Wenn die Zeit einmal keine Wunden heilt
Vari-e-The gab es am Freitag- und am Samstagabend in Diersburg – Variationen des Theaters. Die Hohberger Bühnen zeigten sich in der Tat spielfreudig und variantenreich.
a hängt sie also, die berühmte Uhr: Groß und unübersehbar über der Bühne in der Diersburger Halle. Sie ist beleuchtet, ihre Ziffern bewegen sich, sie schlägt zur vollen Stunde. Das Meisterwerk des Kulissenbaus, für den sich bei den Hohberger Bühnen Arnold Bühler und Gerhard Delakowitz verantwortlich zeichnen.
Die Uhr schlägt 20 Uhr an diesem Freitagabend, und Michael Delakowitz und seine Tochter Maren kündigen an, was jetzt geschieht: Vari-e-The, Variationen des Theaters also, und noch dazu unter dem Diktum Zeit. Die vergangenen 100 Jahre sind en vogue in Diersburg – mal ernst, mal spannend, mal lustig, aber immer voller Lust am Schauspiel.
Große Rolle
Die Uhr spielt selbst in den kleinen Pausen eine große Rolle: Sie ist hell erleuchtet, und wenn das Bühnenlicht erlischt, stehen die in ihrer Bewegungen erfrorenen Schauspieler wie Scherenschnitte vor dem Weiß des Zifferblatts. Ach ja, zwei Informationen noch zur Saalgestaltung: Die Bühne ist um einen Laufsteg ins Publikum verlängert, was den Schauspielern eine größere Variationsbreite verschafft.
Nun aber rein ins Vergnügen des ersten Stücks. Dargeboten von der Erwachsenen-Spielgruppe in neuer Formation. Es war das Debut der Regisseurin Regina Heilig. Das Stück führt uns in den mondänen Haushalt der reichen englischen Fabrikantenfamilie Burling in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg.
Tochter Sheila bekommt an diesem Abend den Verlobungsring des reichen Unternehmers Gerald – somit könnte alles in Butter sein. Ist es aber nicht, denn ein mysteriöser Inspektor erscheint. Und schnell wird klar, dass die ganze Familie auf die eine oder andere Weise Schuld am Selbstmord der jungen Frau Eva trägt. Die hatte einmal bei den Burlings gearbeitet, der Fabrikant sie hinausgeworfen wegen eines wilden Streiks. Und dann ist Eva, in munterer Folge in ihrem weiteren Leben, das eher ein Abstieg war, mit allen Burlings und mit Gerald in Berührung gekommen – und sie stießen sie immer noch ein Stück tiefer hinab. Bis Eva keinen Ausweg mehr wusste. Die Zeit heilt keine Wunden.
Das Stück mag in diesem Punkt etwas übertrieben sein, die Wahrscheinlichkeit einer solchen Verkettung ist eher gering – aber das braucht es wiederum für die Moral der Geschicht, die der herrschenden englischen Unternehmerklasse moralisches Versagen vorwirft.
Die Schauspielern haben so andererseits die Möglichkeit, sehr pointiert zu spielen und die unerwartete Wendung, die eine doppelte ist, überzeugend darzubieten. Das alles hat sehr viel Spaß gemacht, es war eine Zeitreise der besonderen Art. Wie auch alle anderen ausverkauften Stücke und Zeit-Schnipsel an diesem Abend.
Das Programm am Sonntag
Es war komplett von der Kindergruppe gestaltet, die noch nicht am Zuge war. Wieder gab es eine vollbesetzte Halle, Kinder und Familien an den Vari-e-The-Tischen. Das Programm: Die goldene Gans – von den älteren Kindern gespielt. Drei Sketche – von den jüngeren Kindern gespielt. Dazu ein Sketch von Eltern der Kinder gespielt. Den Stummfilm gab es noch einmal Durchs Programm führte Maren Delakowitz. Die Gesamtleitung hatte Anisha Delakowitz, unterstützt von Bianca Seger und Christiane Kleber-Zimmermann.
