Offenburg - Bühl
Dossier: 

Bühl: Tankstelle verloren, Kneipe aufgebaut

Klaus Krüger
Lesezeit 3 Minuten
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01. August 2015

Martin und Hermann Kuderer (rechts). ©Klaus Krüger

Manchmal ist das Leben gar nicht nett. Die Kuderers hatten 18 Jahre lang ihre Tankstelle am Bühler Ortsausgang Richtung Griesheim – dann gab es strengere Umweltauflagen. Für die 1969 eröffnete Tankstelle hätte das neue Tanks bedeutet. Davor schreckte Aral zurück und schloss die Tankstelle am 30. April 1987. Die Kuderers standen vor dem Nichts.

Doch sie besannen sich auf das, was sie konnten und bauten Stück für Stück ein kleines, florierendes Ensemble auf. Jetzt gibt es hier »Hermanns Tankstelle«, wie die Gaststätte mit 40 Plätzen heißt, die es seit 1997 gibt – und sie steht unter der Leitung von Hermann Kuderer. Der hatte einst die Tankstelle geleitet (in den Anfangsjahren seine Frau Maria). Sohn Martin hat die Waschanlage (installiert 1979) übernommen, die es schon parallel zur Tankstelle gab, arbeitet im Autoservice und hat die Lottoannahmestelle unter sich (seit 1989). Seine Frau Bettina hilft beim Verkauf.

Kommen wir noch einmal auf die Tankstelle zurück. Ehe Aral zwei Verkaufsstellen schloss, gab es in Offenburg drei. 40 Tankstellen gab es Mitte der 80er-Jahre in der Stadt und den Stadtteilen.

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Die Gaststätte der Kuderers hat früh geöffnet: Schon ab 7.30 Uhr (Sonntag Ruhetag) gibt es dort Getränke. 80 Prozent der Gäste sind Stammgäste, die wenigsten kommen aus Bühl; viele allerdings aus Sand, Griesheim, Ebersweier. Etliche sind täglich da. Groß ist die Kneipe nicht, sie ist mehr oder weniger der Verkaufsraum der ehemaligen Tankstelle – der betrug 20 Quadratmeter. Um 7.30 Uhr kommen die meisten Kunden, um den Lottoschein abzugeben oder ihr Wagen in der Waschanlage säubern zu lassen. In Bühl ist das die einzige Waschanlage – auch mit vielen Stammkunden und einem großen Einzugsgebiet. Das ist auch beim Lotto der Fall, sogar zu 95 Prozent. Lohnt sich Lotto? »Wenn ich den Stundenlohn ausrechne, dann nicht«, sagt Martin Kuderer. Er lebt, wie alle Annahmestellenleiter, von der Provision. Aber es ist das Folgegeschäft, das sich rentiert – der Verkaufsraum bietet die üblichen Tankstellenwaren, einschließlich verschiedener Nudelsorten.

Lotto kann allerdings auch ganz schön gefährlich sein, wie er vor Kurzem am eigenen Leib zu spüren bekam. Die Person hinter der Kasse in der Lottoannahmestelle fiel auf eine Testkäuferin des Regierungspräsidiums herein. »Die sah aus wie 25«, sagt Kuderer. Doch das nützte nichts. Tatsache: Sie war 17. Und da Lottospielen erst ab 18 erlaubt ist, setzte es eine Vertragsstrafe. Wer dreimal hereinfällt, verliert die Lizenz.

Die Werkstatt schließlich ist das jüngste Baby – sie kam 1995 hinzu. Martin Kuderer sagt dazu lapidar: »Das hat sich so entwickelt.« Er bietet Reifenservice und Reifenverkauf, TÜV-Abnahme und Ölservice. »Ich bin nicht gerade die Megawerkstatt«, sagt Martin Kuderer und schickt auch mal einen Kunden zur nächsten Markenwerkstatt, wenn der mehr will als er in seiner Werkstatt leisten kann.

Kurz nachdem die Tankstelle schloss, machte er noch Gebrauchtwagen-Aufarbeitungen für Opel-Linck, handelte auch selbst mit gebrauchten Fahrzeugen. Da kamen, einige Monate nach dem Fall der Mauer, fünf Mann in einem Wagen auf den Hof gefahren. Einer hatte einen Koffer voller Geld dabei. Damit kauften die den Hof leer. Alle Wagen, die dort standen. Über den Preis haben sie nicht verhandelt. Manchmal ist das Leben richtig nett.

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