Stadt ist im Sommer 2017 plötzlich zwei Monate ohne Bad
Der Abriss des alten Hallenbads in Offenburg findet früher statt als geplant. Das ärgert Vielschwimmer Hendrik van Beek, weil er dann vom 21. Mai bis zur Eröffnung des neuen Freizeitbads am 22. Juli 2017 an der Stegermattstraße nicht seinem Hobby nachgehen kann. Warum der frühere Abriss plötzlich nötig ist, erklärt TBO-Chef Alex Müller.
Hendrik van Beek ist verärgert. Der Vielschwimmer wirft der Stadt eine konfuse Zeitplanung vor. In der Tat war noch Mitte des Jahres kommuniziert worden, dass das Hallenbad erst im September 2017 abgerissen wird. Nun soll es bereits am 21. Mai 2017 schließen. Das hat zum Verdruss von van Beek und elf weiteren »Schnellschwimmern« zur Folge, dass Offenburg im nächsten Sommer zwei Monate ohne Schwimmbad sein wird. Er hat diesen Unmut in einem Schreiben an TBO-Chef Alex Müller zum Ausdruck gebracht.
Van Beek bezeichnet es als »hirnrissig«, dass man mit dem Abriss des Hallenbads nicht wartet, bis das neue Freizeitbad fertiggestellt ist. »Jeder Häuslebauer weiß: Unbedingt das alte Haus erst abreißen, wenn das neue Haus endgültig fertig ist.« Van Beek bezweifelt im Übrigen, dass das neue Freizeitbad bis zum geplanten Einweihungstermin Ende Juli fertig wird. Weder seien die Aufzugsarbeiten ausgeschrieben noch die Abrissarbeiten für das alte Hallenbad.
Müller: Das ist zumutbar
TBO-Chef Alex Müller räumt ein, dass man den Abriss des Hallenbads, der ursprünglich für September geplant war, etwas nach vorne gezogen habe. Aus folgendem Grund: Es sei das erklärte Ziel, das Freizeitbad mit Beginn der Freibadsaison 2018 in vollem Glanz präsentieren zu können. Dazu gehöre auch, dass das bislang noch fehlende Kinderplanschbecken auf dem Areal des jetzigen Hallenbads fertiggestellt ist. Damit komme man zeitlich aber nur hin, wenn man den Abriss des Hallenbads vorziehe. Das wiederum liege vor allem an der langen Trocknungszeit des Beckens.
»2018 noch teilweise Baustelle auf dem Areal – da waren wir uns einig, dass wir das nicht wollen«, erklärt Müller. Dafür müsse man eben die frühere Schließung des Hallenbads in Kauf nehmen. »Ich glaube, dass man das zumuten kann«, sagt Müller. Er verweist gleichzeitig auf eine frühere Planung, bei der das neue Kombibad auf der Fläche des jetzigen Hallenbads gebaut werden sollte. »Das hätte 24 Monate ohne Bad bedeutet«, erinnert Müller.
Van Beeks Bedenken, dass das Freizeitbad nicht rechtzeitig fertig wird, teilt er nicht. »Ich bin da entspannt.« Der TBO-Chef hat auch keine Sorgen, einen Abrissunternehmer für das alte Hallenbad zu finden: »Wir haben ein paar gute lokale Player, die leistungsfähig sind und sich über einen solch lukrativen Auftrag freuen.«
Auch Badchef Stefan Schürlein kann den Verdruss über die badlose Zeit in Offenburg nicht ganz verstehen: »Acht Wochen sind gar nichts.« Er verweist zugleich darauf, dass die Zeit benötigt werde, um das neue Freizeitbad »hochzufahren« und das Personal zu schulen. Die 15 Mitarbeiter, die von den TBO übernommen werden, sowie die fünf neuen Mitarbeiter und drei Azubis, die noch eingestellt werden sollen, müssten sich mit den Abläufen im Kombibad vertraut machen. Aus Sicht von Schürlein ist dies ein Fulltimejob, sodass die Mitarbeiter nicht gleichzeitig das Hallenbad beaufsichtigen könnten. »Sämtliche Arbeitsabläufe müssen sich einspielen«, erklärt Schürlein. Die Kassensysteme müssten abgestimmt, die Umkleiden getestet, die Becken gefüllt, das Wasser gechlort, die Saunen beheizt und die Gastronomie vorbereitet werden.
Eröffnung am 22. Juli
Ein Freizeitbad sei ein »sehr komplexes System«, bei dem es durchaus Kinderkrankheiten geben könne. »Wenn Fehler auftreten, müssen sie behoben werden«, betont Schürlein, sodass es die Zeit bis zum angestrebten Eröffnungstermin am 22. Juli 2017 und auch die Anwesenheit des Personals während des Hochfahrens brauche.
Van Beek bleibt trotzdem skeptisch. Er wehrt sich gegen eine »monatelange Blockade des Breitensports« und hofft durch seinen Vorstoß auf pragmatische Ideen, »um die Sperrung des Hallenbads auf ein zumutbares Maß zu reduzieren«.
Der Zeitplan im Detail
Nach den »Special Olympics« ist für den 20. Mai 2017 eine Abrissparty geplant, ab dem 21. Mai 2017 schließt das alte Hallenbad. Was danach im Detail passiert, erläutert TBO-Chef Alex Müller.
Das Hallenbad müsse auf einen Stand gebracht werden, dass man es abreißen könne. Für den Rückbau von technischen Anlagen sowie der Leitungen rechnet Müller mit rund vier Wochen. Mitte Juli könne dann der eigentliche Abriss beginnen, für den der TBO-Chef vier bis sechs Wochen veranschlagt. »In diesem Bereich haben wir die Blutbuche, da heißt es sensibel vorgehen«, so Müller. Anfang August könne dann mit dem Bau des Kinderplanschbeckens begonnen werden. Erdaushub und Betonmaterial vom Abriss könne dabei zur Gründung verwendet werden. Der Beton des 100 Quadratmeter großen Planschbeckens brauche lange Trockenzeiten, erklärt Müller den früheren Hallenbadabriss. Im Herbst trockne es auch besser als im Winter. Bis zur Freibadsaison 2018 soll das Planschbecken dann genauso wie die Freifläche und Sportanlagen im östlichen Liegebereich fertig sein.