Wo der Dalai Lama schon übernachtete
Tradition. Bezaubernd. Modern: So beschreibt sich das Hotel »Ritter« in Durbach. Doch wie sieht es eigentlich im Vier-Sterne-Superior-Hotel aus? Welcher Promi war dort schon zu Gast? Und welche Augenweide verbirgt sich in der Tiefgarage? Hotelchef Dominic Müller führte 22 Besucher bei der OT- Sommeraktion »Offenes Werkstor« durch das renommierte Haus in Durbach.
Aus dem Rheinland in die Reben: »Wir wollten eine Marke hinterlassen«, betont der gebürtige Düsseldorfer und Hotelier Dominic Müller vor den 22 OT-Lesern, die beim »Offenen Werkstor« hinter die Kulissen des Hotel »Ritter« in Durbach blicken. Die Leidenschaft des Hotelchefs fing schon früh an. Mit 13 Jahren organisierte er bereits Caterings in der Nachbarschaft. Als er und seine Frau Ilka 2008 das Familienunternehmen übernahmen, war ihnen wichtig, das Traditionshaus behutsam zu verändern, also Modernes mit Altem zu vereinen. Nach einer kurzen Einführung lotst Müller die »Kurzzeit-Hotelgäste« durch die Lobby.
Keine Sonderbehandlung
An der Promiwand bleibt er stehen: Ob nun der Dalai Lama, Günther Jauch, Matthias Schweighöfer, Karl Lagerfeld – alle, die sie da hängen, haben bereits im »Ritter« übernachtet. »Zuletzt stand der große Bär George Foreman hier im Haus«, beschreibt Müller den Schwergewichts-Boxweltmeister und sagt dann schnell: »Nun aber genug mit der Angeberei.«
Der Hotelier führt nämlich keine Sonderbehandlung mit den prominenten Gästen durch. »Der normale Gast ist uns genauso wichtig!« Vorbei an der »Angeberwand« geht es in das Sterne-Restaurant. Schwarze Tapeten und Gardinen, ein Kronleuchter aus Swarovskisteinen, und immer wieder schimmert das Thema »Schwarzwald« durch. Ob der rote Bollenhut an der Wand oder drei Fotos von Sebastian Wehrle, auf denen Frauen im ungewohnten Trachtenlook abgelichtet sind.
24 Köche wirbeln
Das Sternerestaurant zähle zu den 113 besten Restaurants in Deutschland. »Wir wollen es noch unter die 100 schaffen«, hat sich der Hotelier vorgenommen. Er führt die 22 Gäste anschließend zu dem Ort, wo die feinen Gerichte entstehen: in die Küche. Insgesamt schneiden, rühren, braten oder schwingen 24 Köche die Pfanne im »Ritter«. An einem Samstagabend können bis zu 1000 Teller in den Restaurants gereicht werden. Weiter geht es in die Ritterstube: »Dort im Herrgottswinkel saßen Helmut Kohl und François Mitterrand bei einem privaten Gipfeltreffen«, sagt der Hotelchef und zeigt in eine Ecke. Außerdem sind in der Ritterstube laut Müller schon Bundesligaverträge unterschrieben worden. »Wenn die Wände sprechen könnten, würden uns die Ohren abfallen«, erzählt er den Gästen und lacht dabei. Dann winkt Müller die OT-Leser eine schmale Treppe hinunter. Es geht in den Weinkeller. 780 unterschiedliche Weine werden dort gelagert. Insgesamt gebe es 6000 Flaschen, die teuerste kostet 2400 Euro. Nach dem Weinkeller zeigt Müller den Gästen eine Suite im Neubau. »Wie lange bleiben die Gäste eigentlich hier?«, will eine OT-Leserin wissen. »Wir sind kein Hotel für einen längeren Aufenthalt, aber für Kurztrips und Wellness kommen die Gäste gerne zu uns«, so der Hotelchef.
Das Oldtimerherz schlägt höher
Auf dem Balkon der Suite werfen die Besucher einen kurzen Blick auf die Reblandschaft. »Traumhaft!«, sagt ein OT-Leser und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen.
Der nächste Besichtigungsstopp ist die Tiefgarage. Dort schlägt für einige das Motoren-Herz höher. Die Smartphones werden gezückt, um ein paar Fotos der schönen Karossen zu machen, die von Gästen gerne ausgeliehen werden. Nach zwei Stunden intensiver Führung durch das Gebäude nehmen die 22 begeisterten OT-Leser im gemütlichen Kaminzimmer Platz. »Bleiben Sie ruhig noch sitzen«, sagt Müller, und schon tragen Kellner Tablets mit Kostproben aus der Küche herein. Die Gäste sind begeistert und würden am liebsten im Hotel noch ein paar Tage verweilen.
NÄCHSTE FOLGE: Die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie: 24 OT-Leser besichtigen die Zentrale des E-Werk Mittelbaden.
Historie
1378: Die Staufenberger sprechen dem Kloster Allerheiligen Zehntrechte für die Betreuung der St-Georgs-Kirche auf Staufenberg zu. Eingesammelt wird dieser Zehnt im Ritter-Keller.
1656: Erste urkundliche Erwähnung des Gasthauses »Zum Ritter«.
1901: Wilhelm Brunner, lediger Portier aus Villingen-Schwenningen, kauft für 49 000 Mark den Ritter. Zuvor gab es zwölf Vorbesitzer.
1921: Sohn Wilhelm Brunner übernimmt das Gasthaus.
1964/65: Bau eines Gästehauses, erstmals Gästezimmer mit Dusche/Bad.
Ab 1969: 26 Jahre lang zieren ein oder gar zwei Michelin-Sterne den »Ritter«.
1972: Erweiterung, Erwerb des alten Pfarrhauses und Neubau der Residenz I.
1984: Neubau der Residenz II und III mit modernen Suiten.
1987: Die Promis der Bambi-Verleihung nächtigen im »Ritter«.
1988: Privates Gipfeltreffen von Helmut Kohl und François Mitterrand im »Ritter«.
Januar 2008: Dominic und Ilka Müller kaufen das Hotel.
November 2008: Die Bambi-Gäste übernachten im »Ritter«, darunter Meg Ryan.
November 2009: Der »Ritter« erhält nach 16-jähriger Abstinenz wieder einen Michelin-Stern.
2012: Das Hotel übernimmt die Gastronomie auf Schloss Staufenberg.
November 2013: Einweihung des 6,5 Millionen Euro teuren Erweiterungsbaus.
Wussten Sie,...
... dass der Ritter heute über 130 Mitarbeiter hat und 39 Azubis?
...dass das Hotel von Tripadvisor mit dem »Travellers choice award 2015« ausgezeichnet wurde und somit zu den 25 besten Hotels in Deutschland zählt.
...dass dem Ritter »ewige Schildgerechtigkeit« verliehen wurde, Hotelier Müller also auch ohne Konzession Gäste beherbergen und bewirten könnte, wenn er wollte?
...dass der »Ritter« Wollschweine in Kehl züchten lässt?