Versorgungslücke mit Seniorenzentrum in Bohlsbach schließen
Das Paul-Gerhardt-Werk will in Bohlsbach ein Seniorenzentrum für den Offenburger Norden errichten. Pflegeplätze, betreutes Wohnen, Tagespflege und eine Dependance der Diakonie-Sozialstation sollen untergebracht werden.
»Ich freue mich schon auf das Vorhaben.« Bohlsbachs Ortsvorsteherin Nicole Kränkel-Schwarz war sichtlich angetan von den Entwürfen für das geplante Seniorenzentrum. Bei einem Pressegespräch wurden diese in der Lorenz-Oken-Schule vorgestellt.
Wie bereits im März berichtet, will das Paul-Gerhardt-Werk auf einer Brachfläche an der Bühlerfeldstraße ein Seniorenzentrum für den Offenburger Norden errichten. Damit wolle man eine Versorgungslücke schließen. Außerdem brauche man Platz, da ab 2019 der Gesetzgeber Einzelzimmer vorschreibt. Dies erklärte Christoph Jopen. Offenburgs früherer Finanzbürgermeister ist der Verwaltungsratsvorsitzende des Paul-Gerhardt-Werks.
Idealer Standort
Mit dem 7000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Bühlerfeld- und Okenstraße habe man den idealen Standort zwischen Kernstadt und den Ortsteilen gefunden, so Jopen. Untergebracht werden sollen dort nicht nur 90 Pflegeplätze, sondern auch betreutes Wohnen, Tagespflege sowie eine Dependance der Diakonie-Sozialstation. Auch Sterbebegleitung soll in der Einrichtung angeboten werden. Mittlerweile wurde das Projekt ausgeschrieben.
Dabei habe man sich für ein sogenanntes kooperatives Dialogverfahren entschieden. Das heißt, es werden sowohl Architekten als Bauunternehmer gesucht. Mittlerweile sind die Bewerbungen gesichtet und im November hat ein Preisgericht die beiden besten Entwürfe gekürt. Diese wurden nun am Dienstag präsentiert.
Der erste Entwurf stammt von der Firma Weisenburger aus Rastatt zusammen mit dem Architekten Volpp (Stuttgart). Als zwei ineinander verschränkte Us ist dieser gestaltet. Rainer Ellersiek, Vorstand des Paul Gerhardt-Werks, erläuterte das Konzept.
Ein offenes Haus
In dem dreigeschossigen Gebäude sind 90 Einzelzimmer vorgesehen. Jeweils 15 von ihnen werden einer von sechs Wohngruppen zugeteilt. Im Erdgeschoss werde es auch Büro- und Therapieräume sowie einen Friseur und die Sozialstation geben. Angeschlossen sei außerdem ein Mehrzweckraum, den auch die Bevölkerung nützen könne.
Überhaupt lege man viel Wert darauf, dass das Haus offen sei. Das heißt, Kontakt mit der Bevölkerung ist ausdrücklich erwünscht.
»Ein Förderverein oder Freundeskreis ist denkbar, der das Leben von außerhalb in das Zentrum bringen soll«, so Ellersiek. Neben dem Pflegeheim wird außerdem ein weiteres dreigeschossiges Gebäude errichtet, in dem die Tagespflege und 14 seniorengerechte Wohnungen Platz finden sollen.
Uns war es wichtig, dass sich die Gebäude gut in die Umgebung einpassen«, betonte Ellersiek und spielte auf die Gebäudehöhen an. Das betreute Wohnen werde voraussichtlich 15 Meter hoch und das Pflegeheim 9,30 Meter. So bilden die Häuser einen guten Übergang vom nahen Hochhaus zu den angrenzenden Wohnhäusern.
Ähnlich konzipiert ist auch der zweite Entwurf von der Firma FWD zusammen mit der Werkgruppe Lahr. Der Grundriss ist etwas anders gestaltet, aber die Funktion ist gleich.
Entscheidung fällt 2017
»Zu 80 Prozent wird der erste Entwurf umgesetzt werden«, erklärte Christoph Jopen das weitere Vorgehen. Allerdings soll auch mit dem Zweitplatzierten noch weiter verhandelt werden. Eine endgültige Entscheidung wird im ersten Quartal 2017 gefällt werden. Baubeginn ist voraussichtlich im September, damit Anfang 2019 das Seniorenzentrum in Betrieb gehen kann.
Stimmen und Äußerungen von Ortschaftsräten und Anwohnern
Die Entwürfe des geplanten Seniorenzentrums an der Bühlerfeldstraße wurden am Dienstag auch in der anschließenden öffentlichen Ortschaftsratsitzung vorgestellt. Ortschaftsräte und Anwohner konnten sich dazu äußern.
Diese nutzten auch die Gelegenheit und äußerten ihre Bedenken: Christoph Hurst hatte etwa Zweifel, ob 23 Parkplätze ausreichend seien. Peter Maile erinnerte ebenfalls daran, dass es jetzt schon ein Parkproblem in der Eckener Straße gebe. Rainer Ellersiek, Vorstand des Paul-Gerhardt-Werks (PGW), versicherte ihm, dass man mit der Anzahl an Parkplätzen den Vorgaben entspreche und diese reichen müssten. Zu den Parkplätzen am Seniorenzentrum kämen außerdem 37 Abstellplätze für Fahrräder hinzu.
Christoph Jopen, Verwaltungsratsvorsitzender des PGW, fügte hinzu, dass man nicht so viel Freifläche zubauen wolle. Er versicherte auch, dass man das beliebige Parken in der Bühlerfeldstraße auf jeden Fall verhindern wolle.
Bedenken wurden auch wegen eines Gebäudes geäußert, in dem die Mülltonnen und Gartengeräte aufbewahrt werden sollen. Ellersiek versicherte, dass es zu keiner Geruchsbelästigung kommen werde, da es geschlossen sei. Schattenwurf sei von dem 2,80 Meter hohen Häuschen auch nicht zu erwarten.
»Der Abstand zum Nachbargrundstück wird etwa fünf Meter betragen«, erklärte er. Geleert werden die Tonnen einmal in der Woche, sodass die Nachbarn nicht unnötig mit Lärm belästigt werden.
Ortschaftsrat Gerhard Schröder, der Mitglied des Preisgerichts war, beurteilte den Entwurf als innovativ. Er bemängelte nur, dass der Eingangsbereich recht
schmal sei. Laut Christoph Jopen sei diese Schwachstelle mittlerweile aber schon beseitigt.
Auch Fragen nach Brandschutz und Oberflächenentwässerung wurden gestellt. Jopen versprach, dass man dies wie vorgeschrieben einplanen werde, wies aber auch darauf hin, dass der präsentierte Plan bislang nur ein Vorentwurf sei. smü