Stadtwald steht wirtschaftlich und natural sehr gut da
Intensiv befasste sich der Gemeinderat mit der seit anno 1859 nunmehr 17. »Forsteinrichtung« für den rund 950 Hektar großen Stadtwald. Diese mittelfristige Planung bis 2026 weist unter anderem aus, dass die Stadt Gengenbach mit einem Überschuss von gut 100 000 Euro jährlich rechnen kann.
Der Gemeinderat informierte sich am Mittwoch bei einer Waldbegehung ausgiebig über den Stadtwald und die mittelfristige Betriebsplanung bis 2026. In der anschließenden Ratssitzung nahm das Gremium diese neue »Forsteinrichtung« und der darin festgelegten Ziele der Stadt Gengenbach als Waldeigentümerin zur Kenntnis und stimmte diesem Zehnjahresplan als Grundlage für eine »umfassend nachhaltige Bewirtschaftung des Stadtwaldes« zu.
»Der Stadtwald Gengenbach steht sehr gut da – wirtschaftlich und natural«, erklärte Rainer Wossidlo von der Forstdirektion Freiburg und erläuterte mit Joachim Hass vom Amt für Waldwirtschaft im Ortenaukreis die Waldbegehung und die Forsteinrichtung mit Stichtag 1. Januar 2017 und einem dreiteiligen Verfahrensablauf: Der aktuelle Waldzustand wird erfasst und bilanziert, die Maßnahmen des abgelaufenen Forsteinrichtungszeitraums werden geprüft und bewertet, darauf aufbauend wird ein konkreter Planvorschlag als Rahmen für die nächsten zehn Jahre entwickelt. Grundlage ist die Betriebsinventur von 2015. Die detaillierte Erfassung des Waldzustandes erfolgte im Rahmen von Geländeabgängen in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 zusammen mit dem Revierleiter.
Der Aufwand dafür wird durch die Größe des Stadtwalds veranschaulicht: 950 Hektar, davon 909 Hektar mit Baumbestand. »Und wir haben gemessen, nicht geschätzt«, unterstrich Wossidlo. Die restliche Fläche von 41 Hektar besteht vor allem aus Wegen und Wiesen und hat sich durch Wegebauten etwas vergrößert. Allein 500 Hektar haben laut Wossidlo »Bedeutung als Erholungswald«, dazu kommen 7,8 Hektar als Stilllagerungsfläche.
Etwas mehr Holzeinschlag
Der Stadtwald mit Laub-/Nadelholzverhältnis von etwa 50:50, so der Forstexperte, weise übrigens kein Naturschutzgebiet aus. Die Tanne habe trotz Rückgangs mit 27 Prozent weiterhin den größten Anteil, die Douglasie mit inzwischen 13 Prozent soll bis 2026 eine weitere Steigerung erfahren. »Der Holzvorrat ist um drei Prozent gestiegen«, so Wossidlo, von 305 auf 313 Festmeter pro Hektar. Und nun folge durch das Einwachsen von Sturmwurfflächen nach »Lothar« eine »richtige Vorratsmehrung«. Dass sich der »Naturverjüngungsvorrat« fast verdoppelt habe, sei ein weiterer Pluspunkt in diesem »stabilen Gefüge des Stadtwalds Gengenbach«.
Pro Forstjahr könne mit einem Überschuss von 100 000 Euro durch den Stadtwald gerechnet werden. »Auch das ist ein sehr respektables Ergebnis«, betonte Wossidlo. Nach geplanten 73 000 und tatsächlichen 77 700 Festmetern Holzeinschlag im jüngsten Zehnjahresplan sollten nach Vorschlag der Forstdirektion bis 2026 insgesamt 80 000 Festmeter umgesetzt werden.
Bürgermeister Thorsten Erny freute sich, dass der Gemeinderat einstimmig »die Grundlage für eine weitere gute Entwicklung des Stadtwalds« beschloss. »Wir haben viel gesehen, viel gehört und viel gelernt«, dankte Michael Jülg namens der CDU-Fraktion für die ausführliche Erläuterung dieses »schlüssigen Konzepts« und erinnerte an die großen Vorleistungen von Stefan Grimm als Revierförster. Und der Stadtwald habe auch Sturm »Lothar« gut überlebt, merkte Andrea Ahlemeyer-Stubbe (SPD) an.
Dieter Halsinger (Grüne Liste) zeigte sich »überrascht, wie sich der Klimawandel bereits jetzt im Stadtwald auswirkt«, und begrüßte daher, »dass der Klimawandel auch im Fokus der Planungen steht«.