Stadt- und Wohnbau-Chef Robert Wacker präsentiert Bilanz
Zum Abschied nach 35 Jahren als Geschäftsführer der Stadtbau und Wohnbau konnte Robert Wacker (66) gestern in seiner letzten Bilanz mit 1,711 Millionen Euro Gewinn ein Rekordergebnis präsentieren. Gleichzeitig übergab er die Geschäftsführung an seinen »Wunschkandidaten« Rainer Lindenmeier (54). Der langjährige Prokurist kündigte Investitionen in Höhe von 50 Millionen bis 2020 an.
Perfekter Abgang für Robert Wacker: Mit einer Rekordbilanz übergab der 66-Jährige gestern den Geschäftsführerposten an seinen Nachfolger Rainer Lindenmeier. 2015 konnte die Stadtbau einen Gewinn von 1,52 Millionen Euro an die Wohnbau abführen, die damit einen Jahresüberschuss von 1,711 Millionen Euro erzielte. Als Grund für das Rekordergebnis nannte Wacker vor allem den Verkauf von Grundstücken im großen neuen Offenburger Baugebiet »Seidenfaden«. Dort werde die Stadtbau in den nächsten Jahren 110 Mietwohnungen errichten, informierte Wacker.
Ebenso erfreulich sei die Entwicklung des im vergangenen Jahr fertiggestellten Projekts »An der Wiede« verlaufen: Alle 45 Eigentumswohnungen hätten schnell Käufer gefunden.
Ein weiteres Großprojekt sei die Neugestaltung des Mühlbachkarrees, wo in zwei Bauabschnitten 53 Eigentumswohnungen mit Tiefgaragen entstehen sollen. Der erste Bauabschnitt soll Anfang 2018 abgeschlossen sein.
Aufsichtsratsvorsitzende Edith Schreiner stellte dann den neuen Geschäftsführer Rainer Lindenmeier vor und freute sich, in den eigenen Reihen jemand gefunden zu haben, »der die souveräne und sehr gute Arbeit von Herrn Wacker fortsetzt«. Dadurch habe man auch die Ausschreibungskosten gespart, merkte die OB nebenbei an. Der Aufsichtsrat habe den bisherigen Prokuristen einstimmig gewählt. Lindenmeier, verheiratet, zwei Kinder, bedankte sich für diesen »unheimlichen Vertrauensvorschuss«. Er sei seit 1983 im Unternehmen und seit 1991 Prokurist. 33 Jahre habe er mit Robert Wacker zusammengearbeitet, der ihn immer unterstützt und gefördert habe. »Man kann es fast schon mit einer Ehe vergleichen«, schmunzelte Lindenmeier.
Günstige Wohnungen
Der neue Geschäftsführer bezeichnete sich als Offenburger mit Leib und Seele. »Ich hänge an dieser Stadt. Offensichtlich geht es vielen genauso«, leitete Lindenmeier auf die angespannte Lage im unteren Preissegment auf dem Wohnungsmarkt über. Er wolle seinen Beitrag dazu leisten, »dass Offenburg günstige Wohnungen anbieten kann«, kündigte er an. Derzeit habe die Wohnbau einen Bestand von 1245 Mietwohnungen. Dieser soll bis 2020 um 170 bis 180 neue Wohnungen wachsen. Die Mieten dafür werden sich laut Lindenmeier auf rund sechs Euro pro Quadratmeter bewegen. Das Investitionsvolumen schätzt er auf 40 Millionen Euro. »Gleichzeitig dürfen wir den Bestand nicht vernachlässigen«, betonte der neue Mann. Hier würden bis 2020 weitere zehn Millionen Euro investiert.
Außerdem verfüge die Stadtbau über eine Grundstücksreserve auf dem »Seidenfaden« für weitere 60 bis 80 Wohnungen, ergänzte Lindenmeier.
HINWEIS: Die offizielle Verabschiedung von Stadt- und Wohnbauchef Robert Wacker findet morgen, Freitag, im Salmen statt.
So lief es im »Seidenfaden«
Bei Neubauquartieren gebe es eine Verpflichtung zum Mietwohnungsbau in Höhe von 20 Prozent, erklärte Robert Wacker. Das führe oft zu Problemen bei der Überwachung und in der Umsetzbarkeit. Im Baugebiet »Seidenfaden« habe die Stadtbau diese Verpflichtung deshalb den Bauherren freiwillig komplett abgenommen, indem sie 110 Mietwohnungen auf dem Areal baut. Vorteil: »Davon haben wir beim zügigen Grundstücksverkauf profitiert«, erklärte Wacker.
Wohnbau-Fakten
Wohnbau und Stadtbau – wo sind da eigentlich die Unterschiede? Der neue Geschäftsführer Rainer Lindenmeier erklärte es gestern: Die Wohnbau ist demnach ein Wohnungsunternehmen, das als Tochter der Stadt für die Versorgung mit Wohnungen zuständig ist und dabei auch einen sozialen Aspekt zu berücksichtigen hat.
Die Stadtbau ist ein Dienstleistungsunternehmen und fungiert als Bauträger, Erschließungsträger und übernimmt Fremdverwaltungen von Wohnungen. Die erwirtschafteten Erträge der Stadtbau (vor allem durch die Arbeit als Bauträger) werden an die Wohnbau überführt, damit diese ihre Aufgabe erfüllen kann.
Rund 700 Bewerbungen liegen der Wohnbau akuell vor. 1245 Wohnungen (fast alle in der Kernstadt) sind im Besitz der Gesellschaft, 2015 gab es 93 Mieterwechsel, was 7,4 Prozent entspricht. Die Durchschnittsmiete beträgt bei der Wohnbau 5,10 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Offenburg werde Wohnraum derzeit für durchschnittlich 7,35 Euro pro Quadratmeter angeboten.