Mitwirkende
Erwachsenengruppe - Karl, Charly Dworog, Margrit Schlossarek, Herbert Kimmig, Rebecca Ziegler, Anisha Delakowitz, Noah Schelling, Reimund Hammer, Gabriele Schorpp, Resi Rinderle, Emily Baumann
Regie: Regina Heilig – mit ihrem Debut bei den Hohberger Bühnen
Stippenzieher - Renate Delakowitz, Ulla Schilli, Elke Pfeffer.
Jugend - Alina Isenmann, Noah Schellin, Anisha Delakowitz, Mona Isenmann, Jaron Schäfer, Steffen Walter, Regie: Maren Delakowitz
Diavolo - Pius Horn, Jan Fleidt
Senioren - Richardis Gutmann, Astrid Vetter-Brüderle, Dorothea Kammerer, Ruth Bühler, Aneta Spitzmüller, Bianca Schellin, Hannah Schellin, Ulrike Beck, Irene Deninger, Wilfried, Billy Hättig, Adelbert Feger.
Regie: Gabriele Schorpp
Autorinnen - Margarete Delakowitz und Irene Deninger.
Film
Filmteam Leitung - Wolfgang Heinzelmann, Julian Heinzelmann
Maximilian Heinzelmann, Felix Klein, Orga: Sonja Heinzelmann, Musik – am Piano Sebastian Schienle.
Akteure - Charly Dworog, Martina Plugge, Arnold Bühler, Reimund Hammer, Aneta Spitzmüller, Christel Beiser, Beate Dahlke, Ines Benthin, Marion Wölfle, Kerstin Moos, Billy Hättig, Hannah Schellin, Anisha Delakowitz, Wolfgang Spitzmüller, Wolfgang Mussler, Renate Delakowitz, Bianca Schellin, Rainer Zeil, Petra Zeil, Fabio Delakowitz, Irma Feisst, Anna Zimmermann, Mara Seger, Sophie Plugge, Fiona Casiero, Jule Schwendemann, Gerhard Delakowitzl, Hund Charly.
Kulissenbau und Requisite - Leitung: Arnold Bühler Gerhard Delakowitz Dagmar Seger
Herbert Hettig, Matthias Kümmeth, Jonathan Kümmeth, Christoph Seger, Alois Klausmann, Christoph Feisst, Adelbert Feger, Leopold Seger, Ruth Bühler, Rita Born
Maske
Leitung: Melanie Casiero
Sylvie Förger, Silke Friedemann, Bianca Seger, Christiane Zimmermann
Kostüme
Leitung: Margrit Schlossarek
Doris Wälde, Helga Hoppler, Ruth Bühler
Technik
Marwin Löhmann, Fabio Delakowitz, Maximilian Heinzelmann, Paul Bechthold
Gastro
Sonja Heinzelmann, Wolfgang Spitzmüller
und Team
Weiteres Programm am Freitag und am Samstag
Durchs Programm führten Maren und Michael Delakowitz. Weitere Stücke – Im Büro: Die Pantomimen der Strippenzieher (Figurentheatergruppe) unter Leitung Renate Delakowitz. Zwei wenig motivierte Sekretärinnen treffen auf einen fordernden und autoritären Chef. Die Bürgschaft (Schiller) – die Jugendspielgruppe unter Leitung von Maren Delakowitz: Eine mächtig überspannte Profi-Regisseurin möchte zeigen, dass sie auch aus absoluten Laien Schauspieler machen kann. Diabolo/Jonglage – zwei junge Männer, die als Duo auftreten, später dann im Dunkeln als Solo mit beleuchtetem Diabolo. Hyper-Toni – die Senioren-Spielgruppe mit Unterstützung von Jüngeren. Regie: Gabriele Schorpp. Eine Wartezimmerszene mit unterschiedlichen Typen von Patienten. High-Noon – Stummfilm (25 Minuten). Filmteam unter der Leitung von Wolfgang Heinzelmann, 23 Schauspieler, 14 Drehtage. Großes Finale: mit Schlusslied, Solo, Duett, kleinem Chor, großem Chor.