Offenburg

Todkranke Syrerin sucht Wohnung in Offenburg

Florian Pflüger
Lesezeit 4 Minuten
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14. Januar 2017
Ihr größter Wunsch ist eine Wohnung: die an einem tödlichen Hirntumor erkrante Rana Hussein (Zweite von links) zusammen mit ihren Kindern Heba, Maram, Hadil, Yamama und ihrer Mutter Feryal Al-Zayat sowie Gerhard Hund von der Flüchtlingshilfe Rebland (von links).

Ihr größter Wunsch ist eine Wohnung: die an einem tödlichen Hirntumor erkrante Rana Hussein (Zweite von links) zusammen mit ihren Kindern Heba, Maram, Hadil, Yamama und ihrer Mutter Feryal Al-Zayat sowie Gerhard Hund von der Flüchtlingshilfe Rebland (von links). ©Stephan Hund

Mit großen Hoffnungen ist Rana Hussein mit ihren vier Töchtern aus Syrien nach Deutschland geflohen. Eine Hoffnung hat sich vermutlich zerschlagen: Ihr Hirntumor lässt sich nicht mehr heilen, die 38-Jährige hat wohl nur noch kurze Zeit zu leben. Umso größer ist ihr Wunsch, die letzte Zeit mir ihrer Familie in einer eigenen Wohnung zu verbringen.
 

In Deutschland sollte alles gut werden. Davon waren Rana Hussein und ihre vier Töchter Heba (17), Hadil (15), Yamama (12) und Maram (7) überzeugt, als sie am 30. September mit dem Flugzeug am Frankfurter Flughafen landeten. Endlich waren sie in Sicherheit – und im Gepäck hatten sie nicht viel mehr als große Hoffnungen: dass mit der Zeit die seelischen Wunden heilen würden und dass es vor allem schnell Heilung für die 38-jährige Mutter geben würde. Dafür würden auch Rana Husseins Bruder und dessen Frau sorgen, die in Offenburg leben – er Arzt in Achern, sie Lehrerin und Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Beim Termin gestern im Wichernhaus, einem der Pflegeheime des Paul-Gerhardt-Werks in Offenburg, schilderte Rana Hussein ihre Geschichte. Schwägerin Anika Petzold-Hussein übersetzte. 

Rana Hussein lebte mit ihrer Familie in Damaskus, als der Bürgerkrieg in Syrien begann. Nach dem Umzug in einen Vorort der Hauptstadt, wo es sicherer war, kam im Sommer 2015, es war während des Fastenmonats Ramadan, der erste große Schock: Familienvater Ibrahim, von Beruf Ingenieur, wollte noch das Abendessen einkaufen – und kehrte nicht mehr zurück. Wochenlang wusste die Familie nicht, wo er war. Irgendwann kam die Nachricht, dass er festgenommen worden war. Nicht nur für Rana Hussein war das schlimm, auch für die Kinder. Sie hingen sehr an ihrem Vater.

Und nur wenig später folgte der nächste Schock: Rana Hussein erhielt die Diagnose, dass sie einen Hirntumor hat. Die Behandlung in Syrien war offenbar äußerst schwierig. Denn nicht nur war die Klinik in Damaskus schwer zu erreichen, auch fehlte es an funktionsfähigen Geräten. Die einzige Lösung lautete: Flucht.

Zu Fuß in die Türkei
Dabei musste sich die Familie getrennt auf den Weg machen. Weil Rana Hussein Palästinenserin ist und nicht ausreisen durfte, musste sie sich die weite Strecke in die Türkei zu Fuß auf den Weg machen. Ihre Töchter konnten ins Nachbarland fliegen – eine ihrer Schwestern, die einen syrischen Pass besitzt, konnte die Kinder mitnehmen.

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Kurz vor der Unterzeichnung des Flüchtlingsabkommens der Bundesrepublik Deutschland mit der Türkei kam die Familie nach Griechenland – es war eine offensichtlich traumatische Zeit für Rana Hussein und die Mädchen. Sie berichten auch von Misshandlungen. Anika Petzold-Hussein und ihr Mann schalteten sogar Anwälte ein. Der Tenor sei allerdings gewesen: »Wir können nichts machen.«

Im Juli dann konnten sie erst einmal aufatmen. Endlich kam das Okay, dass die Familie nach Deutschland reisen darf. Dennoch folgte eine wochenlange Zeit des Wartens, bis es endlich so weit war. Und als der Flug nach Deutschland gebucht war, gab es nochmals einen Rückschlag. Rana Hussein ging es so schlecht, dass ihr Bruder mit Medikamenten im Gepäck kurzerhand nach Thessaloniki flog, um sie reisetauglich zu machen.

Am besten in der Stadt
In Offenburg wurde Rana Hussein am Ortenau-Klinikum behandelt. Strahlen- und Chemotherapie brachten aber nicht den gewünschten Erfolg. Die Ärzte geben ihr nur noch wenige Monate, vielleicht auch nur Wochen. Nun ist die 38-Jährige im Wichernhaus untergebracht. Ihr größter Wunsch ist es aber, die Pflegeeinrichtung zu verlassen und die Zeit, die ihr noch bleibt, mit ihren Kindern in einer privaten Wohnung zu verbringen.

Über den ehemaligen Leiter der Radiologie im Ortenau-Klinikum, Ulrich Freund, kam die Familie mit der Flüchtlingshilfe Rebland in Kontakt. Gerhard Hund von der Flüchtlingshilfe hat sich nun der Sache angenommen und ist dankbar für Angebote (Kontakt: siehe Kasten). Ideal wäre eine Wohnung, in der Rana Hussein mit ihren vier Töchtern und ihrer Mutter einziehen kann. Am besten wäre eine Wohnung in Offenburg, wo die Mädchen schon Schulen besuchen, Maram die »Kasch«, Yamama die Eichendorffschule und Heba und Hadil die Erich-Kästner-Realschule. 

Und vielleicht erfüllt sich dann sogar noch eine weitere Hoffnung: nämlich die, dass auch der Vater dabei sein kann. Denn er ist seit einiger Zeit wieder frei und möchte so schnell wie möglich nachkommen. Er könnte sich dann auch um die Kinder kümmern, so der Wunsch von Rana Hussein. Bislang leben sie nämlich bei ihrem Bruder und der Schwägerin, die selbst zwei Mädchen haben und bereits die Vormundschaft für die Kinder übernommen haben. 

Info

Kontakt

Wer kann und möchte Rana Hussein und ihrer Familie bei der Wohnungssuche helfen? Jeder, der ein entsprechendes Wohnungsangebot hat, kann sich an Gerhard Hund von der Flüchtlingshilfe Rebland wenden. Er nimmt alle Angebote entgegen. Gerhard Hund ist telefonisch unter Telefon 01 76 / 24 80 24 36 oder per E-Mail an gerhard-hund@arcor.de erreichbar und informiert auch über die Modalitäten, wenn es darum geht, Wohnraum für Flüchtlinge bereitzustellen. 
Weitere Infos zur Arbeit der Flüchtlingshilfe Rebland gibt es im Internet unter www.fluechtlingshilfe-rebland.de.

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