Touristen-Attraktion Engelgasse wird Großbaustelle
Die Engelgasse gilt als schönste Gasse der Gengenbacher Altstadt und entsprechend als besondere Sehenswürdigkeit auch für die vielen Touristen. Ab März 2017 ist dort allerdings eine Großbaustelle für mindestens sechs Monate geplant. Die Stadtwerke verlegen dort Gasversorgungsleitungen und ersetzen die äußerst alten Leitungen im Bereich Abwasser und Wasser.
Im Frühjahr erhielten die Stadtwerke Erdgas-Versorgungsanfragen für die Engelgasse. Bei der technischen Klärung mit den bestehenden Ver- und Entsorgungssystemen sei dann, erklärte Thomas Schnurr von den Stadtwerken am Mittwochabend dem Stadtrat, »der umfangreiche Sanierungsbedarf mitsamt schwierigen örtlichen Verhältnissen deutlich.« Denn der Abwasserkanal sei älter als 100 Jahre, anno 1906 seien dort Leitungen für Regenwasserableitung verlegt worden. In den 1960er-Jahren kam noch Abwasser dazu. Diese Versorgungsleitungen seien aus Steinzeug und weisen auch einen »minimalen« Durchmesser von 25 Zentimetern auf, »ein hydraulisch sehr knappes System«, so Schnurr, ein Wasserrohrbruch hätte hier drastische Folgen. Die Trinkwasserleitungen seien rund 80 Jahre alt.
Bei der Verlegung von Gasversorgungsleitungen und eventuell zusätzlichen Leitungen für Strom und Breitband könnten diese alten Leitungen ausgetauscht werden. »Alleine 45 Hausanschlüsse bedeuten zusätzlichen enormen Aufwand«, betonte Schnurr. Und natürlich sei dies »keine ideale Baustelle«, schließlich gelte die Engelgasse, fraglos die schönste Gasse in der Altstadt, als touristische Top-Attraktion. »Aber irgendwann müssen wir dort rein«, so Schnurr, »wir wagen das bei allen Risiken dieser Großbaustelle.«
Angefangen bei der Bäckerei Kölmel/Alte Post bis zum Haus Schuler hat diese Baustelle eine Länge von 190 Metern. Die Stadtwerke, die rechtzeitig die betroffenen Anwohner detailliert informieren wollen, auch was Zugänge zu den Häusern betrifft, rechnen mit einer Bauzeit von sechs Monaten. »Wir wollen direkt nach der Fasend am 1. März starten«, sagte Thorsten Erny, Bürgermeister und Werkleiter. Was mit dem dann normalerweise anbrechenden Frühjahr mit entsprechender Witterung zu tun habe, die den Start dieser Baumaßnahmen zulassen könnte.
Die gesamte Engelgasse in einem Zuge neu zu versorgen, mache aus zeitlichen und finanziellen Gründen Sinn, so Erny, »die Barrierefreiheit in der Gasse ist ein weiteres Thema«. Das dortige Kopfsteinpflaster sei ähnlich grob wie vor der Stadtkirche, wo die Kirchengemeinde eine Umgestaltung plant.
Mit Durchgucklöchern?
Die Notwendigkeit dieser Großbaustelle stieß bei allen Ratsfraktionen auf Verständnis. Die zentrale Frage aus dem Gremium lautete: Wie kann der Wegfall einer Touristen-Attraktion auch mitten in einer Hauptsaison abgefedert werden? Andrea Ahlemeyer-Stubbe (SPD) verwies auf eine Webcam-Aktion der Stadt Aachen in einem ähnlichen Fall. Dies sei jedoch, so Erny, mit technischem Aufwand verbunden, für den die Stadt kein Geld habe. Durchgucklöcher im Bauzaun wurden ebenfalls genannt, was immerhin Blicke aufs romantische Fachwerk-Ensemble bescheren könnte. Die Gäste, die für die Baustellenzeit einen Besuch in Gengenbach buchen, werden auf alle Fälle von der Kultur- und Tourismus GmbH vorgewarnt, dass sie auf eine Attraktion verzichten müssten.
Entsprechend hoffen Stadt und Stadtwerke auf ein mildes Frühjahr, damit die Baumaßnahmen ohne witterungsbedingte Ausfallzeiten umgesetzt werden können. Nicht zu vergessen sei, wie Schnurr anmerkte, das Amt für Denkmalspflege. Historisch bedeutsame Funde im Untergrund seien in diesem alten Stadtbereich durchaus denkbar.