Sachbuchautoren sprechen über umstrittene Themen
Zum fünften Mal wird die Context-Reihe aufgelegt: Namhafte Sachbuchautoren kommen auf Einladung von VHS und Stadtbibliothek nach Offenburg und sprechen zu kontrovers diskutierten Themen.
»Orientierung bieten, aber nichts vorgeben«, ist das Anliegen der Context-Reihe, erläuterte Martina Wörner am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Zugleich wird die Leiterin der Volkshochschule Offenburg im Rahmen der Veranstaltungen ihren letzten Auftritt als VHS-Chefin haben – danach verlässt sie Offenburg.
In den Zusammenhang stellen und einen Blick aufs große Ganze möglich machen, sollen die Vorträge, so Wörner. Beispielsweise der erste, bei dem es um die winzigsten aller Teilchen geht, gelöst, geschüttelt und verdünnt als Globuli verabreicht: in der Homöopathie. Edzard Ernst beschäftigte sich schon zu Beginn seiner ärztlichen Laufbahn mit dem Thema und war bis zu seiner Emeritierung der erste Professor für Alternativmedizin. »Wirksam ohne Wirkstoff? Homöopathie und der Placebo-Effekt« heißt sein viel beachtetes Sachbuch, das er am Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr im Saal der VHS vorstellt. Als konstruktiver Kritiker wirft er auch einen Blick darauf, welche wirtschaftlichen Interessen hinter der Alternativmedizin stehen. Wörner wies darauf hin, dass ein Vortrag in Kooperation mit Karlsruhe und Freiburg es ermöglicht hätte, den Referenten aus Exeter/Großbritannien nach Offenburg zu holen.
»Die Digitalisierung stellt unsere Lebenswirklichkeit auf den Kopf«, sagte Bärbel Heer, stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek. Das umschreibt schon der Titel »Zum Frühstück gibt’s Apps« von Gerald Lembke. Er wird bei seinem Vortrag am Dienstag, 10. November, 20 Uhr, in der Stadtbibliothek beleuchten, wie die Digitalisierung »Freiheiten schenkt und uns zugleich der Freiheit beraubt«, so Heer.
Weil man aber die Zeit nicht zurückdrehen kann, hilft es nichts, die modernen Errungenschaften nur zu geißeln. Laut Heer will Lembke vielmehr zum bewussten Umgang anregen. Anhand von fiktiven Personen schildert er seine Alltagsbeobachtungen, garniert von Fakten und Daten. »Und zuletzt gibt es immer noch Tipps zum bewussteren Handeln«, stellt Heer in Aussicht.
Abschied von Wörner
»Marseille – Bildersturm am Mittelmeer« wird der Abend mit Daniel Winkler poetisch genannt. Dabei soll am Freitag, 27. November, 19 Uhr, die Widersprüchlichkeit der ältesten französischen Metropole betrachtet werden. Der Autor mehrerer Bücher wird den Bogen schlagen zwischen der verruchten Hafenstadt, der modernen Kulturmetropole und dem Tor der Provence. Und Marseille ist nach eigener Aussage oft mehr Mittelmeer als Europa. Wörner, die diesen Abend moderieren wird, will auch der Frage nachgehen: »Was macht eine Stadt, um sich ein Label zu schaffen?« Co-Moderator ist Adelbert Metz, langjähriger Vorsitzender des Partnerschaftsvereins »Die Brücke«. »Dass er mit mir moderieren wird, ist mein persönliches Highlight«, freut sich Wörner, die sich mit dieser Veranstaltung aus Offenburg verabschiedet.
Appell an den Islam
Den Abschluss der Context-Reihe am Montag, 30. November, 20 Uhr, in der Stadtbibliothek, macht ein Thema, von dem die Veranstalterinnen bei der Planung im Frühjahr schon fürchteten, dass es im Herbst nicht mehr aktuell sei: der Islam. »Lamya Kaddor, 1978 als Tochter syrischer Einwanderer in Ahlen geboren, war nach den Anschlägen auf Charly Hebdo ein häufig gesehenes Gesicht in den Talkshows, kommt«, sagte Martina Busam, Leiterin Sachbuch bei der Stadtbibliothek. Die Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin hat »Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen« geschrieben und beschäftigt sich mit dem »Schreckgespenst Islam?«.
Dass sich mit der sich verändernden Welt auch der Islam verändern müsse, fordert sie. Denn es gibt sie auch: die aufgeklärten, liberalen Gläubigen. Allerdings beherrschen die Fanatiker und deren Handeln die Berichterstattung. Kaddor ist davon überzeugt, dass man »sich gemeinsam streiten, kritisch denken und gegen Extreme positionieren« muss.
Die vier Context-Vorträge
Das Programm der Context-Reihe im Überblick:
◼ Mittwoch, 21. Oktober, 20 Uhr: Edzart Ernst: »Wirksam ohne Wirkstoff, Homöopathie und der Placebo-Effekt, VHS Offenburg, Saal, acht Euro, ermäßigt sechs Euro.
◼ Dienstag, 10. November, 20 Uhr: Gerald Lembke: »Zum Frühstück gibt’s Apps. Wie wir in der digitalen Welt die Orientierung wiedergewinnen«, Stadtbibliothek, zehn Euro, ermäßigt acht Euro.
◼ Freitag, 27. November, 19 Uhr: »Marseille – Bildersturm am Mittelmeer«, VHS, Saal, acht Euro, ermäßigt sechs Euro.
◼ Montag, 30. Novembaer, 20 Uhr: Lamya Kaddor, »Schreckgespenst Islam?«, Stadtbibliothek, in Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragten, zwölf Euro, ermäßigt sechs Euro.
◼ Der Vorverkauf für die Veranstaltungen in der Stadtbibliothek hat begonnen, bei der VHS gibt es nur eine Abendkasse.