Hermann-Maas-Medaille
Die Evangelische Kirchengemeinde Gengenbach verleiht am Sonntag, 26. Januar, zum achten Mal die mit 2500 Euro dotierte Hermann-Maas-Medaille – und zwar an den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim. Die öffentliche Feier beginnt um 15 Uhr in der evangelischen Kirche mit anschließendem Empfang im Hermann-Maas-Gemeindezentrum.
Der im Januar 1996 gegründete Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt, die ehemalige Synagoge Kippenheim zu einem Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung zu machen. Mit diesen Worten eröffnet der Förderverein auf seiner Homepage www.ehemalige-synagogekippenheim.de die Beschreibung dessen, worauf seine Arbeit zielt.
Die von der Leitung der gastgebenden Kirchengemeinde mit der Auswahl des Preisträgers beauftragte Jury zeigt sich beeindruckt vom »spezifischen Gestus«, der die Arbeit des Fördervereins auszeichne: »Jüdische Geschichte, zumal regionale jüdische Geschichte, wird erforscht und zugänglich gemacht, sie wird in unterschiedlichen Formen und Kontexten zum Thema gegenwärtiger Auseinandersetzung. Und beides geschieht, um wacher und offener, kritischer und zugleich konstruktiver in die Zukunft gehen zu können. Kurz: Vergangenheit wird um der Zukunft willen vergegenwärtigt. Und all das seit nunmehr 17 Jahren und mit höchst beeindruckendem Maß an ehrenamtlichem Engagement.«
Die Laudatio anlässlich der Verleihung der Maas-Medaille hält Markus Geiger, Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerkes Esslingen. Markus Geiger hat sich im Rahmen seiner Doktorarbeit ausführlich mit Leben und Werk von Hermann Maas beschäftigt. Landesbischof Ulrich Fischer spricht ein Grußwort.
Landesbischof zu Gast
Seit 1994 verleiht die Evangelische Kirchengemeinde Gengenbach in regelmäßigen Abständen die Maas-Medaille. Seit 2004 steht die Vergabe zusammen mit einer ähnlichen Auszeichnung der Kirchengemeinde Heidelberg unter Schirmherrschaft des Landesbischofs der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Hermann Maas wurde 1877 als Sohn des damaligen evangelischen Pfarrers in Gengenbach geboren. Als Pionier der ökumenischen Bewegung hat sich Maas seit 1913 für den Frieden zwischen Religionen und Völkern eingesetzt. Als Pfarrer an der Heiliggeist-Kirche in Heidelberg (1915 bis 1943) wurde er zwischen 1933 und 1945 unter großem persönlichen Einsatz zum Helfer und Retter für zahllose Juden. 1950 wurde Maas als erster Deutscher nach dem Krieg vom Staat Israel eingeladen. Bis zu seinem Tod 1970 engagierte er sich in seiner theologischen Arbeit für Versöhnung zwischen Juden, Christen und Deutschen. In Jerusalems Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem erinnert der erste Baum in der »Allee der Gerechten« ans mutige Eintreten des badischen Pfarrers für eine beispielloser Barbarei trotzende Humanität aus dem Geiste Jesu Christi.
Mit der Hermann-Maas-Medaille wurden seit 1994 bisher ausgezeichnet:
◼ Die ehemalige Mannheimer Staatsanwältin Barbara Just-Dahlmann
◼ Der Deutsch-Israelische Arbeitskreis (DIA) aus Ettenheim
◼ Schuldekan Albrecht Lohrbächer (Weinheim) und Kirchenrat Hans Maaß (Karlsruhe)
◼ Edna Brocke (Alte Synagoge Essen)
◼ Ständige Konferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslimen in Europa (JCM)
◼ Eva Mendelsson (London) und Paul Niedermann (Bry sur Marne), zwei Zeitzeugen der Deportation von rund 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland ins südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940.
◼ Die israelische Menschenrechtsorganisation »MachsomWatch«