Werkswohnungen: Investor bietet Mietern 7000 Euro Ablöse an
Aus dem Schandfleck in der Kronenstraße, den Spinnerei-Werkswohnungen will Investor Bruno Schwelling bis Mitte 2019 ein Schmuckstück machen. Um den Knatsch um die Entmietung zu lösen, hat er sein Angebot an die 25 Mieter erhöht und will ihnen nun 7000 statt 5000 Euro bezahlen, wenn sie ihre Wohnungen verlassen. Mieter-Anwalt Ulrich Mehler fordert deutlich mehr.
Investor Bruno Schwelling fühlt sich »entspannt«. Zwar hat er mit dem Kauf der Spinnerei-Wohnungen auch den Knatsch um die Entmietung geerbt, aber er glaubt sich auf gutem Wege, eine Einigung mit den 25 verbliebenen Mietern zu erzielen. Aktuell hat er sein Angebot an die Mieter von 5000 auf 7000 Euro erhöht, wenn diese ihre Wohnungen freiwillig für die Modernisierung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles verlassen. Nur: Bislang hat dieses Angebot keiner angenommen. Mieter-Anwalt Ulrich Mehler (Offenburg) fordert für seine Mieter, die zum Teil 40 Jahre in der Kronenstraße wohnen, eine deutliche höhere Entschädigung.
Schwelling verleiht seinem Angebot deshalb juristischen Nachdruck. Ende August hat er seinen Mietern über seinen Anwalt Paul Müller (Offenburg) einen genauen Zeitplan übermittelt, wie die Renovierung erfolgen soll. »Gleichzeitig wurden die Vermieter aufgefordert, den Zutritt zu ihren Wohnungen für die Modernisierung zu erlauben«, erläutert Schwelling. Dieses Schreiben blieb bislang ohne Resonanz. Folglich, so kündigt Schwelling an, werde er nächste Woche vor dem Offenburger Zivilgericht auf Zutritt klagen. Der Investor sieht sich dabei in einer guten Position: »Man kann dem Vermieter nicht vorwerfen, dass er seine Wohnungen in einen zeitgemäßen Zustand bringen will.«
Keine Kündigung
Er bleibe dabei: Kein Mieter werde die Kündigung erhalten. »Ich will die Mieter nicht loswerden, ich will modernisieren«, betont Schwelling.
Die Planung sieht vor, die Werkswohnungen in ihren früheren Zustand mit vier Einzelhäusern zurückzuversetzen, denen Schwellling zu Ehren der früheren italienischen Gastarbeiterinnen in der Spinnerei die italienischen Namen Casa Angela, Bella, Chiara und Elisa gegeben hat. Hierzu werden aus den beiden Gebäuden jeweils die mittleren Reihenhäuser abgebrochen. Die Sanierung soll laut Schwelling dann Haus für Haus erfolgen.
Die jeweiligen Mieter sollen während der Modernisierung für sechs Monate in Ersatzwohnungen in der Casa Elisa umziehen. Die seien schon hergerichtet worden, weil dort ursprünglich Flüchtlinge unterkommen sollten, was aber mangels Bedarfs obsolet wurde. »Die Mieter müssen während der Nutzung der Ersatzwohnungen keine Miete bezahlen«, erläutert Schwelling weiter. Und: »Sie können hinterher gerne wieder in ihre Wohnungen zurück.« Allerdings zu erhöhten Konditionen: Derzeit werden zwischen 1,67 und 1,95 Euro pro Quadratmeter bezahlt, mit Modernisierungsumlage werden es rund acht Euro sein, so Schwelling.
Trotz der Klage, die er nächste Woche einreicht, sagt Schwelling: »Ich glaube, dass wir eine Lösung finden und es nicht zu einem langwierigen Prozess kommt.« Er rät den Mietern zur Einigung, »sonst gehen sie das Risiko ein, dass sie am Ende nichts haben«.
Am Donnerstag habe ihm Baubürgermeister Oliver Martini bei einem Termin im Technischen Rathaus mündlich die Baugenehmigung und die denkmalschutzrechtliche Genehmigung für November zugesagt, sodass die Sanierung voraussichtlich im Frühjahr starten könne. Er freue sich darauf: »Das Areal am Mühlbach wird immer schöner.«