Hegner Kreuzschwestern: »Sie hatten Mut und waren stark«
Ein Stück Offenburger Kirchengeschichte geht zu Ende: Die Kreuzschwestern aus Hegne sind mit einem feierlichen Gottesdienst im Vinzentiushaus verabschiedet worden. Insgesamt 150 Jahre hatten sie in der Stadt gewirkt.
Bereits beim Kreuzfest im September 2016 wurde das 150-jährige Wirken der Kreuzschwestern in Offenburg mit einem Festgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche gefeiert. Jetzt hieß es endgültig Abschied nehmen. Die letzten vier Schwestern verlassen die Stadt und kehren ins Mutterhaus nach Hegne am Bodensee zurück. Zahlreiche Gäste, Mitarbeiter der Vinzentiushaus Offenburg GmbH und Bewohner des Pflegeheimes wollten es sich am Dienstag nicht nehmen lassen, sich von den Schwestern persönlich zu verabschieden und noch einmal mit ihnen einen festlichen Gottesdienst in der Cafeteria des Vinzentiushauses zu feiern mit Felix Ketterer an der Orgel und Marco Frizenschaf, Trompete.
Im Jahr 1866 gekommen
»150 Jahre Schwestern der Kongregation der barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Offenburg sind ein Stück Kirchengeschichte«, betonte Dekan Matthias Bürkle im Rückblick auf die vergangenen 150 Jahre, in denen es 15 Päpste und 14 Freiburger Erzbischöfe gegeben habe.
1866 kamen die ersten beiden Schwestern nach Offenburg. Sie begannen mit privater Krankenpflege, die Pflege im Vinzentiushaus war über Jahrzehnte der Schwerpunkt ihres Wirkens. Krankenpflege, Altenpflege, Erzieherinnentätigkeit im Ölbergkindergarten und in anderen Offenburger Kindergärten, eine Kneippanstalt, eine Hostienbäckerei kamen dazu, ab 1974 leiteten sie die Sozialstation St. Ursula. Immer habe es eine offene Tür für die Armen der Stadt gegeben. 269 Schwestern waren es in diesen 150 Jahren, »was für ein Reichtum an Diensten, Charismen und Talenten«, so Bürkle. Für dieses Engagement wurde den Schwestern am Sonntag die Bürgermedaille aus der Hand von OB Edith Schreiner verliehen.
»Man muss Mut haben und stark sein«: Dieses Wort der Ordensgründerin Mutter Maria Theresia Scherer griff der Dekan auf. »Sie hatten Mut und waren stark«, wandte er sich an die Schwestern und erinnerte an die schwierigen Anfänge, wo die Schwestern in Ordenstracht, meist auf dem Fahrrad unterwegs, das Stadtbild mitgeprägt haben. Ärmlich seien die Wohn- und Lebensverhältnisse gewesen, abenteuerlich die Zeit während der beiden Kriege, wo die Gottesdienste im Keller des Vinzentiushauses stattfinden mussten, eine Herausforderung auch die Betreuung eines Flüchtlingsheimes. »In Jesu Auftrag haben Sie den Menschen geholfen ihre persönlichen Kreuze zu tragen, bei Ihnen haben sich die Menschen getraut, auch einmal zu weinen.«
Dafür sagte er »Danke und Vergelt‘s Gott«. Zum Abschied überreichte Bürkle den Schwestern eine Rose und als Erinnerung an Offenburg ein kleines Kreuz, das aus demselben Olivenholz aus dem Heiligen Land hergestellt wurde, wie das große Kreuz im Altarstein der Kreuzkirche.
Eine Ära endet
Auch Dirk Döbele, Diakon und Geschäftsführer der Vinzentiushaus Offenburg GmbH, bezeichnete den Weggang der Schwestern als sehr schmerzhaft. Es sei ein Abschied auf Raten gewesen, vor drei Jahren seien es noch zehn Schwestern gewesen, jetzt nur noch vier. Daran sehe man, dass eine Ära zu Ende gehe. »Mir bleibt nur übrig, Ihnen nochmals zu danken, dass sie 150 Jahre lang so viel Gutes bewirkt haben.« Weiherhin würden Ordensschwestern aus Indien im Vinzentiushaus und im Marienhaus arbeiten und damit den Geist des Hauses mitprägen.
Der Blick gehe nach vorn, betonte Döbele. Es sei tröstlich, dass es weitergehe und in die Räume nun das Hospiz mit acht Plätzen einziehe, das lange von den Gengenbacher Schwestern in Oberharmersbach betreut und jetzt von der Vinzentiushaus GmbH übernommen wurde. Nächste Woche ist Umbaubeginn, Anfang Juli soll dann Eröffnung gefeiert werden,
die meisten Beschäftigten des Hospizes würden übernommen.