Vorbereitungsklasse an der "Kasch": Viele offene Fragen
Reden hilft: Diese Erfahrung haben die Eltern von Grundschülern der Konrad-Adenauer-Schule und auch die Verantwortlichen gemacht. Viele Bedenken zerstreuten sich nämlich, als sie am Mittwochabend über die Vorbereitungsklasse informiert wurden.
»Wir waren nie gegen Flüchtlingskinder, aber wir hatten keine Ahnung, was eine Vorbereitungsklasse bedeutet«: Das sagte am Mittwochabend eine Mutter, nachdem Vertreterinnen von Schulamt, Schule und Kreis das Modell im Bewegungsraum der Konrad-Adenauer-Schule vorgestellt hatten. Dort wird erstmals eine Vorbereitungsklasse eingerichtet, weil zehn Flüchtlingskinder ohne Deutschkenntnisse in den Asylunterkünften im Viertel leben. Sie haben ein Recht auf den Schulbesuch, und dafür sollen die Voraussetzungen geschaffen werden. Denn oft fehlt es den Kindern nicht nur an Sprachkenntnissen, sondern auch am Wissen, wie man sich im Unterricht zu verhalten hat.
Ein normaler Vorgang
Für Schulrätin Barbara Kempf ist es ein ganz normaler Vorgang, denn in der Ortenau gibt es 36 solcher Klassen, die meisten davon seit vielen Jahren. Für die zehn Kinder ist ein Raum in der Schule vonnöten, dann werden geeignete Pädagogen gesucht, erläuterte die Schulrätin. Da in der Konrad-Adenauer-Schule genau ein Raum frei ist, wird es auch nur diese eine Klasse geben – egal, wie viel Flüchtlingskinder im Containerdorf am Südring wohnen. Sie müssen dann in Ortenberg oder Windschläg zur Schule gehen. »Sie bekommen eine Buskarte, und wenn sie mal im Bus sitzen, ist es gleich, wohin sie fahren«, so Kempf.
Besorgt zeigten sich einige Eltern, weil die Kinder an versteckten Ecken am Rande des Schulgeländes von Flüchtlingen beobachtet werden könnten. Schulleiterin Monika Doberitz betonte, dass es immer eine Hofaufsicht gebe, es allerdings eine schwierige Abwägung sei, wie viel Freiraum man den Kindern gewähre. Sie möchte aber in den Klassen noch einmal darauf hinwirken, dass die Kinder sich nicht hinter der alten Mensa verstecken; die Eltern sollten zu Hause Entsprechendes tun.
Gewalt in der Schule war ebenfalls ein brennendes Thema. »Ich habe Angst um mein Kind«, sagte ein Vater. Man sei bestrebt, die hiesigen Schüler zur gewaltfreien Konfliktlösung zu erziehen – er sei aber nicht sicher, ob diese Kompetenzen von den anderen Kindern mitgebracht würden. »Auffälligkeiten sofort zu melden«, wurden die Eltern angehalten. Traumatisierte Kinder könnten eventuell zuschlagen, »aber man sieht einem Kind nicht an, ob es traumatisiert ist«, so Doberitz. Einer Mutter war zu Ohren gekommen, dass an der Eichendorff-Schule bereits vorbeugend gesagt würde, dass die Schüler sich gegen Flüchtlinge nicht wehren dürften, sondern weggehen müssten. Schulrätin Kempf will dieses Gerücht nun überprüfen.
Der Teiler für die Grundschulklassen bleibt bei 28 Kindern. In den kommenden Jahren werden die Klassen rund 20 Kinder stark, dann könnten bis zu acht Flüchtlingskinder aufgenommen werden, bevor die Klasse geteilt wird.
Mehr Infos gefordert
Prinzipiell befürworteten die Eltern, die gegenüber dem Stab an offiziellen Vertreten fast in der Minderheit waren, die Integration der Flüchtlingskinder. »Es ist gut, wenn sie beschäftigt sind und eine Chance bekommen, sonst machen sie Dummheiten«, sagte eine Frau. Allerdings wollen sie ihre Interessen gewahrt sehen. Ihre Kinder und sie selbst sollen sich frei bewegen können. »Ich bin selbst aus einem Land hierher geflohen, in dem ich keine kurzen Röcke tragen durfte«, erklärte eine Mutter. Den Verantwortlichen rieten die Eltern, die Infoabende an den Schulen fortzusetzen, die nun neu eine Vorbereitungsklasse bekommen.
Das sind Vorbereitungsklassen
Im Ortenaukreis gibt es fast 70 Vorbereitungsklassen (VKL) an allen Schularten. In Offenburg werden Flüchtlingskinder seit Jahren in der Georg-Monsch- und Astrid-Lindgren-Schule sowie in Bohlsbach, der Erich-Kästner-Realschule und dem Schillergymnasium auf den Stand gebracht, damit sie nach spätestens einem Jahr in eine normale Klasse wechseln können. Neu ist die VKL an der Konrad-Adenauer-Schule, die Eichendorffschule bekommt wohl zwei, Windschläg eine.
Ältere Kinder haben 25 Wochenstunden, Grundschüler 18. 15 verbringen sie in der VKL, drei Stunden dienen der individuellen Förderung und der Integration.