Wunsch nach mehr Hilfe in der Therapie
Gut besucht war die Fachtagung zum Thema »Traumaspezifische Fachberatung«, zu der die Offenburger Akademie für Psychotherapie im Hotel Mercure in Offenburg eingeladen hatte.
Die Offenburger Akademie für Psychotherapie um Kurt Schley hatte zusammen mit der Jugendhilfeeinrichtung Haus Pegasus zur Fachtagung eingeladen. Diana Balkhausen als Referentin und Tagesmoderatorin begrüßte weit über 100 interessierte Gäste.
Im Rahmen der Tagung berichtete das »Trio aus Bottrop« von seinem Integrativen Projekt im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ). Elle Schudek, Katrin Zawadski und Heidi Derks arbeiten in ihrer Einrichtung gut mit den Kostenträgern und Eltern die bisweilen sehr dramatischen Lebensgeschichten der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen auf, berichteten sie. Zum Konzept gehören vollzeitige pädagogische Betreuung, verlässliche und stets verfügbare psychologische Betreuung sowie der Einsatz von pädagogisch ausgebildeten Pferden.
Dass dieses integrative Konzept überhaupt umsetzbar wurde, ist laut Elle Schudek vor allem der Unterstützung der behördlichen Kostenträger zu verdanken. »Da fehlt es uns noch etwas hier in Südbaden«, sagte dazu Kurt Schley, »nicht zuletzt vielleicht deshalb, weil im Ruhrgebiet die Not noch größer ist«. Allgemein wurde festgestellt, dass zu sparsame Ausgaben in der Stabilisierung von Kindern und Jugendlichen in kaum überschaubare Kostenspiralen führen, weil junge Menschen, deren soziale Integration nicht gelingt, auch nicht in soziale Regelstrukturen geführt werden und die zwingende Folge ein dauerhafter Verbleib in der Sozialunterstützung sein wird.
Nach kurzer Mittagspause wurde die Hauptreferentin des Tages, Hanne Shah vom Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement in Köln, vorgestellt. Sie arbeitet seit vielen Jahren mit traumatisierten Menschen vor Ort und in Notstandsgebieten und ist weit über den nationalen Einsatzbereich bekannt. Sie ist ebenfalls als Buchautorin zum Thema »Trauma-Arbeit« bekannt.
In ihrem Vortrag wies Hanne Shah darauf hin, dass nur wenige Institutionen dieses Problem aufgreifen und traumatisierte Menschen nicht selten mit ihrer Problematik »allein gelassen werden«. Ein Hauptproblem sei die oft lange nach der Traumatisierung auftretende posttraumatische Belastungsstörung. Außenstehende seien in solchen Momenten hilflos und könnten die nötige Unterstützung nicht leisten, weil sie sich das Verhalten nicht erklären können.
Im abschließenden Vortrag ging Kurt Schley noch einmal mit den oft zögerlichen Unterstützern im Verwaltungsapparat »ins Gericht«. Allzu oft werde unterschätzt, welche Folgekosten der Gesellschaft aufgeladen werden, wenn man Kinder und Jugendliche nicht zeitnah in ein »normales Leben« zurückführe, weil man glaube, an Betreuungs- und Therapiekosten sparen zu müssen. Eine Unterstützung, vergleichbar mit dem Bottroper Projekt, sei nicht nur wünschenswert, »sondern im Sinne der gesellschaftlichen Funktion geradezu geboten«.