die Projektchormitglieder beim gesamten Konzert mitgewirkt haben.