Viele Leerstände in der Offenburger Innenstadt
In der Steinstraße gibt es derzeit einige Lücken: Seit Monaten stehen mehrere Geschäfte leer. Mögliche Interessenten scheinen sich vom geplanten Einkaufszentrum auf dem Sparkassenareal abschrecken zu lassen, berichtet ein Makler von seinen Erfahrungen.
»Plakatieren verboten« steht an den Schaufenstern oder auch ein Schild mit den Kontaktdaten des Maklers. Dass sich das über Monate so hinzieht, ist neu für die Steinstraße. Bislang gehörte die Fußgängerzone zwischen Hauptstraße und dem Magnet Karstadt am Lindenplatz zu den Top-Lagen in der Innenstadt: Frei werdende Geschäfte waren binnen kurzer Zeit neu vermietet.
Doch seit das neue Einkaufszentrum beschlossene Sache ist, laufe die Vermittlungstätigkeit äußerst zäh, sagt Christoph Grohmann von der Firma City Jung. Seit Jahrzehnten ist er in Offenburg als Makler für Gewerbeobjekte tätig, jetzt beobachtet er »leider einen Nachfrageeinbruch, der bestürzend ist«. Dass sich in dieser Lage über weit mehr als ein halbes Jahr nichts bewege, sei neu.
»Mietinteressenten fragen auch gezielt nach der Entwicklung mit dem Einkaufscenter«, berichtet Grohmann. Solange er sagen konnte, dass es in der Schwebe sei, sei zumindest noch etwas mehr Interesse zu spüren gewesen. Doch nachdem der Gemeinderat mehrheitlich für das Vorhaben Einkaufsquartier gestimmt habe und feststehe, dass 2018 eröffnet werden soll, winkten potenzielle Mieter von vornherein ab.
Frühzeitig gesucht
Seit Februar steht ein ehemaliges Modeschmuckgeschäft neben der Metzgerei Vogt in der Steinstraße leer. In der Vermarktung hat Grohmann den schmal geschnittenen Laden natürlich schon viel länger: Er wusste frühzeitig, dass der Mieter heraus will und ist seit einem Jahr in der Sache tätig. Nach langer Suche habe schließlich eine kleine Crêperie Interesse gezeigt, »aber das scheiterte an der Ausschankgenehmigung und der Ablöse für drei Parkplätze«.
Die Postbank sucht für ihre Gewerbeeinheit gegenüber ebenfalls schon seit Längerem Nachmieter. Dort ist im März der »Stadtanzeiger« ausgezogen, um seine Büroräume in der Spitalstraße einzurichten. »Die Maklerkollegen haben sogar bei mir angefragt, ob ich bei der Vermittlung helfen könnte«, sagt Grohmann. Leider nein – obwohl die Vermieter inzwischen auf den sonst gewünschten Branchenmix »pfeifen« und fast »jede Branche akzeptieren«.
Er sucht selbst noch, unter anderem für das Eckhaus neben der Gaststätte »Zum Andres«. Dort hat der Friseur aufgegeben. Nachdem das Objekt einige Zeit leer gestanden hatte, konnte Grohmann einen Interimsmieter als Notlösung einquartieren. Es ist ein alter Bekannter: der Koffer- und Taschenhändler, der bereits einmal eine Phase dort überbrückt hatte. Allerdings müsse die Eigentümerin eine deutlich verminderte Miete hinnehmen.
Ob das bereits das erste Anzeichen für einen Preisverfall bei den Mieten in der Steinstraße ist, kann der Makler bisher nicht abschätzen. Besorgte Anrufe gab es bei ihm bereits: »Die Eigentümer wollten wissen, was los ist.« Für ihn ist klar: Das Einkaufszentrum wirft seine ersten Schatten auf die bisherigen 1-A-Lagen.
Generell hält Grohmann Ohren und Augen offen, um neue Mieter zu finden, weil immer irgendwo ein Vertrag ausläuft. Immerhin, verrät Grohmann, sei es gelungen, in der Steinstraße einen Mietvertrag zu verlängern.
Im Überblick: Was sich im Einzelhandel getan hat
Ein neuer Mieter, mehrere Schließungen – das ist die Bilanz nach dem letzten Bericht über die Veränderungen im Offenburger Einzelhandel.
Lediglich in den Räumen des Juweliers, der in der Steinstraße sein Geschäft aus Altersgründen aufgegeben hatte, ist neues Leben eingezogen: Ein Telekommunikations-Anbieter hat sich da unweit der Konkurrenz niedergelassen.
Bei der Heilig-Kreuz-Kirche ist das ehemalige »Bastel Meier« wieder zu vermieten. Da war für kurze Zeit ein Geschäft für Festmoden einquartiert, das über die Station »Lange Straße« dorthin gekommen ist. Am alten Standort musste es ausziehen, weil die Fläche – ganz früher »Schlecker« – umgewandelt wurde: Die Kommunale Arbeitsförderung (KOA) des Ortenaukreises hat dort ihr Jobcenter eingerichtet: Hinter dem spektakulären gelben Eingangsquader betreut sie nun Langzeitarbeitslose.
Gleich nebenan hat auch Claudia Nass Ende Mai ihr »Pro Kids« geschlossen, das der Parkhauseinfahrt »Alt Offenburg« gegenüber liegt. Sie will sich aus familiären Gründen auf den Vertrieb übers Internet konzentrieren. In Schutterwald hat sie zudem einen neuen Verkaufsraum eingerichtet, wo Artikel für Schwangere und Babys angeboten werden.
Bald wieder weg war auch der Blumenladen in der Hauptstraße. Zwei junge Frauen hatten ihn mit Elan gestartet, aber das Geschäft florierte nicht genügend.
Auch für den Fortbestand der Crêperie in der Klosterstraße reichte die Kundschaft nicht aus. Der Laden, in dem lange Jahre der Bücherclub sein Domizil hatte, steht aktuell wieder leer.
Mit Papier verhängt sind weiterhin auch die Fenster des Ladengeschäfts, in dem für einige Zeit der »Goldmann« in der Ritterstraße Schmuck und Tafelsilber aufgekauft hatte.