Stadtentwicklung: »Zell 2030« nimmt Konturen an
Die Stadt Zell im Jahr 2030 nimmt immer mehr Konturen an. Die Ideen und Anregungen hierfür entwickeln die rund 30 Mitglieder der Zeller »Szenariogruppe«, die sich am Mittwoch wieder trafen. »Fantasie ist hierbei mit das Wichtigste«, so Zells Bürgermeister Günter Pfundstein sichtlich stolz auf die Fortschritte.
Wenn es um das Bild einer Stadt in der weiteren Zukunft geht, wird nicht nur über Pflastersteine oder Abfallkörbe gesprochen. Das gehört natürlich auch zum Erscheinungsbild einer Gemeinde, für die Vision »Zell 2030« bedarf es aber weitaus grundlegendere Überlegungen. Und es braucht Fantasie. Die bewiesen am Mittwochabend die Mitglieder der »Szenariogruppe« in der nunmehr dritten Szenario-Werkstatt.
Mit dabei in der Mensa des Bildungszentrums war auch Zells Bürgermeister Günter Pfundstein, selbst auch Mitglied der Gruppe, die sich unter Begleitung eines Expertenteams der Hochschule in Neubrandenburg über Zell in 13 Jahren Gedanken macht. »Das städtebauliche Entwicklungskonzept, das im Projekt Zell 2030 erarbeitet wird, nimmt mehr und mehr Konturen an. Fantasie ist aus meiner Sicht in einem solchen Prozess mit das Wichtigste. Viele können sich bestimmte Dinge nur mit Bildern überhaupt erst vorstellen. Jedes fortschrittliche Unternehmen und jeder Planer arbeitet deshalb mit Bildern«, so der Bürgermeister.
Pfundstein weiter: »Mit zunehmender Projektdauer wird deutlicher, wie es in ein paar Jahren hier vor Ort aussehen soll oder kann. Damit das gelingt, wird dieser Masterplan erstellt, der als Richtschnur für künftige Entscheidungen dient. Vor allem aber – und das ist ganz wichtig – wird das Gemeinschaftsgefühl mit einem solchen Vorgehen gestärkt.«
Das sieht auch Daniel Lehmann so, Geschäftsführer der projektbegleitenden Zeller Firma »Agilevent«. »In der Szenariogruppe sind Zeller jeden Alters, mit verschiedenen Berufen und Interessen. Im Gespräch lernen sie auch, einmal über ihre oft verfestigten eigenen Interessen hinauszuschauen und lernen, dass es für eine zukunftsfähige Stadt vielerlei Aspekte gibt«.
Zeller Vereinsforum
Am Mittwochabend hatten Jens Hoffmann und Heidrun Hiller vom Expertenteam den Zellern ein selbst entworfenes Szenario mitgebracht, das auf den bisherigen Ansätzen basiert. Es erzählt die fiktive Geschichte eines Bürgermeisters aus einer anderen Gemeinde, der nach 15 Jahren die Stadt wieder besucht: Zells Bürgermeister hatte seinen Kollegen zum zehnjährigen Bestehen des Zeller Vereinsforums eingeladen. In diesem Forum haben sich alle Vereine der Stadt zusammengetan und ihre Kräfte gebündelt. In Zell selbst hat sich vieles verändert. Der Rundofen ist längst Keramikmuseum und hat bereits eine Million Besucher gezählt. Ein Teil des Verkehrs wird ums Zentrum gelenkt, es gibt Carsharing für Elektro-Autos in der Innenstadt. Entsprechend leise ist es in Zell. Im Zeller Städte gibt es eine Einkaufsmeile, ein Stadtkaufhaus bietet regionale Bio-Waren an. Die Stadt erzeugt ihren Strom selbst.
Soweit ein Auszug der Geschichte. Utopie? Die Experten nennen es Zukunftsbilder oder »erzählte Wunschbilder«. Die Szenariogruppe wird nun herausarbeiten, ob dieses Bild eines möglichen »Zell 2030« in sich stimmig ist. Was passt nach Zell, was nicht? Was fehlt oder was sollte deutlicher gemacht werden?
Vier Arbeitsgruppen sollen sich bis zum nächsten Szenariotreffen im Spätjahr Aspekten dieses Zukunftsbildes annehmen und sie auf Plausibilität hin überprüfen.
Erste Andeutungen
Übrigens: So ganz aus der Luft gegriffen ist das genannte »Vereinsforum« nicht. Zells Bürgermeister Günter Pfundstein hatte unlängst in der Sitzung der Vereinsvertreter in Unterharmersbach bereits Andeutungen in diese Richtung gemacht. Pfundstein nannte es »Haus der Vereine« als Anlaufstelle, um Vereinsangelegenheiten zu koordinieren. Das Zukunftsszenario geht aber noch einen Schritt weiter: Da alle Vereine Probleme haben, entscheidende Posten zu besetzen, könnte eine Zusammenarbeit in manchen Bereichen Entlastung bringen.
Modellprojekt
Beim Modellprojekt »Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen« des Bundesbauministeriums geht es um Zukunftsvisionen für acht deutsche Städte; also darum, wie sie im Jahr 2030 aussehen könnten. In insgesamt sechs Werkstätten entwickeln Bürger diese Vision. Eine Expertengruppe der Hochschule in Neubrandenburg um Professor Peter Dehne betreut die Arbeit in den Kommunen. dr