Ausbildung in letzter Minute
Wer jetzt noch keinen Ausbildungsplatz für den Herbst hat, muss sich ranhalten. Eine Gelegenheit dafür hat sich gestern auf der Last-Minute-Börse bei der Arbeitsagentur Offenburg geboten. Dort gingen Jugendliche auf Tuchfühlung mit Ausbildungsbetrieben.
Der junge Mann, der etwas unsicher vor dem Stand einer überregionalen Lebensmittelkette von einem Bein aufs andere tritt, ist auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle im Großhandel. Er ist 17, vielleicht 18 Jahre alt. Die Knöpfe des Hemds sind oben geöffnet, darunter trägt er ein buntes T-Shirt. Er sagt wenig, dafür spricht seine Mutter umso mehr. Sie lobt die Qualitäten ihres Sohns und drückt der Firmenvertreterin am Ende eine Bewerbungsmappe in die Hand.
Bei der Last-Minute-Börse gestern Nachmittag in der Arbeitsagentur Offenburg treffen junge Leute, die noch keine Ausbildungsstelle für den Herbst haben, auf potenzielle Arbeitgeber. Sieben Firmen sind vor Ort, dazu drei Wirtschaftsverbände. »Es gibt noch viele offene Stellen, jeder hat die Chance, etwas zu finden«, sagt Elisabeth Giesen, Geschäftsführerin für den operativen Bereich der Arbeitsagentur. Sie rechnet mit 300 bis 400 Besuchern, meist Realschüler zwischen 16 und 19 Jahren. Verträge würden bei der Börse keine geschlossen, aber einige Einstellungsgespräche dürften sich in der Folge ergeben.
Die Gründe, warum es bei einigen Schulabgängern mit einer Stelle bisher nicht geklappt hat, seien vielfältig. »Manche sind zu spät dran mit ihrer Bewerbung, andere haben kurzfristig eine Absage erhalten.« Insgesamt übersteige in der Ortenau die Zahl der angebotenen Plätze die der Jugendlichen auf Lehrstellensuche.
Am gefragtesten seien Ausbildungen zur Verkäuferin, zum Industriekaufmann und zur medizinischen Fachangestellten. Freie Stellen gebe es im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie in Techniker- und Handwerksberufen.
Mal schüchtern, mal aufgeregt nähern sich die Jugendlichen den Arbeitgebern. Der 18-jährige Dimitrij Mukschin aus Lahr hat gerade ein Gespräch beendet, bei dem es um eine Ausbildung zum Verfahrenstechniker ging. Was er gehört hat, gefällt ihm. »Ich könnte selbstständig arbeiten und hätte immer neue Herausforderungen.« Er habe sich auch um einen Studienplatz bemüht, landete da aber auf der Warteliste und sucht nun nach weiteren Möglichkeiten.
Was erwarten Firmen?
Hinter dem Stand des Europa-Parks steht Marcus Beck. Nach anderthalb Stunden waren schon mehr als 20 Interessierte bei ihm. »Wir haben noch Ausbildungsplätze zum Koch und zur Restaurantfachkraft.« In diesen Branchen seien Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit wichtig, Qualitäten, die laut Beck immer häufiger fehlen. »Ausbilder werden deshalb auch zum Erzieher.«