Warum das TG in die Moltkestraße umziehen soll
Schluss mit Pendeln zwischen der Oken- und der Moltkestraße: Die Außenstelle der Gewerblich-Technischen Schule, wo unter anderem das Technische Gymnasium untergebracht ist, soll auf das Areal des Hauptgebäudes kommen. Ein Architekt wird gerade europaweit gesucht.
1,3 Kilometer liegt die Außenstelle der Gewerblich-Technischen Schule in der Okenstraße vom Hauptgebäude in der Moltkestraße entfernt. Unterrichtet werden dort Schüler des Technischen Gymnasiums (TG) und des Berufskollegs Fachholschulreife. Für den Unterricht in den Werkstätten und den Labors müssen die Schüler allerdings zum Hauptgebäude pendeln. »Eine Belastung«, wie Schulleiterin Monika Burgmaier im Gespräch mit dem Offenburger Tageblatt mehrfach betont.
Klassenweise müssen mehr als 300 Schüler einmal quer durch die Stadt: zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. »Wir können die Technik nicht an zwei Orten aufrechterhalten«, sagt die Schulleiterin. Deshalb müssen die Schüler stundenweise ins Hauptgebäude kommen, wo Labors mit moderner Ausstattung und Fertigungswerkstätten auf sie warten. Aber nicht nur für die Schüler ist es eine Belastung, auch etwa 60 Lehrer sind vom Pendeln betroffen, und das ist in der 15-minütigen 11-Uhr-Pause eine sportliche Leistung.
Doch mit der Belastung einer Außenstelle soll bald Schluss sein. Vom Kreistag gab es Anfang April schon grünes Licht, die Außenstelle in der Okenstraße wieder zurück zum Hauptgebäude in der Moltkestraße zu bringen. Die europaweite Architekten-Ausschreibung ist gerade in vollem Gang. Noch vor den Sommerferien soll ein Architekt gefunden werden. Genauer: Am 27. Juni stellen fünf Architekten ihre Planungen dem Kultur- und Bildungsausschuss des Kreistags im Vogtsbauernhof vor. Für den 25. Juli ist ein Beschluss im Kreistag vorgesehen. »Zum 1. August kann es dann losgehen«, sagt die Schulleiterin. »Wir haben uns riesig gefreut, dass es in diesem Schuljahr noch Klarheit gibt und die Außenstelle wieder möglichst schnell zu uns geholt wird.«
1972 wurde das TG von der Moltkestraße in die ehemalige Handelsschule in der Okenstraße ausgelagert. Damals war es laut Burgmaier noch zweizügig. Inzwischen sei es fünfzügig. Etwa 2005 gab schon eine erste Machbarkeitsstudie, um zu schauen, ob die Außenstelle zurückgebracht werden könne. Damals war ein Umzug des TG erst im letzten Bauabschnitt in Betracht gezogen worden. Dafür konnte eine weitere Außenstelle (Holz/Bau/Gesundheit) aus der Okenstraße 29 integriert werden. 2015 dann habe man das Thema erneut angefasst und die vorzeitige Integration des TG geprüft. Dieses Mal hat es geklappt.
Früher als geplant
Im dritten Bauabschnitt – zu den beiden ersten Bauabschnitten 2005 bis 2007 und 2008 bis 2010 siehe »Historisches« – soll nun das TG integriert werden. Früher als geplant, denn das Architekturbüro Lehmann hatte errechnet, dass neben sozialen und schulischen Vorteilen auch aus baulicher Sicht Vorteile entstünden, man könne dadurch auch Geld sparen. Es würden laut Landratsamt ansonsten zusätzlich erhebliche Bauunterhaltungs- und Sanierungskosten in der Okenstraße anstehen.
Dadurch fallen zwar im dritten Bauabschnitt mehr Kosten an – die derzeitige Schätzungen der Baukosten betragen laut Landratsamt etwa 13 Millionen Euro –, dafür können diese aber bei zukünftigen Bauabschnitten eingespart werden. Die zusätzlichen 2,4 Millionen Euro sollen im Rahmen der für 2019 veranschlagten Verpflichtungsermächtigung zur Verfügung gestellt werden.
Baustelle ab 2018?
Nach dem derzeitigen Stand der Planung könnte bereits 2018 mit dem Bau begonnen werden. »Dann wird es bei uns nah an den Unterrichtsräumen eine Baustelle geben«, sagt Burgmaier. Ein paar Klassenzimmer würden auch wegfallen. »Aber wir rücken dann einfach ein bisschen zusammen.«
Historisches
Die Geschichte der Gewerblich-Technischen Schule reicht bis 1833 zurück, als die alte Sonntagsschule im Andreasspital in eine Gewerbeschule umgewandelt wurde. Von dort ging es 1870 in die Ölbergschule, und 1892 erfolgte der Umzug in das ehemalige Waisenhaus in der Okenstraße 52. Das war aber nur von kurzer Dauer. Bereits acht Jahre später ging es wieder zurück in die Ölbergschule.
In der Zeit der Weimarer Republik brauchte die Schule mehr Platz: 700 Schüler gingen in die Schule, weshalb man 1926/27 in eine umgebaute Kaserne in der Weingartenstraße auswich.
Von 1950 bis 1953 wurde für 3,5 Millionen D-Mark ein neuer Schulkomplex in der Moltkestraße gebaut, der heute noch genutzt wird. 1972 wurde das TG in die Okenstraße ausgelagert und 1976 steckte der Kreis neun Millionen D-Mark in den Erweiterungsbau in der Moltkestraße.
2005 war der Spatenstich für den Bau des ersten Erweiterungsabschnitts neben dem alten Schulgebäude in der Moltkestraße. Elf Millionen Euro investierte der Kreis. 2007 fand dort der erste Unterricht statt. 2008 wurde der zweite Abschnitt zwischen dem alten und neuen Gebäude in Angriff genommen. Dort entstanden bis 2010 für etwa neun Millionen Euro Kfz-, Metall- und Elektrowerkstätten sowie Fachräume. Weitere Infos zur Geschichte der Gewerblich-Technischen Schule auf www.bo.de/4h9.
Sporthalle geplant
Der Bau einer Sporthalle für die Gewerblich-Technische Schule muss noch auf sich warten lassen und ist laut Landratsamt als letzter Bauabschnitt geplant. »Ein vorzeitiger Bau innerhalb der Gesamtkonzeption ist aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen nicht realisierbar«, schreibt das Landratsamt in den Sitzungsunterlagen des Kultur- und Bildungsauschusses vom 7. März.
Der Planungsausschuss der Stadt hat übrigens vorgeschlagen, unter der Sporthalle eine Tiefgarage zu bauen, um die Parksituation zu verbessern. Bislang mietet sich die Schule in Sporthallen in der Umgebung ein.