»Wenn Durbach wüsste, was es weiß«
Herr Bürgermeister, was verstehen Sie speziell für Durbach unter demographischem Wandel?
Vetrano: Für mich ist der demografische Wandel in Durbach und natürlich fast überall hier im Land ein Prozess, der schon lange begonnen hat und uns ständig begleitet. Demografischer Wandel hat nicht nur damit zu tun, dass wir immer mehr ältere Menschen haben. Da uns zugleich die Jungen fehlen, wird es im Umkehrschluss immer schwieriger, zum Beispiel Jugendtrainer oder Freiwillige für die Vereinsarbeit zu finden. Die Kernfrage der Impulsveranstaltung muss also so lauten: Wie gehen wir mit dieser Situation, sprich mit dieser Aufgabe, zukünftig um, welche Lösungsansätze können wir gemeinsam umsetzen?
Wie könnten diese Lösungsansätze aussehen?
Vetrano: Auf den Punkt gebracht: Wir brauchen mehr Solidarität und mehr bürgerschaftliches Engagement. Keine Frage, ich bin sehr zufrieden, was derzeit in puncto bürgerschaftliches Engagement in Durbach läuft, aber um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken, benötigen wir für Durbach kluge und vor allem unkonventionelle Konzepte.
Unkonventionelle Konzepte – was meinen Sie damit konkret?
Vetrano: Da geht indirekt der Appell zuerst an die Politik. Beispiel Kleinkindbetreuung. Seit Jahren wird eine höhere Professionierung für Erzieherinnen eingefordert, bis hin zum Hochschulstudium. Dem Grunde nach finde ich dies gut, aber jetzt kommt die gleiche Ministerin und schlägt vor, dass die sogenannten Schlecker-Frauen bei der Erziehung mithelfen sollen. Da dreht sich für mich irgendwie der Kreis. Warum soll es nicht gehen, dass noch rüstige Omas im Kindergarten mal aushelfen können oder zum Beispiel ein Ingenieur in seiner Freizeit oder wegen Arbeitslosigkeit Schülern Nachhilfe gibt? Dies verstehe ich unter unkonventionellen Lösungen und Konzepten. Nicht genutzte Ressourcen sollen einfach genutzt werden. Wenn Durbach wüsste, was Durbach weiß! Wir haben im Ort hier ein enormes noch ruhendes Potenzial.
Ein anderes Thema, das von Ihnen in der Einladung zu diesem Impulsabend auch angesprochen wird, ist die Infrastruktur im Ort. Wie soll diese im Jahre 2025 aussehen?
Vetrano: Eines vorweg: Zur Infrastruktur gehören für mich die Punkte ärztliche Versorgung, Nahversorgung, Mobilität, Freizeiteinrichtungen. Es muss dabei Ziel sein, die Menschen so lange wie möglich am Leben in der Gemeinde teilhaben lassen zu können. Ein alter Baum verpflanzt sich bekanntlicherweise nicht gerne. Wir brauchen Teillösungen, zum Beispiel wohnen in einem Mehrgenerationenhaus, Wohnen in einer Wohngemeinschaft. Damit ältere Menschen so lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, wie nur möglich. Dies geht nur, wenn wir hier ein kluges Netzwerk aufbauen, welches sich meiner Meinung nach nicht nur auf die Gemarkung Durbach beschränken kann. Das geht für mich sogar manchmal über die Verwaltungsgemeinschaft hinaus. Unsere Nachbarschaftshilfe engagiert sich auch in einer anderen Gemeinde. Stärker miteinander vernetzen kann hier nur die Lösung sein.
Wie sehen Sie das Ziel der Impulsveranstaltung?
Vetrano: Der Abend ist für alle Generationen gedacht. Wir wollen hierbei auf jeden Fall die Angst vor Veränderungen nehmen und gemeinsam neue Wege suchen. Gemeinsam, denn das schaffen Bürgermeister und Gemeinderat bestimmt nicht alleine. Wir brauchen die Ressourcen unserer Bürger für kluge Lösungen.
HINWEIS: Die Impulsveranstaltung »Unsere Gesellschaft wird älter – Herausforderung für Durbach« findet am Dienstag, 3. Juli, um 19 Uhr in der Halle am Durbach statt.